26.01.2004, 00:31
Zitat:Produktankuendigungen, die sich entgegen ueberschwaenglicher Ankuendigungen und mitunter auch sehnlicher Erwartungen bis dato nur als "heisse Luft" oder "Dampf" erwiesen haben, gelten in Branchenkreisen als "Vaporware". Ein Leser des US-amerikanischen Magazins Wired, das seit sieben Jahren von seinen Lesern die "nicht-erschienensten" Produkte kueren laesst, definiert den Begriff scherzhafter: "Erstmals ungefaehr 1801 angekuendigt, ist Duke Nukem Forever nun zum Inbegriff von 'Vaporware' geworden. Es wuerde mich nicht wundern, wenn Woerterbuecher schreiben wuerden: Vaporware, siehe Duke Nukem Forever."
Damit das nicht erschienenste Spiel nicht etwa zum dritten Mal in Folge den Spitzenplatz erklimmt, hat Wired dem -- tatsaechlich 1997 angekuendigten -- Duke Nukem Forever den "Lifetime Achievement Award" verliehen. Dadurch machte das Ballerspiel einem anderen Spiel des Genres den Platz frei, naemlich Half-Life 2. Vergangenen Oktober hiess es, die Veroeffentlichung werde sich um weitere vier Monate verzoegern. Zuvor war der Sourcecode des Spiels von den Servern der Firma Valve geklaut und im Internet veroeffentlicht worden. Der Half-Life-Nachfolger sei eines der am meisten erwarteten Spiele, heisst es zur Begruendung. Verspaetungen seien bei Spielen normal, doch hier sei Missmanagement die Ursache.
Unklar ist auch bislang das Schicksal des Zweitplatzierten der diesjaehrigen Varporware-Liste: Fallout 3. Kurz vor Weihnachten hatte Interplay die Spieleschmiede Black Isle Studios geschlossen und damit den Fans des Rollenspiels einen knallharten Erwartungsdaempfer verpasst. Black Isle soll zwar als Marke weiterleben, doch bislang sollen lediglich "weitere Screenshots" im Internet aufgetaucht sein. Laut Leserurteil handelt es sich hier wohl um die herzzerbrechendste Vaporisierung des Jahres.
Die Bronzemedaille geht an das Phantom Gaming System von Infinium Labs. Die angekuendigte Konsole samt Onlinedienst wurde 2003 als das "schnellste und leistungsfaehigste Spielsystem" vorgestellt. Im Leserurteil heisst es, das System sei nichts weiter als ein Betrug, zusammengeschraubt aus ein paar alten PCs in einer bemalten Xbox, um leichtglaeubige Journalisten und Investoren zu taeuschen. Dem Namen nach also zu Recht ein Phantom.
Weitere Preistraeger sind das 1998 angekuendigte Spiel Team Fortress 2, das vom dritten auf den vierten Platz abrutschte, eine WLAN-SD-Card fuer den Palm von SanDisk auf dem fuenften Platz und der x86-Emulator RealPC fuer Mac-Rechner von FWB. Auf den weiteren Plaetzen folgen HDTV-geeignete digitale Videorecorder von TiVo, ein PDA fuers Handgelenk vom Uhrenhersteller Fossil, Amiga OS 4.0 und schliesslich RadioShark, ein Radio mit Timeshift von Griffin Technology. Ein Wired-Leser, der das Radio vor einem halben Jahr bestellt hat, schaut oefter auf der Griffin-Homepage vorbei, doch stehe dort immerzu der Vermerk "coming soon". Ein Update habe es nur beim Preis gegeben. Dieser sei in der Zwischenzeit um 20 auf 70 US-Dollar gestiegen.
"Tadelnde Erwaehnungen" gehen an SCO fuer die Praesentation von Unix-Code in Linux und an Microsoft fuer dessen Sicherheitsinitiative sowie das Erscheinungsdatum des Windows-XP-Nachfolgers Longhorn. Aus der Liste des vergangenen Jahres haetten sich Produkte wie der Minicomputer von Oqo verabschiedet. Der Vorjahresvierte habe sich mittlerweile als ein sehr luftiges Luftschloss erwiesen, sodass niemand mehr mit Erscheinen des PCs im PDA-Gewand rechne.
:rofl: