18.03.2004, 17:44
Zitat:Quelle: golem.de<br>Grossrazzia gegen Film- und Spiele-Raubkopierer erfolgreich<br><br>
Fast 800 Objekte durchsucht, mehrere Festnahmen
Von Ermittlungsergebnissen der GVU ausgehend hat am 16. und 18. Maerz 2004 die bislang weltweit umfangreichste Durchsuchungsaktion auf Grund von Urheberrechtsverletzungen im Bereich Film- und Entertainment-Software stattgefunden. Es wurden fast 800 Wohnungen, Firmenraeume und Rechenzentren im Raum Muenchen, Frankfurt/Main, Bremen, Koeln und im Ruhrgebiet durchsucht. Es kam zu mehreren Verhaftungen. Der Schaden fuer die Wirtschaft wird auf einen hohen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag geschaetzt.
Mehr als zweijaehrige private Ermittlungen der GVU erbrachten detaillierte Erkenntnisse und Beweismittel, so der Verband. Durch Strafantragstellung der GVU und umfangreiche Kooperationen mit den Strafverfolgungsbehoerden in Muenchen, Bochum/Herten und Frankfurt/Main gelang es, Taetergruppen zu ermitteln, welche fuer die illegale Herstellung und Erstveroeffentlichung deutscher Fassungen von Kinofilmen wie "Herr der Ringe" oder "Im Dutzend billiger" (Kinostart in Deutschland erst am 25. Maerz 2004) und Spielesoftware verantwortlich sind. Dabei seien nicht nur diese Release-Groups, sondern auch die Verbreitungsstruktur enttarnt worden.
Eine grosse Rolle in der Kinopiraterie-Szene spielte die nun ausgehobene Release-Group "ACP" (Alpha Cinema Projekt) sowie die dazuzurechnenden Nachfolge- oder Untergruppierungen "CHE" (Cinema Home Entertainment), "DHE" (The Dollhouse Group), "DND" (Do Not Disturb), "Yale" und "PRD" (Paramount Release Division).
Als zweite grosse Hauptgruppe der Kinofilm-Szene wurde die Gruppe TGSC (The German Screener Crew) ermittelt, die im Zeitraum Juli 2001 bis Oktober 2003 von mindestens 225 Filmen illegale deutsche Fassungen herstellte und (ueberwiegend vor Kinostart in Deutschland) ueber Internetserver verbreitete.
Die Gruppen gehoerten zu einem weltweit aktiven Netzwerk von Gruppierungen, die illegal Filme im Internet publizieren. Man unterhielt Kontakte zu Mitarbeitern der Filmwirtschaft, Transportunternehmen und Filmvorfuehrern in Kinos, um in den Besitz von Filmmaterial oder Tonspuren zu kommen.
In der Regel seien die frueher erscheinenden amerikanischen Filmfassungen durch dortige Taetergruppen (zum Beispiel Centropy und TCF) im Internet zur Verfuegung gestellt worden. Mit der in Deutschland beschafften deutschen Tonspur wurden dann das amerikanische Bildmaterial und die deutsche Tonspur zusammengespielt.
Es wurden 19 Server sichergestellt, die Film- und Software-Raubkopien im Umfang von insgesamt 38 Terabyte (ca. 38.000 Gigabyte) vorraetig hielten. Teilweise wurden aber auch Download-Zugaenge gegen Monatsgebuehr (Abo-System) verkauft. Die Server wurden nach Angaben der GVU in den Rechenzentren von:
Global Access Telecommunications, Inc. (GATEL), Frankfurt/Main
Server "Arctic Station" (AS) ca. 2 Terabyte
Server "DOD" ca. 2 Terabyte
Server "Echo Chamber" (EC) ca. 2 Terabyte
Server "GhostShip" (GS) ca. 2 Terabyte
Server "The Site Project" (TSP) ca. 2 Terabyte
NGZ-Datacenter, Coburg
Server "Doll House" (DH) ca. 7,5 Terabyte
Universitaet Bremen
Server "Magnetic Fields ISO" (MFISO) ca. 7 Terabyte
Server "Ravine Of Horror" (ROH) ca. 2 Terabyte
betrieben.
Ausserdem wurden ueber 40.000 Datentraeger und weit ueber 200 sonstige Computeranlagen beschlagnahmt. Die dingfest gemachten Taetergruppen seien fuer die Herstellung und Erstveroeffentlichung von ueber 500 Kinofilmen im Zeitraum 2001 bis 2004 verantwortlich.
n Verbindung damit wurde eine Bande von Wirtschaftskriminellen im Ruhrgebiet zerschlagen, die gewerbsmaessige Haendler mit aktuellen Kinofilmen und Software auf DVDs und Video-CDs belieferte. Nach den ersten Ermittlungsergebnissen ging man dabei hochprofessionel vor: So lagen die Wartung der technischen Anlagen, die Cover-Produktion und die Herstellung der CDs jeweils in den Haenden von Spezialisten.
Beschlagnahmtes Beweismaterial aus dem Ruhrgebiet
Der 42-jaehrige Kopf der Bande hatte eigens einen Sicherheitsdienst aufgebaut, um den Personen- und Autoverkehr um die Produktionsstaette ueberwachen zu koennen und so vor Strafverfolgungsmassnahmen zu schuetzen. Es gab nach Angaben der Ermittler sogar feste Verkaufszeiten, an welchen ein hoher ueberregionaler Kundenverkehr festgestellt werden konnte. Die Gruppe unterhielt eine Kopierstrasse mit 24 Highspeed-Brennern. Nach den vorliegenden Erkenntnissen war sie seit etwa fuenf Jahren aktiv.
Parallel fuehrten kriminalpolizeiliche Ermittlungen in Koeln/Huerth zur Einleitung von Ermittlungsverfahren gegen eine grosse Bande von Crackern, welche in Rechenzentren insbesondere von Firmen und Institutionen eindrang, um dort Speicherplatz auf Servern zur Verbreitung dieser Kinofilme und Software zu nutzen.
Zitat:Quelle: Heise<br>Massives Vorgehen gegen Raubkopierer (Update)<br><br>+ Die Sharereaktor hochnahme, das macht einem Insgesamt schon etwas Angst. Ich haette nicht gedacht das die in Deutschland so schnell mal damit anfangen wuerden auch gegen Privatpersonen vorzugehen.
Die Polizei hat heute in mindestens vier Bundeslaendern auf der Suche nach Raubkopien mehrere hundert Hausdurchsuchungen durchgefuehrt. Ausloeser fuer die in Bremen, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen am heutigen Dienstagmorgen gestartete Aktion soll die behoerdliche Unterwanderung des Liquid-FXP-Boards gewesen sein, ueber das illegale Kopien von Filmen und Software angeboten wurde. Zugriff auf das Board soll den Ermittlern ein Administrator des FXP-Boards selbst gegeben haben, nachdem er von den Ermittlungsbehoerden erwischt worden war.
Betroffen von den Durchsuchungsmassnahmen war unter anderem auch das Rechenzentrum der Universitaet Bremen, wie ein Sprecher gegenueber heise online bestaetigte. Zudem soll nach bislang unbestaetigten Berichten auch die Uni Muenster ins Visier der Fahnder geraten sein. Untersucht wurde jeweils, ob Server der Universitaeten fuer die Verteilung von Raubkopien benutzt wurden. Von den -- nach unbestaetigten Berichten insgesamt ueber 370 -- Durchsuchungen waren aber auch zahlreiche Privatpersonen betroffen. So gab ein Leser gegenueber der Redaktion an, dass die Ermittlungsbeamten am Ende der um 5:57 Uhr begonnenen Aktion seine komplette PC-Ausstattung sicherstellten.
Nach Angaben mehrerer mit den Untersuchungen betrauter Ermittlungsbehoerden soll es bis zum Wochenende eine offizielle Pressemitteilung zu den heutigen Massnahmen geben. Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. (GVU) war ebenfalls unter Hinweis auf "laufende Ermittlungen" zu keiner Stellungnahme bereit. Allerdings scheint sich der Tatvorwurf nicht immer "nur" auf eine Verletzung von Urheberrechtsgesetzen zu beschraenken. So wird offenbar im Zusammenhang mit den fuer den Vertrieb der Raubkopien genutzten FTP-Servern auch wegen des Verdachts der Computersabotage ermittelt.
Schon seit den ersten Tagen abgefilmter Kinohits im Internet fanden und finden sich diese auch auf FTP-Servern, die gemeinhin ausreichend Platz fuer komplette Filme bieten. Oft handelt es sich dabei um Server, die anonymen Zugriff fuer Up- und Download gewaehren; aber auch gehackte Server dienen als Umschlagsplatz. In den vergangenen Jahren hatten insbesondere Uni-FTP-Server an Wochenenden mit massiven Uploads von Warez und Moviez zu kaempfen. Ebenso wie bei Tauschboersen liegen Filme und grosse Software-Pakete meist am Stueck vor -- die Suche nach fehlenden Teilen entfaellt. Auf haeufig anmeldepflichtigen Boards -- so genannten FXP-Foren, benannt nach dem fuer Datenschiebereien zwischen FTP-Servern oft genutzten File Exchange Protocol (FXP) -- geben registrierte Teilnehmer Adressen von FTP-Servern bekannt. (nij/c't)<br>