Board Of Metal

Normale Version: Summer Breeze 2008
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Mitte August, Zeit fuers Summer Breeze. Das ganze Jahr habe ich mich schon drauf gefreut und zwei Wochen vor Beginn des Festivals damit begonnen, die Wettervorhersage fuer Dinkelsbuehl zu studieren; man will ja ein schoenes Fest erleben. Nach den ueblichen Vorbereitungen ging’s dann am Mittwoch frueh um 10:15 Uhr auch endlich los. Zwei Stunden von Muenchen bis kurz vor Dinkelsbuehl waren absolut ok, doch dann wurde es richtig zaeh, denn gegen Viertel nach Zwoelf stiessen wir auf die ersten Auslaeufer des Staus, der das Festival begleitete. Nun, ewig kann das ja nicht dauern, sind ja nur noch etwa 10 Kilometer bis zum Gelaende. Dachten wir zumindest, es kam aber anders. Denn um genau 17:15 Uhr, also fuenf Stunden nach Staubeginn hatten wir den Campingplatz endlich erreicht. Und damit lagen wir noch nicht mal schlecht in der Zeit, denn andere Leute hatten wohl noch mehr Pech und standen bis zu zehn Stunden in dieser Schlange! Ich weiss nicht genau, was alles zu dieser Verzoegerung gefuehrt hat, da moegen auch ein paar externe Faktoren eine Reihe gespielt haben (Umleitungen, ein gleichzeitig stattfindendes Sommerfestival, die Vorbereitungen auf den Besuch von Herrn Beckstein und aehnliches), aber sehr aergerlich und stressig war es trotzdem. Nur die Glaskontrollen koennen es eigentlich nicht gewesen sein, denn die Abfertigung dort ging doch recht zuegig vonstatten, mir persoenlich sogar ein wenig zu lasch, denn die Kontrolle unseres Autos lief folgendermassen ab: „Habt Ihr Glas dabei? Nein? Ok, koennt weiter fahren“ Das mag mit dem Pressebaendchen zu tun gehabt haben und fuer uns selbst war es auch angenehm, nicht aussteigen zu muessen, aber bei dem, was ich zum Teil auf dem VIP-CP gesehen habe, befuerworte ich dann doch etwas strengere Kontrollen (nicht nur im Glasbereich) auch bei den so genannten wichtigen Leuten. Die Einweisung auf dem CP selbst ging flott und bestimmt vonstatten, so dass wir um halb sechs unseren Platz hatten und mit dem Zeltaufbau beginnen konnten. Leider war das dann doch deutlich zu spaet, um noch den Newcomer Stage Contest begutachten zu koennen, Zeltaufbau und Verpflegungseinnahme sowie ein wenig Ausspannen nach dem Stau nahmen einfach zu viel Zeit in Anspruch. Schade, denn so wirklich voll sah der Campingplatz zu diesem Zeitpunkt noch nicht aus, was auch auf die Besucherzahlen im Partyzelt schliessen laesst (ich lasse mich da gerne korrigieren). So bleibt dem Berichterstatter nur zu vermelden, dass die Band mit dem schoenen Namen „Fuck Your Shadow From Behind“ diesen Wettbewerb fuer sich entscheiden konnte und damit am naechsten Tag auf der Main Stage den Opener geben durfte.
Wie dem auch sein, zumindest zur Metal Blade Label Night waren der Berichterstatter und seine bessere Haelfte, die waehrend des ganzen Festivals fuer die Bildberichterstattung zustaendig war dann endlich vor Ort im Party Tent.

Los ging’s mit Anima, bei denen ich erst dachte „gar nicht mal schlecht“. Leider hielt dieser Eindruck bei mir nicht lange, denn nach zwei Minuten wandelte sich das „nicht schlecht“ in „recht nervig“. Nein, auf Dauer ist mir das zu aufgekratzt und dabei doch ziemlich gleichfoermig, nach dem zweiten Stueck habe ich lieber vor dem Zelt Luft geschnappt und Kontakte geknuepft/gepflegt.

Zweite Band der Label Night war Lay Down Rotten, bei denen ich mir sicher war, dass das schon eher was fuer meines Vaters Sohn waere, war ja nicht das erste Mal, dass ich sie sehen konnte. Und wirklich, ganz feister Auftritt des Fuenfers, spielfreudig und mitreissend, ausgewogene Songauswahl und recht gefaelliger Sound. Kurz gesagt: Sehr gut!

Danach ging es wieder ein wenig bergab, den die in The Rotted unbenannten ehemaligen Gorerotted boten eine durchwachsene Show. Durchwachsen hauptsaechlich deshalb, weil sie fast nur Liedgut des aktuellen Outputs zum Besten gaben und das Publikum doch auf ein paar Klassiker gewartet hatte. So kam irgendwie keine richtige Stimmung auf.

Was sich schlagartig bei der folgenden Combo aenderte. Auf Hail Of Bullets hatten wohl viele sehnsuechtig gewartet, denn vom ersten Ton an herrschte stimmungsmaessiger Ausnahmezustand. Auch ich fand den Gig sehr gut, hatte mir aber zuerst ein wenig mehr erwartet. Meine Erwartungen wurden aber dann bei „Berlin“ nicht nur erfuellt, sondern sogar uebertroffen, denn das Stueck verwandelte einen ausgezeichneten Auftritt in einen magischen Moment. So und nicht anders hat eine Sternstunde zu klingen bzw. auszusehen!

Das „Born From Pain“ dieses Niveau nicht halten koennen, war mir von Anfang an klar. Aber so schlecht, wie manche meiner Mithoerer die Band fanden, war die Show meines Erachtens nach nicht. Solide, wenn auch etwas unspektakulaer, waren sie fuer mich keineswegs die schlechteste Band des Abends. Und dass man die Kapelle nur an „Pro-Pain“ misst und ihr schon deshalb keine Chance gibt, finde ich mehr als unfair. Ist eben alles Geschmackssache.

Keine Geschmackssache allerdings war der Auftritt der letzten Band des Abends, Fleshcrawl. Genauso tight wie Lay Down Rotten zockten sie sich durch ihr Set und trafen bei den Anwesenden, die fuer die spaete Uhrzeit und den Anfahrtsstress doch noch ueberraschend viele waren, auf offene Ohren. Auch hier gab es eine gelungene Songauswahl bei anstaendigem Sound und einer sehr spielfreudigen Band zu bewundern. Definitiv einer der drei Gewinner der Label Night, haben sich Fleshcrawl mit diesem Gig mit Sicherheit einige neue Fans erspielt. So nahm die Label Night denn einen mehr als zufriedenstellenden Ausgang und nach einem Abschlussbierchen und Nachtsnack war es dann auch an der Zeit, das Zelt einem ersten Schlaftest zu unterziehen...

Donnerstag:
Aufgrund der Anfahrtsstrapazen und der doch recht langen Nacht zuvor war es den beiden rasenden Reportern leider nicht moeglich, rechtzeitig aufs Gelaende zu kommen, um den Gewinner des Newcomer Stage Contest auf der Main Stage zu bewundern, zum zweiten Mal ging also „Fuck Your Shadow From Behind“ an uns vorbei. Und da weder All Ends noch die Emil Bulls wirklich in mein musikalisches Spektrum passen, begann der Festivalstag fuer uns erst kurz vor drei Uhr mit Aborted. Ein ganz feiner Beginn war das, denn er weckte die Lebensgeister nicht nur bei mir, sondern auch bei den gar nicht so wenigen Zuschauern, die zu diesem Zeitpunkt anwesend waren. Herausragend waere zwar ein etwas uebertriebener Begriff, aber grundsolide und unterhaltsam trifft den Kern der Sache dann sehr genau.

Danach Szenewechsel zur Main Stage, auf der die erste Mittelalterband des Summer Breeze ihren Auftritt hatte. Saltatio Mortis wussten denn auch nicht nur durch ihr Outfit, sondern, was natuerlich viel wichtiger ist, auch durch ihre Musik voll zu ueberzeugen. Das Publikum nahm’s dankbar auf und die Stimmung stieg noch mal um einiges im Vergleich zu Aborted, was aber zum Teil auch an der dickeren Personaldecke im Publikum lag. Insgesamt ein ganz feiner und vor allem wenig „dudeliger“ Auftritt, bei dem auch die manchmal etwas duenne Stimme von Saenger Alea nicht sonderlich stimmungstoetend wirkte.

Zurueck zur Pain Stage ging es dann fuer Graveworm, deren Auftritt mich aber nur teilweise ueberzeugen konnte. Mag der Sound auch einigermassen ertraeglich gewesen sein, hat mich doch das staendige Gebettel von Frontmann Stefan Fiori nach einer Wall Of Dead (!) auf Dauer recht genervt. Mal ganz davon abgesehen, dass sich die Musik von Graveworm nicht unbedingt zu einer WoD eignet, sollte spaetestens nach dem dritten erfolglosen Aufruf zu Selbiger klar sein, dass es damit zu diesem Zeitpunkt einfach nichts wird. Sei’s drum, der Gig selbst war recht solide, wenn auch nicht weltbewegend, nichts, was mir lange im Gedaechtnis bleiben wird.

Danach war erst mal wieder ein Paeuschen angesagt, naechster Programmpunkt fuer mich war Arch Enemy. Nicht, dass ich ein ueberfan dieser Band waere, aber zumindest gute Musik machen sie meiner Meinung nach, auch wenn mir die Phase mit Liiva am Mikro deutlich besser gefaellt. Nun, der Auftritt der Truppe um die Amott-Brueder erfuellte eigentlich genau meiner Erwartungen: Gute Musik, guter Sound, professionelle, vielleicht etwas blutleere, weil zu professionelle Show und eine Frau Gossow, deren Stimme zwar sehr gut ist, deren Auftritt aber fuer meinen Geschmack dann doch etwas zu einstudiert wirkt. Bleibt als Urteil „ganz in Ordnung“

Danach wieder Wechsel zur Pain Stage, wo Behemoth auf dem Programm stand. Und ich weiss nicht, woran es liegt, aber mal wieder konnte ich mit der Performance der Polen nicht wirklich etwas anfangen. Die Musik war durchaus brauchbar, der Sound vielleicht etwas duenn, aber noch nicht mies, aber der Funke wollte wieder mal nicht bei mir ueberspringen. Ich habe die Band jetzt innerhalb eines Jahres zum dritten Mal gesehen, aber live geht die Kapelle jedes Mal irgendwie an mir vorbei. Mag sein, dass es nur an mir liegt, aber auch meine bessere Haelfte, die man durchaus als Fan der Band bezeichnen kann, war mit diesem Gig nicht wirklich zufrieden.

Egal, danach ging’s ins Party Zelt, um bei Diablo Swing Orchestra die Laune heben zu lassen und das mit Erfolg! Denn der Auftritt verdient das Praedikat „Starke Sache“, der Sound war gut, das Set natuerlich auch und die Performance stimmte ebenfalls. Ausserdem war ich froh, die Band im Zelt zu sehen, denn unter freiem Himmel auf einer Riesenbuehne waere doch der Spirit der Show ein wenig verloren gegangen. So aber war die Band um Fronttraelleuse Annlouice Loegdlund, die alleine durch ihre blosse Anwesenheit die Buehne mit ihrer Praesenz fuellen kann, eines der Highlights des Tages.

Danach musste ich erst mal der Anstrengung des Festivals, des Schlafmangels, meines fast schon biblischen Alters und nicht zuletzt dem (von mir unterschaetzten) Alkoholgehalts eines Caipis Tribut zollen und zog mich Richtung CP zurueck, um meine Augenlider einer ueberpruefung auf innere Verletzungen zu unterziehen.
Freitag:
Ausgeschlafen wie ich ob des fruehen gestrigen Rueckzuges war, ging es heute schon vor dem Mittagslaeuten gen Festival-Gelaende, um die Show von Heidevolk zu begutachten. Als Aufwaermer fuer mich (es war ja auch bitter kalt geworden) taugte der Gig durchaus, nichts Weltbewegendes und vielleicht eine Spur zu viel Gedudel fuer meinen Geschmack, aber ansonsten einigermassen ordentlich. Ja, ok, vielleicht wirklich zu viel Gedudel und zu wenig Metal, aber man kann’s ja nicht jedem recht machen.

Danach Ortswechsel zur Pain Stage. Midnattsol war an der Reihe. Der Auftritt war denn auch wunderschoen anzusehen, vor allem die feengleiche Carmen im Zentrum der Aufmerksamkeit. Das war es aber auch schon mit den positiven Aspekten dieses Gigs, denn musikalisch wurde ich selten so gelangweilt wie hier. Die ganze Musik plaetscherte einfach nur so dahin, ohne grosse Spannungsboegen oder Aha!-Momente. Zu einem Gutteil lag das auch an der Abmischung, denn dominiert wurde der Sound vom alles gleichmachenden Keyboard, welches den Rest der Band fast schon unter sich begrub. Nein, Herr Mischer, das war nix, setzen, Sechs!

Nach einer kleinen Verschnauf- und Fruehstueckspause ging es dann zurueck zur Pain Stage, Schelmisch standen auf dem Programm. Und das war schon etwas ganz anderes als das Geplaetscher und Gedudel zuvor! Erfrischen zuenftig gingen die Musikanten bei ihrer Show zu Werke, keine Spur von verklaerter Mittelalterromantik, sondern rockige Spielfreude, gepaart mit charmanten und launigen Ansagen. Eine der fuer mich positiven ueberraschungen des Summer Breeze!

Nach dem naechsten kleinen Paeuschen waren Megaherz an der Reihe (irgendwie kam ich an diesem Tag kaum von der Pain Stage weg), mein Gehoer mit ihren Klaengen zu erfreuen. Ist zwar keine Musik, die ich dauerhaft hoeren kann, aber diese gute halbe Stunde ging das ohne Probleme. Nicht uebel, was die Muenchner da ablieferten, immerhin hatten sie ja auch ein gar nicht so schlechtes neues Album im Gepaeck. Sehr brauchbar, das Ganze und auch das Publikum wusste die Leistung der Musiker zu honorieren.

Endlich ging’s aber mal vor die Mainstage, auf der sich der lustige Haufen von Korpiklaani zu einem Stelldichein einfand. Die Gute-Laune-Musik der Finnen musste doch fuer Partystimmung sorgen, so zumindest meine Annahme. Tat sie dann aber leider nur teilweise, denn erstens war auf der Buehne ein bisschen wenig los und zweitens liess der Sound doch zu wuenschen uebrig, zu leise und drucklos kamen die Gassenhauer da aus den Boxen. Aber zumindest weiter vorne schien doch so etwas wie Stimmung aufzukommen (gut, da war es ja auch lauter), so dass zumindest von einem Teilerfolg gesprochen werden darf.

Weiter ging das Programm mit Pro-Pain, die ja ebenfalls ein neues Album im Gepaeck hatten. Die New Yorker Hardcore-Legende legte sich denn auch maechtig ins Zeug, um der Meute einzuheizen und kam damit auch ganz gut an. Ein bisschen zahm wirkten sie auf mich, passend zum neuen Material, aber daran schienen sich nicht allzu viele der Anwesenden zu stoeren. Zumindest war der Sound laut und klar genug, um der gleichzeitig vor der Hauptbuehne stattfindenden Strohschlacht als perfekter Soundtrack zu dienen.

Dann vor dieser Buehne sammelte sich nun eine stattliche Meute, um dem Auftritt der maechtigen Exodus zu huldigen. Und selbiger wurde auch richtig feist, denn die Band ueberzeugte durch Buehnenpraesenz, Spielfreude und eine geglueckte Songauswahl. Stimmlich ziehe ich zwar Zetro als Fronter vor, aber was Rob Dukes alleine durch seine Anwesenheit auf den Brettern an Energie und purer Angepisstheit ausstrahlte, ging auf keine Kuhhaut mehr. Passend dazu entwickelte sich endlich mal ein Moshpit vor der Buehne, der diesen Namen auch verdiente und nicht durch die leider allgegenwaertigen Walls-Of-Death gestoert wurde. Tolle Live-Band und das bisherige Freitags-Highlight fuer mich.

Nachdem ich mich also so richtig ausgetobt hatte, war wieder Buehnenwechsel angesagt und die letztjaehrige ueberraschungsband Eluveitie durfte zeigen, ob und wenn ja wie sie den Ausstieg der Gebrueder Kirder verkraftet hatte. Und um es kurz zu machen: Musikalisch war da ueberhaupt kein Bruch zu spueren, dieser Auftritt gehoerte mit zum Staerksten, was das Breeze dieses Jahr zu bieten hatte. Hoechstens beim Stageacting war durch den Weggang von Derwisch Sevan Kirder eine kleine Luecke zu bemerken, die aber ueberhaupt nicht ins Gewicht fiel. Ganz tolle Show der Schweizer, die sich damit sicherlich weitere Fans erspielt haben.

Fuenf Bands am Stueck schrieen jetzt aber mal nach einer etwas laengeren Pause, zumal sich auch mein Magen bemerkbar machte. Deswegen bekam ich auch nur die letzten beiden Stuecke vom End Of Green-Auftritt mit, aber der Menge schien die Show der Senkrechtstarter durchaus gefallen zu haben, wenn ich das richtig gedeutet habe.

Fuer mich gab es dann aber schon das naechste Highlight, denn die Groove-Deather um Grunzwunder Chris Barnes gaben sich die Ehre. Und ja, es war ein verdammt starker Gig, den Six Feet Under da hinlegte. Vom ersten Ton herrschte Stimmung im Publikum und die hielt die komplette Spieldauer an, nur um mit dem abschliessenden „TNT“ ihren absoluten Hoehepunkt zu finden. Bei dem Stueck stand ich naemlich schon vor der kleineren der beiden Buehnen, um mich auf die naechste Band vorzubereiten und auch dort groelte alles, aber auch alles den Song mit! Da braucht mir niemand zu erzaehlen, das SFU langweilig und monoton waere, live sind die Herren einfach eine Macht.

Ja, warum stand ich denn schon vor der Pain Stage? Weil eine weitere Live-Granate anstand und die hiess (und heisst immer noch) Kataklysm. Aber wenn ich schon ueber den Gig von SFU in hoechsten Toenen sprach, legten die Kanadier noch mal ein bis zwei Schippen drauf! Vom ersten Song an herrschte Ausnahmezustand im Zuschauerbereich, das Gedraenge laesst sich mit Worten kaum beschreiben. Als dann noch bekannt wurde, dass die Hyperblaster mit fremdem Equipment spielen mussten, weil die Fluglinie (F**k British Airways!) ihre Ausruestung verschlampt hatte, stieg das Stimmungsbarometer noch mal um ein paar Zentimeter. Kataklysm waren fuer das 08er Breeze das, was Bolt Thrower letztes Jahr waren: Der absolute Stimmungsheadliner.

Tja, nach solch einem Auftritt hatten es Subway To Sally naturgemaess nicht leicht, bei mir bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Der Auftritt war dann auch ganz nett anzuhoeren und manchmal auch anzusehen (die Feuerspuckeinlage war recht beeindruckend), aber so wirklich wollte dieser Gig bei mir nicht zuenden, dafuer war auf der Buehne insgesamt zu wenig los. Verglichen mit In Extremo 2007 (die ja auch kurz nach der Granate Bolt Thrower spielen „mussten“) zogen STS bei mir eindeutig den Kuerzeren.

Aber hier zeigten sich auch die Vorteile des Party Zeltes: Wenn man mit den Gigs auf den Hauptbuehnen nicht zurande kam, wechselte man halt einfach die Location. So auch hier und jetzt, so kam ich wenigstens noch in den Genuss, einen Teil des Textures-Gigs zu erleben. Allerdings muss ich zugeben, dass ich damit auch nicht zurecht kam. Schon auf Platte ist mir die Musik der Niederlaender zu schwer, live hat sich daran nichts geaendert. Uns so wirklich am Kochen war die Stimmung im Publikum auch nicht, auch wenn es doch einige gab, die ihren Spass an der Sache hatten. Nun ja, immerhin eine interessante Erfahrung, wenn auch keine ueberragend positive.

Das koennte sich aber mit der naechsten Kapelle aendern, denn Hollenthon sind dann doch eher meine Kragenweite. Allerdings machte mir hier der Mischer einen dicken Strich durch die Rechnung, denn was einen da aus den Boxen ueberfuhr, war schlicht und ergreifend unertraeglich laut und stechend. Ich mag es wirklich gerne laut und wuchtig, aber das war definitiv Koerperverletzung. So packte ich denn waehrend des zweiten Stueckes meine Siebensachen und versuchte die Reste meines Gehoers in Sicherheit zu bringen. Schade, denn musikalisch klang das, was man durch den Laerm vernehmen konnte, gar nicht mal uebel.

Aber es war eh spaet genug geworden, Samstag ging das Programm wieder recht frueh los. Also Abmarsch ins Zelt...

Samstag:
Ja, 11:00 Uhr morgens ist fuer ein Festival schon eine recht fruehe Zeit, um vor der Buehne zu stehen. Letztes Jahr waren die Massen um diese Uhrzeit doch recht „uebersichtlich“, was schade fuer die fruehen Bands war. Das sah dieses Jahr doch ganz anders aus, denn beim Auftritt von Debauchery war das Feld vor der Pain Stage doch ziemlich gut bevoelkert. Und die im Vorfeld des Summer Breeze doch (zu meinem Unverstaendnis) haeufig geschmaehten Schwaben nutzen die Gunst der fruehen Stunde, um einen ganz starken Gig hinzulegen. Da auch das Wetter schon wieder mitspielte, uebertrug sich der Funke nahtlos aufs Publikum, welches sichtlich Freude am Programm der Todesmetaller hatte. Zwar war die Spielzeit doch arg begrenzt (der letzte Song des geplanten Sets fiel dem gedraengten Zeitplan zum Opfer), aber diese Zeit nutze die Band zu einem sehr feinen Opening-Gig, mit dem Debauchery viele Kritiker ueberzeugt haben duerfte.

Ohne Bruch der guten Laune ging es dann mit den Japanischen Kampfhoerspielen weiter, die zwar etwas weniger Zuhoerer als ihre Vorgaenger hatten, diese aber mit ihrem launigen Grindcore bestens zu unterhalten wussten. Sowohl Ansagen als auch die Songtitel und –texte sorgten fuer einen Lacher nach dem anderen und auch wenn die Musik doch ein gutes Stueck unzugaenglicher als der groovende Death Metal von Debauchery war, frassen die Anwesenden den Ruhrpottlern doch waehrend der ganzen Show aus der Hand.

Ein richtig schoener Beginn des letzten Konzerttages also, der aber auch mit einem umfangreichen Fruehstueck fortgesetzt werden wollte. So kam es denn, dass die naechste Band, die der Berichterstatter sehen konnte, Endstille war. Dieser Auftritt fiel dann auch unter die Kategorie „geht so“, denn irgendwie hatte ich den Eindruck, dass die Band nur zwei Songs spielt: Einen sehr schnellen, der vom staendig gleichen Blastbeat unterlegt ist, und einen etwas langsameren. Da fehlten mir die Hoehepunkte innerhalb der jeweiligen Stuecke, Abwechslung ist nicht gerade das Wort, das ich nach diesem Auftritt mit Endstille verbinde.

Dass es im Black Metal auch anders geht, zeigten im Anschluss die Norweger von Keep Of Kalessin. Die Herren machten Musik, die trotz ihres nicht gerade leicht zugaenglichen Charakters zu fesseln verstand. Leider war der Sound ein wenig duerftig, ein bisschen mehr Schmackes haette diesem Auftritt gar praechtig zu Gesicht gestanden. Aber das war nur ein kleiner Kritikpunkt, dann grottenschlecht war die Abmischung keineswegs, allenfalls ein wenig duenn. Der Rest aber stimmte voll und ganz und lies diese Show zu einem deutlichen Erfolg fuer Keep Of Kalessin werden.

Das Ende dieser Darbietung allerdings konnte ich nur von der Main Stage aus geniessen, den ich wollte mir einen guten Platz fuer Dismember sichern. Im Nachhinein gesehen war das zwar voellig unnoetig, denn der Platz vor der Buehne blieb doch erschreckend duenn besiedelt, aber das konnte ich vorher ja nicht wissen. Aber was das Publikum an Zahl zu wuenschen uebrig liess, machte es durch Einsatzwillen locker wieder wett, denn beim Programm der sichtlich gut gelaunten Schweden war doch eine erkleckliche Anzahl an Headbangern in der Menge auszumachen. Und die Band liess sich nicht lumpen und zeigte sich von der spielfreudigen Seite. Auf der Buehne wurde gepost vom Feinsten (allen voran der Herr an den Stahltrossen), Frontmann Matti Kaerki musste ein ums andere Mal ueber alle vier Backen grinsen und auch der Rest der Band bot ein Bild schierer Freude ueber einen durchweg gelungenen Auftritt.

So, jetzt stand ich aber vor der Wahl, ob ich Neaera, die live einfach eine Bank sind, wovon ich mich schon zwei Mal ueberzeugen konnte oder Agrypnie (Gesundheit!), die ich zwar noch nie gesehen habe, deren aktuelles Album mich aber sehr beeindruckt hatte, sehen will. Der Zuschauerstrom, der sich dann in Richtung Neaera bewegte, machte mir die Wahl dann doch leicht, das Partyzelt gewann deutlich an Attraktivitaet. So kam ich denn dann auch in den Genuss eines aeusserst gelungenen Gigs der Quasi-Nachfolger von Nocte Obducta, und diesmal machte sogar der Mann am Mischpult mit. Zwar immer noch deutlich lauter als bei den grossen Buehnen, entwickelte sich beim jetzt stattfindenden Programm eine faszinierende Atmosphaere, die dem Album in nichts nachstand. Hier waren tolle Musiker am Werk, was auch vom Publikum mit mehr als hoeflichen Reaktionen honoriert wurde.

Da dieser Gig aber schon um 16:30 Uhr zu Ende war, konnte ich mich, wenn auch nur aus sicherer Entfernung von der Qualitaet des Neaera-Auftrittes ueberzeugen. Und die stand wie zu erwarten voellig ausser Frage, den die wogende Menschenmasse, die sich da vor der Buehne befand, sprach Baende ueber die herrschende Stimmung.

Jetzt galt es aber, ein gutes Plaetzchen fuer Ensiferum zu suchen, immerhin sollte bei dieser Band die Halle wackeln... aeh... das Feld beben. Aber so wirklich der Bringer war das nicht fuer mich, ein wenig hueftlahm schien die Darbietung schon zu sein und auch der Sound war mal wieder deutlich unterdimensioniert. Als weiterer Stimmungstoeter erwies sich die fuer mich voellig unpassende Wall Of Death; wie kann man nur auf die Idee kommen, so was  zu Pagan und Schunkelmucke zu veranstalten? Allerdings war eigentlich nur das Geschehen auf der Buehne etwas statisch, musikalisch haben mich Ensiferum voellig ueberzeugt. Da waren sie ein gleichwertiger Ersatz fuer Finntroll, wenn also die Rahmenbedingungen gepasst haetten, waere es ein richtig guter Gig geworden. So kann man ihn zumindest als recht brauchbar bezeichnen.

Aber Pause gab es keine fuer mich, denn mir duerstete endlich wieder nach etwas gepflegtem Power Metal. Diesen Durst sollte Primal Fear stillen, wobei ich da im Vorfeld noch meine Zweifel hatte, war mir die aktuelle Scheibe der Kraftmetaller doch deutlich zu zuckrig geraten. Doch was soll ich sagen: Die Schwaben waren fuer mich DIE positive ueberraschung des Festivals! Spielfreudig ohne Ende, klasse Musiker, mit einem super Set ausgestattet und mit dem Hauptaugenmerk auf die aelteren Stuecke konnte nicht schief laufen. Und selbst die Ballade „Fighting The Darkness“ hatte live nur noch einen Bruchteil des Zuckergusses, mit dem sie mir auf dem Tontraeger im Magen lag. Bei diesem Auftritt habe ich mich wirklich 20 Jahre in die Vergangenheit zurueckversetzt gefuehlt, in die seligen Zeiten meiner Adoleszenz, als reiner Heavy Metal noch mein Ding war und die ganzen „Modern Metaller“ noch ein Glaenzen in den Augen eines Taxifahrers waren. Ich fuerchte, ich muss ziemlich daemlich ausgesehen haben mit diesem sinnentleerten Grinsen in meiner Hackfresse, aber das war mir genauso regal wie die Tatsache, dass ich nicht sicher war, ob Ralf Scheepers jetzt der dritte „Right Said Fred“ oder die Realfigur des Meister Proppers sein sollte. Ich habe es einfach nur genossen...

Solchermassen in der Zeit gereist, passte das naechste Element des Festivals perfekt ins Bild, denn auch die Musik der H-Blockx stellt eine solche Jugenderinnerung dar, wenn auch eine nicht ganz so alte (ja, ok, ich geb’s ja zu, selbst bei der Gruendung der H-Blockx war ich nicht mehr jung, eine Erinnerung isses aber trotzdem). Auch hier war im Vorfeld mehr als einmal die Frage gestellt worden, ob diese Band denn ueberhaupt auf ein Metal-Festival passen wuerde und wie Saenger Henning am Anfang des Gigs verriet, stellte sich die Band die gleiche Frage und war doch ziemlich nervoes deswegen. Aber die Frage beantwortete die Band selbst und auch das Publikum mit einem ganz deutlichen Ja! Auf dem ganzen Gelaende herrschte eine Atmosphaere wie auf einer extrem gelungenen Geburtstagsparty, laechelnde und grinsende Gesichter allerorten. Strohschlachten wechselten sich mit Huepfeinlagen ab. Als dann zum Schluss auch noch „Ring Of Fire“ geboten wurde, war klar, dass auch die H-Blockx zu den Gewinnern dieses Jahres zaehlen wuerden.

Nach fast sechs Stunden Konzert war aber mal wieder eine Pause vonnoeten, die so lange dauerte, dass ich nur noch den Schluss des Heaven Shall Burn-Auftrittes mitbekommen habe. Aber was da fuer eine Stimmung auf dem kompletten Gelaende herrschte, war schon aller Ehren wert. Circle Pits bis ganz hinten, wogende Menschenmassen, Crowdsurfer, deren Anzahl kaum mehr zaehlbar war, alles wies darauf hin, dass hier grosses Kino geboten wurde.

Mein Programm ging aber erst wieder mit Destruction richtig weiter, auf die ich mich schon heftig gefreut hatte, war Thrash Metal doch nicht unbedingt omnipraesent auf dem diesjaehrigen Summer Breeze. Das Trio und Schmier holzte sich denn auch tight und solide durch ihr Programm, auch wenn so wirkliche Highlights bei diesem Auftritt auch Mangelware waren. Ja, die Pyros waren nett anzusehen und Ausreisser nach unten gab es auch keine, aber der letzte Kick, der einen klasse Auftritt von einem „nur“ guten Gig unterscheidet, fehlte mir ein wenig. In Ordnung war die Performance aber auf alle Faelle, kann man schon so stehen lassen.

So, jetzt noch etwas fuers „Ich hab’s zumindest versucht“-Album, Cradle Of Filth standen auf der Main Stage in den Startloechern. Also Abmarsch und ein lauschiges Plaetzchen gesucht, so brechend voll war der Platz gar nicht. Und so schlecht hat der Gig auch gar nicht begonnen, das konnte man durchaus anhoeren. Doch nach knapp einer Minuten kam dann so ein Spielverderber auf die Idee, Dannis Mikrofon einzuschalten und schon war es aus mit dem Genuss. Einen zweiten Song tat ich mir noch an, nur um festzustellen, dass das Bemerkenswerteste an dieser Performance die gleichzeitig stattfindende Mondfinsternis war, dann entschied ich mich dafuer, das optische Himmelsspektakel lieber ohne die Sounduntermalung zu geniessen und zog mich leise und unauffaellig zurueck, womit das Festival fuer mich denn auch beendet war.

So, was bleibt abschliessend zu sagen? Die Organisation des Spektakels hat mich bis auf den etwas zaehen Beginn sehr ueberzeugt, kleine, aber wirkungsvolle Verbesserungen zum Vorjahr (z. B. Pinkelrinnen bei den Dixies auf dem Festivalgelaende, eine wesentlich freiraeumigere Haendlermeile, die nicht mehr an die Suqs in Tunis erinnerte und aehnliches) machten das Leben auf dem Gelaende angenehmer. Die Preise blieben im Vergleich zum Vorjahr auch stabil (ok, im Doener war fuer den gleichen Preis weniger drin), beim Bier war trotz Markenwechsel kein grosser Qualitaetsunterschied festzustellen (das Weissbier war sogar richtig lecker), auch wenn das natuerlich reine Geschmackssache ist und die Aufstockung auf 25000 Besucher wurde durch die Vergroesserung des Gelaendes problemlos abgefangen. Einige der Besucher allerdings wussten mich weniger zu ueberzeugen, zu viele (und vor allem oftmals voellig unpassende) Walls Of Death wechselten sich mir selbsternannten Bruce-Lee-Juengern ab, die ohne Ruecksicht auf Verluste ihre daemlichen Karateuebungen in der Menge absolvierten. Hier scheint sich durch die Vergroesserung ein qualitativer Abfall eingeschlichen zu haben, worauf auch brennende Muellhaufen und sogar Zelte hindeuteten. Hier haette ich mir dann doch eine etwas durchgreifendere Ordnerschafft gewuenscht. Aber trotz dieser (wenigen) Kritikpunkte bleibt mir das Summer Breeze 2008 als tolles Festival in Erinnerung, das mich mit Sicherheit nicht zum letzten Mal gesehen hat...
Schade, dass cih kein Geld fuers Summer Breeze mehr hatte, denn bei dem Festival reizt mich immer die Mischung aus Szenebands Metal - Gothic.

Sehr schoener Bericht...willst mir wohl meinen Rang als XXL-Festivalberichtler streitig machen Smile
netter bericht, sehr umfangreich Smile
ist mir auch ein wenig zu umfangreich, und die bands interessieren mich nicht Usofa
Vielen Dank fuer den Bericht, mshannes! Gott

Etwas Lesestoff bei meiner buerolichen Vorbereitung aufs Wochenende Smile
Angenehme Schreibe, nur eine Sache ist mir aufgefallen:

End of Green Senkrechtstarter? Die sind locker mal 12 Jahre alt Smile