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St. Anger Reviews - Haut sie hier rein :)
#2
Powermetal.de

Zitat:Kaum ein Album dieses Jahres, vielleicht sogar der Rockgeschichte, wurde so sehnlich - allerdings auch mit so gemischten Gefuehlen - erwartet wie METALLICAs neuester Output "St. Anger". So war es wenig verwunderlich, dass ich am Release-Tag morgens nicht allein vor dem WOM in Stuttgart stand, um die Scheibe zu erwerben. Als ich eine halbe Stunde nach Ladenoeffnung schliesslich das Digipack in der Hand hielt, freute ich mich zugegebenermassen wie ein kleines Kind an Weihnachten, der Besitzerstolz uebermannte fuer einige Zeit den bei METALLICA leider inzwischen angebrachten Skeptizismus. Wie dem auch sei, nun sitze ich im InterCity Treff des Stuttgarter Hauptbahnhofes, balanciere mein Laptop auf einem unglaublich instabilen Bistrotisch und begutachte die Verpackung. Sofort faellt das seit laengerem bekannte Coverartwork ins Auge, das mit seinen Anleihen an den sozialistischen Realismus eher auf eine SEPULTURA- oder RAGE AGAINST THE MACHINE-Scheibe schliessen liesse. Ein harter Bruch dann das Artwork im Innencover: einerseits Death Metal-Maessiges Artwork mit einem gequaelten Engel, andererseits aber ist das alte Logo wieder da - ein Laecheln umspielt meine Lippen...
...um allerdings sofort zu erfrieren, denn neben dem Booklet faellt aus dem dafuer vorgesehenen Schubfach auch ein kleiner Zettel, der nicht nur ein Passwort fuer gratis(!) Downloads(!!) beinhaltet, sondern auch fuer den Backkatalog wirbt: "Also Available: Black Album, Load, ReLoad, S&M" BITTE WAS? Wieso werden hier Meilensteine wie "Kill Em All" totgeschwiegen? Ich darf die Herren erinnern: "We'll never stop, we'll never quit, 'cause we are METALLICA!". Das Booklet selbst entspricht vom Stil her dem, was wir seit "Load" aehnlich in jedem METALLICA-Album finden konnten.
Im Digi befinden sich uebrigens zwei Silberlinge, neben dem eigentlichen Album noch eine Video-DVD namens "St. Anger Rehersals", die das komplette Album nochmal mit Bild zu enthalten scheint. Die DVD jedoch soll nicht Thema dieses Reviews sein.
Deshalb zurueck zur Musik.
Ist dieses Album tatsaechlich die Versoehnung mit uns alten Fans, die - mal wieder - versprochen wurde? Ist es wirklich "In die Richtung von ENTOMBED", wie aus dem METALLICA-Camp toente, haben METALLICA also vom Thrash der Anfangstage ueber seichten AOR und Countryrock den Weg ins Deathster-Lager eingeschlagen? Werden METALLICA-Skeptiker sich noch umgucken, wie angeblich vorab informierte Herren in Online-Foren toenten?
Die CD eingelegt und zunaechst einmal erfrischt festgestellt: Wenn die Scheibe einen Kopierschutz hat - wovon ich bei METALLICA beinahe ausgehe - so laesst sich mein Notebook davon nicht aus der Fassung bringen, XMMS kuendet von 11 Tracks und einer Gesamtspieldauer von grosszuegigen 77 Minuten. Falls die Mucke nun auch noch taugen sollte, ist das wirklich Value for Money.

Und das Album legt gut los: Die ersten Riffs gewahren jedenfalls mehr an selige Tage in den Achtzigern als an den Weichspuelrock der letzten Outputs, auch Michael Kamen und sein Orchester sucht man vergebens. Was mir sofort auffaellt ist die hoellisch fette Produktion, obwohl ich immer noch mit Laptop und billigst-Ohrstoepseln im InterCity Treff hocke, bekomme ich ordentlich Druck auf die Ohren. Beim Hoeren auf einer tauglichen Anlage zeigt sich dann ein etwas gewoehnungsbeduerftiger Sound, der mich am ehesten an MACHINE HEAD erinnert, aber auf jeden Fall nett zu hoeren und in gewisser Weise zeitgemaesser als der Sound der METALLICA bis einschliesslich Black.
"St. Anger" ist ein Album, dass die klassischen fifty/fifty-Formel zu erfuellen scheint - die Haelfte der Songs ist genial, der Rest nebensaechlich. 'Frantic' ist ein netter, ansprechender Opener, der mit seinem "This Search goes on"-Chorus bereits eine gewisse Stilaenderung zeigt aber mit gewaltigen Mengen an Biss rueberkommt. Der Titeltrack ist ja bereits von der Website bekannt - und es ist mir schleierhaft, wieso METALLICA ausgerechtnet diesen schwachen Song als Vorabmaterial nutzen mussten. Nachdem er eine Minute lang mit voller Kraft loslegt, aendert sich der Stil ploetzlich zu etwas jammerhaften, das mich an Nu Metal-Popper erinnert, aber nur wenig mit METALLICA zu tun hat. Mit 'Some Kind Of Monster' und dem von der Qualitaet her auf jeden Fall an alte Tage heranreichenden 'Dirty Window' folgen wiederum zwei absolute Kracher, bevor mit 'Invisible Kid' leider wieder zum grossen Teil der Jammerrock herausgekramt wird. Bei 'Dirty Window' marschiert die alte METALLICA-Karawane uebrigens teils mit einem Hammertempo rockig voran, dass ich den Eindruck habe, MOToeRHEAD im Player zu haben.
'My World', der Song zur Albumhalbzeit, ist ein sehr abwechslungsreicher Song, der mich vor allem durch den sauschnellen "I don't even know what the question is"-Part ueberzeugt, wogegen der Refrain ein wenig abfaellt, aber immer noch im Top-Bereich verbleibt.
Nun folgt mit 'Shoot Me Again' ein Song, der nicht zuletzt wegen einer gesprochenen Passage und dem allgemein etwas hardcorelastigen Gesamtkonzept einige Anlaeufe braucht, bevor er reinknallt. Wer moechte, mag in diesem Song auch Einfluesse aus der Funpunk-Liga oder aus dem KORN-Lager erkennen – ich ziehe es vor, den Song zu moegen.
'Sweet Amber' klingt nach Ballade, der Text liest sich wie eine Ballade und der Song beginnt wie eine Ballade. Gluecklicherweise wird aber bereits nach 20 Sekunden Akustik-Intro das Gaspedal wieder voll durchgetreten und beinahe schon an der Grenze zwischen Thrash und Melodic Death gewildert.
'The Unnamed Feeling' beginnt mit einem klasse Basslauf, um sich dann leider zwischen an Keith Caputo erinnerndem Gesang und Gitarrengeschrabbel zu verlaufen und nirgendwo herauszufinden. Da hilft es auch nicht mehr viel, dass der Refrain nen ordentlichen Schuss klassisches METALLICA drin hat.
Der Aggressionsbrocken erster Guete, der auf den Namen 'Purify' hoert, geht zwar tatsaechlich stark in die Richtung von MACHINE HEAD (wobei mich irgendwas an diesem Song auch an NO USE FOR A NAME erinnert, auch wenn ich bei besten Willen nicht sagen kann, was), tritt aber dermassen geradeaus in die Fresse, das es eine Freude ist. Dieser Song gehoert definitiv zu meinen Favoriten.
Zum Abschluss bekommt der - zu diesem Zeitpunkt hoffentlich bereits begeisterte – Fan mit dem ueberlangen 'All Within My Hands' einen leider voellig unausgegorenen Song zu hoeren, bei dem METALLICAs Versuch, SYSTEM OF A DOWN nachzuspringen, in einem klassischen Flachkoepper endet. Die zugegebenermassen sogar in diesem Song vorhandenen guten Passagen haette man sicher zu 'nem ansprechenden Fuenfminueter zusammenstutzen koennen, aber so - Nee!

Nachdem ich das Album ein paar Mal durchgehoert habe, kann ich auf jeden Fall feststellen: METALLICA sind wieder da und machen ganz schoen schoenen Krach! Das Niveau alter Heldentaten ist zwar noch nicht erreicht, aber der Dampfhammer wird wieder ausgepackt und der Weg in die richtige Richtung ist eingeschlagen. Waere dies Album Nachfolger der Black gewesen, ich haette den METALLICA-Patch nicht von meiner Kutte abtrennen und rituell verbrennen muessen. METALLICA haben den alten Biss wieder und klingen als haetten sie kurz vor der Black 'ne Abzweigung genommen, den alten Thrash mit Nu Metal- und Death-Elementen versetzt, kurzum auf ein zeitgemaesses Niveau gehoben.
Ob man es glaubt oder nicht - einen Bonuspunkt obendrauf gibt es noch fuer eine hundert Prozent balladenfreie Metalscheibe. Wasn Wechsel!
Hinzu kommt, dass "St. Anger" voll von wundervollen Zeilen wie "I'm judge and i'm jury and i'm executioner too" und "My lifestile determines my deathstile" ist.
Kauft dies Album, kauft T-Shirts, schreibt Fanpost, signalisiert METALLICA das wir sie alle wieder lieb haben, wenn sie auf diese Weise weitermachen! Ein Tipp noch fuer die, die knapp bei Kasse sind: Wenn ihr "Load" und "Reload" gebraucht vertickt, habt ihr Eure "St. Anger" schon fast finanziert.
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