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#29
Feuchtgebiete war definitiv nicht das schlechteste Buch, das ich jemals gelesen habe Smile Dieses Buch ist mehr als eine Aneinanderreihung von Ekelhaftigkeiten, es ist eine Charakterstudie (und ebensolche braucht keine Story) über eine junge Erwachsene, welche offensichtlich eine psychische Labilität entwickelt. Wenn ich etwas wirklich kritisieren kann, dann ist es Roches Schreibstil, das Buch ist zu lang geraten, man merkt einfach, dass sie keine Schriftstellerin ist und ihr es stellenweise einfach an Wortgewandtheit und Ausdruck fehlt. Roche zu unterstellen, dass "Feuchtgebiete" nur eine Fetischbefriedigung für oben beschriebene Menschen sein soll und aus diesem Grund entstanden ist, ist einfach Schwachsinn. Dafür gibt es ganz andere Lektüre und Roche hätte durchaus eindeutigeres fabrizieren können.

Ich weiß, ich stehe mit dieser Meinung auf leerer Flur. Folgendes Review find ich ganz ok:

Zitat:[..] Tatsächlich und letztendlich geht es in diesem Buch auf ganz und gar feinsinnige Art und Weise um eine junge Frau, deren seelischer Schmerz für sie so überwältigend geworden ist, dass sie ihn durch allerschlimmsten tatsächlichen Schmerz konkretisieren und für sich selber greifbar machen muss, bzw. darüber hinaus versucht, ihn anderen mitzuteilen.
Niemand erkennt, dass sie ihren Schmerz und ihr schonungslos dargelegtes Innerstes in die Welt hinausschreit (letzter Satz des Buches: sie schreit!), um jeden Preis gehört und wahrgenommen werden will mit dieser unbegreiflichen Geschichte, die sie in ihrer Familie erlebt hat. Sogar die Ärzte "hören" sie nicht, nehmen ihr eigentliches Problem nicht wahr. Ihre eigenen Eltern besuchen sie nicht einmal im Krankenhaus.
[...] sämtliche Frauenzeitschriften, Rezensionen, Stimmen von Lesern, die es ebenfalls nicht wahrnehmen:
Dass wir uns daran gewöhnt haben, Menschen dabei zuzusehen, wie sie vor die Hunde gehen (Amy Winehouse, Britney Spears) und dann auch noch sagen: Mensch, sind die aber fertig! - anstatt: Was steckt eigentlich dahinter, dass ein Mensch seinen Verfall öffentlich macht? [...]
Es fällt vielleicht noch auf, wenn sich eine Helen entsprechend gebärdet - dann heißt es: "Mensch, so eine Schlampe, Mensch, ist die eklig, usw."
Warum fällt uns nicht mehr auf, dass ein so junges Mädchen in erster Linie eine Produkt ihrer Erziehung und ein Produkt der Gesellschaft um sie herum ist?
Charlotte Roche hat im übertragenden Sinn eins dieser Bilder geschaffen, auf denen man die versteckte Maus finden muss. Sie hat nur nicht verraten, dass eine versteckt ist, und es ist ein Spiegel unserer Gesellschaft und ihrer Medienlandschaft, die Maus nicht zu sehen.

Es gibt durchaus besseres in diese Richtung, aber mit Sicherheit auch schlechteres und ich beteilige mich sicher nicht am allgemeinen Roche-Feuchtgebiete-Bashing, das ist mir einfach zu oberflächlich. Genau so oberflächlich, wie manche Leute mit diesem Buch umgehen, nicht zwischen die Zeilen lesen, einfach nur zu Kenntnis nehmen, was Roche der Helen in den Mund legt und nicht einen Moment darüber nachdenkt, was eigentlich dahintersteckt, die Protagonistin einen Hilferuf nach dem anderen loslässt und einfach nicht gehört wird. So wie "Feuchtgebiete" nicht gehört wird. Nur oberflächlich behandelt. Helen hat dieses Problem in der fiktiven Romanwelt, "Feuchtgebiete" hat dieses Problem in der echten Welt.
[align=center][Bild: elfwl3l.jpg]
"Make the most of the Indian hemp seed, and sow it everywhere!"
George Washington


[size=x-small]Musik ist einfach viel zu wundervoll, um sich nur auf ein Genre zu beschr
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RE: Thread für Bücherkäufe bzw. Buchempfehlungen - von chris2711 - 10.12.2008, 15:15
RE: Thread für Bücherkäufe bzw. Buchempfehlungen - von elSalvadore - 09.02.2009, 17:55
RE: Thread für Bücherkäufe bzw. Buchempfehlungen - von chris2711 - 07.08.2009, 11:21

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