(13.11.2012, 18:11)Wizz21 schrieb: Ich hör jetzt erstmal die neue Frei.Wild...

Zitat:Ja, es ist richtig, dass wir in Deutschland sehr empfindlich sind, was Nationalismus angeht. Teilweise auch überempfindlich. Wir haben aber durch unsere Geschichte auch verdammt guten Grund dazu. Deswegen ist es für mich auch ganz klar das kleinere Übel, wenn die Alarmglocken mal zu früh angehen als wenn sie überhaupt nicht angehen.

Es ist auch schlichtweg falsch, dass hier bei jeder Art von Patriotismus "Nazi!" gerufen wird. Würden Frei.Wild einfach nur darüber singen, wie schön Südtirol ist und wie gern sie da leben, wäre da vermutlich kein Aufschrei. Solche Texte gibt es auch von anderen Bands genug und da regt sich niemand drüber auf. Aber das tun sie eben leider nicht, sondern sie verbinden diese Message mit angeblicher Unterdrückung, Märtyrertum und allen möglichen alten Tugenden wie Ehre und Stolz und das alles mit Machotum und Aggression. Nichts davon ist für sich genommen schlimm. Aber die Kombination weckt eben doch an sehr vielen Stellen Assoziationen, die in Deutschland sehr unangenehm sind. Die NPD freut sich doch nicht ohne Grund ein zweites Arschloch über die Band.

Da spielt es auch einfach keine Rolle, ob sie das wollen oder nicht. Sie tun es! Egal ob bewusst oder unbewusst. Wenn die Band auf ihren südtiroler Kontext besteht, dann muss sie einfach auch zur Kenntnis nehmen, dass der Kontext hier ein völlig anderer ist und was ihre Texte hier bedeuten - nämlich genau die Schiene, die auch die NPD immer wieder fährt: Die aufrechten Deutschen, die von fremden Einflüssen unterdrückt werden und sich endlich mal wehren und sich ihrer deutschen Ehre bewusst werden müssen.

Das mag die Band nicht meinen. Aber es ist genau das, was hier bei vielen ankommt. Wenn die Band das nicht will, muss sie andere Texte machen. Das mag unfair sein, aber so ist es nunmal. Ich kann mich nicht mit einem "ich hab das aber nicht gewollt" rausreden, wenn ich dem braunen Pack in die Hände spiele. Vor allem nicht, wenn das braune Pack das selber auch noch bestätigt.

Das hört auch nicht deswegen auf, wenn man sich gegen Nazis ausspricht. Die Problematik, die NPD-Taktik in den Mainstream zu tragen, bleibt. Nicht in allen Songs, nicht in jeder Textzeile, aber eben doch an vielen. Und das ist ein Problem, ob Burger und seine Jungs das wollen oder nicht.

Übrigens auch noch ein Wort zu Südtirol. Ich weiß nicht, wie oft ihr da schon wart. Für uns ist das hier nicht weit weg und ich war da schon sehr oft. Von einer unterdrückten südtiroler Minderheit hab ich da allerdings nullkommagarnichts mitbekommen. Das ist eine sehr wohlhabende Region, die zweisprachig ist, ihre eigene Kultur hat, auslebt und pflegt und in der die Unterdrückung in erster Linie darin besteht, dass man einen italienischen Pass hat und der Süden des Landes ärmer ist als der Norden. Wo genau muss man da jetzt so schwer um seine Identität kämpfen? Sorry, das ist doch Schifferscheisse.

Zitat:"Frei.Wild werden nicht auf dem "With Full Force Festival" auftreten. Die Band bedauert es sehr, dass ein Auftritt unter den gegebenen Umständen nicht möglich ist. Philipp Burger: "Wir haben uns wirklich ganz besonders auf den Auftritt und auf eine erneute Begegnung mit den Festivalbesuchern des With Full Force gefreut. Wir erinnern uns mit Freude an den WFF - Auftritt 2010. Dieser gehörte ohne Zweifel zu den Jahreshöhepunkten, aber wir wollen und werden keinesfalls die Existenz des Veranstalters und somit des Festivals aufs Spiel setzen."

Einer kleinen, aber effizienten Gruppe von Internet-Freaks ist es gelungen, einen sogenannten "Shitstorm", ein Phänomen im Rahmen von sozialen Netzwerken, bei dem Emotionalisierung zu Massenentrüstungen führt, zu starten, der eine hektische Medienberichterstattung zur Folge hatte. Die Veranstalter des Festivals sind hierdurch dermaßen unter Druck geraten, dass sich Frei.Wild gezwungen sehen, ihren Auftritt aus freien Stücken abzusagen. Philipp Burger dazu: "Wir spielen dort, wo man sich ungetrübt auf uns freut. Wir suchen nicht die Auseinandersetzung mit unseren Gegnern auf Gedeih und Verderben. Am meisten tut es uns für unsere Fans leid. Unser Publikum ist großartig und kennt unsere Positionen, teilt sie und fällt nicht auf die Stimmungsmache einiger Medien herein. Die Vorwürfe sind alte Hüte mit faulen Löchern, die aber scheinbar bis heute nicht an medialer Brisanz verloren haben, leider."

Frei.Wild arbeitet schon seit langer Zeit an einer sachlichen Auseinandersetzung mit den Vorwürfen. Auf der Internetseite www.die-macht-der-medien.de stellt sich die Band der Berichterstattung, und fragt nach. "Wir stellen uns den Presseartikeln, den Vorwürfen, und wir sind überzeugt, dass es einen Platz für Wahrheit in der Gesellschaft gibt.", so die Band. "Wir haben zur Zeit viele positive Resonanzen, auch von ehemaligen Gegnern aus dem Bereich der Presse, die die Dinge mittlerweile anders beurteilen. Wir sehen uns auf dem richtigen Weg, und hoffen, dass unsere Fans unsere Entscheidung zur Absage des With Full Force verstehen."