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[LIVEREVIEW] Metalfest 2010
#2
Freitag, 14.05.

Nennt mich Geek, Nerd oder was auch immer....aber der Gesang von Painful klingt wirklich so, als würde jemand ständig „OLOLOLOL“ ins Mikro grunzen. Musikalisch war das ganze dann in die Schublade des 08/15 Gerumpels einzuordnen.....NEEEEXT.
Als erste Band des Tages wirklich anschauen tat ich mir Varg. Die Band trotzdem dem derzeitigen, negativen Presserummel mit einem wirklich gutem Set. Diese Band könnte wirklich davon profitieren, das Pagan grad in aller CD-Player rotiert. Sie schreiben Songs, die ihren Pathos mit gefälligen Melodien schmücken, ohne dabei ins nervige abzudriften, was den derzeitigen En Vogue Bands auf dem Sektor leider des Öfteren passiert. Auf die Negativschlagzeilen wurde übrigens dennoch in einer Ansage eingegangen. Die entsprechende Passage möchte ich einfach der Fairness halber hier wiedergeben: „Wir alle bei Varg haben natürlich eine politische Einstellung, die sich unterscheidet und manchmal auch weiter auseinanderliegt. Aber in einem sind wir uns einig: Nazis fuck off.“ Möge jeder seine eigenen Schlüsse ziehen. Musikalisch war das Quartett über jeden Zweifel erhaben und konnte mich wirklich gut unterhalten....so wie übrigens auch überraschend viele weitere Leute. Vom Publikumsaufkommen her, hätte man Varg auch eine spätere Position geben können.
Direkt im Anschluss folgte die polnische Vernichtungsmaschine Nr.1: Vader. Wer auch immer sich gedacht hat „Death Metal = schnell, laut, grunz“ hatte bestimmt die Mannen unter Fronter Peter im Kopf. Leider verspätete sich der Start etwas und „dank“ Corvus Corax musste man pünktlich aufhören. Aber bis dahin bot man deftige Death Metal Hausmannskost, die locker mit den grossen der Szene mithalten kann. Stampfende Gitarren trafen auf groovenden Bass und ein (furchtbar getriggertes) Schlagzeug und vermischten sich auf diese Art zu einer netten Mischung. Ideal fürs kleine Nachmittags-Headbangen zwischendurch.
Nach Corvus Corax war uns nun wirklich nicht und auf dem Rückweg zum Zelt bestärkte uns das dissonante Gehiedel, Gefiedel und Geflöte auch noch.
Deicide hörten wir aus der Ferne zu...und fingen schon mal an Wetten abzuschließen, wie viele brünftige Elch-Damen gleich vor der Bühne stehen. Glen Benton gehört wirklich zu den ganz markanten Stimmen im Genre. Das ist auch durchaus wichtig, da musikalisch kaum mehr als Standardkost geboten wird.
Es folgte der erste Exclusivauftritt des Metalfests: die Pagan Alliance machte ihre Aufwartung. Dahinter verbargen sich die Bands Finntroll und Eluveitie, die es auf der gerade ausgelaufenen Paganfest Tour wohl bei einem Backstage Besäufnis zusammengetrieben hat, wenn man den Geschichten glauben darf. Das Ergebnis war ein Doppelgig beider Bands gleichzeitig. Zumindest war das der Plan. Ist diese Idee an sich lobenswert, war die Umsetzung eher durchwachsen. Letztlich lief es primär darauf hinaus, dass jede Band trotzdem alleine auf der Bühne stand und immer zwei Songs im Wechsel spielte. Einzig Matthias (Finntroll Sänger) und Chriggel (Eluveitie Sänger) waren konstant auf der Bühne und gröhlten sich gemeinsam durch ihre Songs. Sonst war die Interaktion der Bands darauf beschränkt, dass die Drehleier-Dame von Eluveitie ein Duett mit Mathias von Finntroll gab und der Finntroll Keyboarder eine zusätzliche Flöte bei Eluveitie spielte. Nette Idee also, aber mit zwei Soloauftritten wären die (teilweise doch recht unterschiedlichen) Zielgruppen besser dran gewesen.
Jetzt kam das Warten auf Testament, den Headliner dieses Abends.....und dieses Warten wurde lang. Mit sage und schreibe 20 Minuten Verspätung fingen Testament ihr Set an und das bei einer Spielzeit von nur einer Stunde. Diese Verkürzung wurde allerdings wieder ausgeglichen durch reinrassigen Thrash Metal amerikanischer Schule. Dabei wusste man gar nicht, wo man zuerst hinschauen sollte: zu Frontbulle Chuck Billy, der (um einiges Gewicht reduziert im Vergleich zum Wacken Gig letztes Jahr) stets um gutes Luftgitarren-Acting mit seinem Mikroständer bemüht war, zu dem wirklich RIESIGEN Banner im Hintergrund, oder doch lieber zu den Instrumentalisten, die dem Herrn Billy in Sachen Bewegungsfreudigkeit und „Frontsau-Gepose“ ein ums andere Mal die Show stahlen. Musikalisch waren die Herren über jeden Zweifel erhaben, vor allem Chuck Billy war stimmlich in absoluter Topform. Ein mehr als würdiger Headliner um den zweiten Tag zu beschlie....HALT. Im Hangar sollten ja noch Heidevolk spielen. Ok, grad noch fix den Rest Marduk ertragen...nur noch diesen Song....aber nach DIESEM Song muss ja....Jetzt aber....Pustekuchen. Ihre Zeit hatten sie bereits um 20 Minuten überzogen und dachten scheinbar nicht daran aufzuhören. Schade eigentlich, da Marduk GENAU die Art Black Metal machen, mit der ich nunmal fast überhaupt nichts anfangen kann. Der miese Sound im Hangar und der unsagbare Fail der Instrumentalisten, so schnell zu spielen, dass der Sänger nicht mehr hinterherkommt....ne....'s is nix. Also ab ins Zelt.

Samstag, 15.05.

„üüüüüüüüüüüüüüü“ hämmer, bretter, schredder. Ungefähr so muss man sich musikalisch Ritual Killing vorstellen. Aus der Distanz wirklich unterhaltsam....auf eine lustige Art und Weise.
Es war aber letztlich das Wetter, dass uns dazu trieb, einfach den Hangar aufzusuchen, weil der schlicht und ergreifend trocken, warm und windgeschützt war.
Downfall sollten uns die Wartezeit versüßen, was ihnen phänomenal misslang. Ihr „Melodic Death“ geriet durch einen so dermaßen beschissenen Sound zu einer Tortur für die Ohren, dass wir es lieber mit dem Regen und der Kälte vor der Hauptbühne versuchten, auf der jeden Moment Imperium Dekadenz ihren Auftritt starten sollten.
Ich gebe zu, dass mich der Name eher schmunzelnd gestimmt hat und ich eine jener „alles ausser uns ist NOT KVLT ENOVGH“- Kombos erinnert hat.....was wurde ich Lügen gestraft. Der melodische (bombastfrei zum Glück), wie wunderschön melancholische, obgleich in den richtigen Momenten auch wunderbar aggressive Black Metal schaffte es wirklich, mich nachhaltig in eine träumerische Trance zu zaubern. Dass die Band auch einen wirklich guten Sound vorzuweisen hatte, der nahezu jede Feinheit im Soundgewand erkennen liess trug sein Scherflein dazu bei, dass den ca. 200 tapferen Recken vor der Bühne ein unglaublich intensiver Gig zuteil wurde. Bei Autumn Serenade war auch der einzige Moment gekommen, an dem ich dankbar für den Regen war. Wenn man in die Melancholie dieses absoluten Überhammers eintaucht und man dabei noch den Regen hört, der einem auf die Kapuze prasselt....wow. Einfach nur wow.
Um sowohl dem Geflöte von Schelmisch, als auch dem Wetter aus dem Weg zu gehen, verschlug es uns wieder in den Hangar, wo gerade Hroptatyr versuchten, ihre Viking Hymnen gegen den schlechten Sound und die allgemeine Ideenlosigkeite ihres Songwritings hinweg zu präsentieren. Es sollte beim Versuch bleiben...
Pestilator. Ein Name der lachend stimmt, jedoch für überraschend guten Old-School-Heavy Metal, ganz im Stile früherer Maiden und Priest steht. Ich war überrascht und jeder Old-School-Purist, der Pestilator verpasst hat, hat definitiv einen Grund für den Erwerb seines Tickets verspielt.
Jetzt aber fix zur Mainstage, denn hier warteten die Piraten von Alestorm auf Beute und die sollten sie bekommen. Eine feierwütige Meute versammelte sich vor der Bühne und die vier Schotten dankten es ihnen. 45 Minuten lang wurde kein Segel trocken, keine Scholle ungeentert gelassen. Ein Set, dass vor Hits nur so strotzte und trotzdem noch Songs wie Leviathan, oder Over the Seas ob der Spielzeit draussen bleiben mussten: das sagt einiges. Es wurde gesungen, geschunkelt und gefeiert, bis die Planken brachen. Nach mittlerweile 5 grandiosen Auftritten wage ich die hehre Behauptung: es gibt keine schlechten Alestorm Gigs. Auch dieser hier schaffte es wieder mit Leichtigkeit, als einer der Acts des Festivals durchzugehen. ARRR.
Sepultura gaben wir uns dann wieder aus der Distanz. Es ist wirklich bezeichnend, wenn nur der Opener ein Song vom neuen Album ist und man sich ansonsten auf Material aus der Cavalera-Ära beschränkt, dass der neue Sänger live tatsächlich einigermaßen beherrscht.
Zu Six Feet Under gings dann wieder vor die Bühne. Ja, sie sind stumpf...unsagbar stumpf. Aber live ist das ganze einfach ein Kracher. Das liegt nicht zuletzt an Chris Barnes' Erscheinung und seinem (ob seiner Frisur recht limitierten) Stageacting, sowie seiner Fähigkeit, zwischen tiefen Growls und unsagbar hohen Screams (der Meerschweinchen-Vergleich passt hier wirklich) zu wechseln. Spass gemacht hat das ganze auf jeden Fall, wenngleich es mich musikalisch in keiner Hinsicht bereichert hat.
Es blieb beim Gebolze, als die Polen von Behemoth folgten. Ein Intro, drei Tom-Schläge und mit „Ov Fire and the Void“ ging es standesgemäß los. Der richtig düstere Schwarzmetall der Polen entfachte im Dunkeln eine unheilige Eigendynamik, wie es wenige Bands sonst vermögen. Die Atmosphäre konnte man mit dem Messer schneiden und bis zum unausweichlichen (aber nochmal umso genialeren) Chant for Ezkaton als Rausschmeisser war der Gig ganz, ganz großes Ohrenkino. Wer sich Behemoth noch nicht gegeben hat: nachholen, zack zack.
Und nun war es Zeit für die Band, der ein Grossteil der Festivalbesucher entgegenfieberte. Twillight of the Gods, das Bathory Tribute Projekt wurde der Öffentlichkeit präsentiert. An der Qualität der einzelnen Musiker gab es nichts zu meckern. Alan N. (Primordial) am Gesang, Blasphemer (Mayhem) und Patrik Lindgren (Thyrfing) an den Gitarren, Iscariah (Immortal) am Tieftöner sowie Wanderpokal Nick Barker (Cradle of Filth, Dimmu Borgir, Samsas Traum.....aber zum Donner ist der FETT geworden) an der Schiessbude liessen zumindest auf dem Papier alles bestens erscheinen. Und um es vorweg zu nehmen, die Idee wurde besser umgesetzt als der Pagan Alliance Versuch, dennoch war auch hier nicht alles optimal. Der Sound war gut, aber das Set war....seltsam. Man hat sich die Songs nicht nach Live-tauglichkeit, sondern nach „Legendary“ Status ausgesucht, was manchesmal darin gipfelte, dass es Songs waren, die einfach zu träge waren. Daran konnte auch ein wirklich guter Alan N. nichts ändern, der das Over-the-Top Stageacting von Quorthon wirklich gut kopierte, wenngleich er in seinem Fummel und in seinen Bewegungen aussah, als würde der Undertaker Sicherheitsanweisungen im Flugzeug geben. Besagte Musiker machten ihre Rolle übrigens wirklich gut und ich fand es gut, dass Alan bemerkte, dass man nicht Bathory sei, sondern „lediglich“ ein Tribute Act. So konnte man wirklich mit der Show leben, auch wenn sie manchmal zäh war, wie drei Wochen stehender Met.

Damit schloss sich für mich das Kapitel Metalfest 2010. Was war sonst noch erwähnenswert? Der Murphy-WIN vom Wetter vielleicht, am Sonntag morgen mit Sonne aufzufahren xD
Etwas unangenehmer fiel neben den arg gestiegenen Cateringpreisen auch die allgemein schwächere Infrastruktur auf. Es gab weniger Dixis als letztes Jahr und diese wurden seltener gereinigt.
Zudem war der Sound im Hangar stark wechselhaft.....zwischen grauenvoll und totale Katastrophe. Auf der Mainstage dagegen schwankte es nicht mehr so stark wie letztes Jahr (wenn man de 09er Unterschied zwischen Satyricon und Keep of Kalessin nimmt...). Es gab hin und wieder ein par Mic-Probleme und hie und da mal ne zu leise Lead-Gitarre, aber nichts überdramatisches.
Ich ziehe also ein überwiegend positives Feedback und komme nächstes Jahr gerne wieder....dann ist aber die Arktisausrüstung im Gepäck.
[Bild: card.png]
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[LIVEREVIEW] Metalfest 2010 - von PunkZERO - 19.05.2010, 10:51
RE: [LIVEREVIEW] Metalfest 2010 - von PunkZERO - 19.05.2010, 10:51
RE: [LIVEREVIEW] Metalfest 2010 - von Kane - 19.05.2010, 11:52
RE: [LIVEREVIEW] Metalfest 2010 - von PunkZERO - 19.05.2010, 13:22
RE: [LIVEREVIEW] Metalfest 2010 - von Kane - 19.05.2010, 13:31
RE: [LIVEREVIEW] Metalfest 2010 - von Grim - 19.05.2010, 17:28
RE: [LIVEREVIEW] Metalfest 2010 - von SHOE - 20.05.2010, 16:21
RE: [LIVEREVIEW] Metalfest 2010 - von Himberry - 25.05.2010, 19:27

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