31.07.2003, 00:00
Zitat:Ein deutscher Computer-Haendler aus Dietzenbach [Hessen] hat nach Erkenntnis der Behoerden zwischen 800 und 1.000 Kunden des Internet-Auktionshauses eBay betrogen.
Der Haendler hatte bei eBay Flachbildschirme, Digitalkameras und PC- Zubehoer zum Verkauf angeboten. Anfangs habe er die bezahlte Ware noch geliefert, inzwischen sei er jedoch verschwunden.
Nach vorlaeufigen Schaetzungen sei insgesamt ein Schaden von etwa 200.000 Euro entstanden, sagte Internet-Ermittler Manfred Eckweiler von der Polizei in Offenbach.
EBay ist den Ermittlungen nach kein Vorwurf zu machen, da sich der Betrueger mit seinem Unternehmen ordnungsgemaess als Haendler angemeldet habe. Geschaedigte haben sich aus Deutschland, oesterreich und den Niederlanden gemeldet.
Zitat:Schwalbach, 10. Juli 2003 – Kuerzlich wurde bekannt, dass ein suedhessischer Elektronikhaendler ueber die Auktionsplattform eBay mehrere neue hochwertige 19“ TFT-Monitore von Samsung in einer Verkaufsaktion weit unter dem marktueblichen Listenpreis angeboten hat. Die Geraete wurden jedoch nie an ihre Kaeufer ausgeliefert. Statt dessen verschickte der Haendler Briefe, in denen Samsung angebliche Verzoegerungen bei der Lieferung erklaerte.
Samsung stellt dazu fest, dass das Unternehmen zu diesem Haendler keinerlei Geschaeftsbeziehungen unterhaelt. Auch stammen die Briefe, die Auktions-Kaeufer aus Suedhessen erreichten, nicht von Samsung. „Wir verurteilen das Geschaeftsgebaren des Haendlers aufs Schaerfste“, betont Thomas Ferrero von Samsung Electronics Deutschland. „Wir sind sehr betroffen, dass unsere Produkte und unser Name zu unlauteren Zwecken benutzt wurden.“
Gleichzeitig warnt Samsung Nutzer von Auktionsplattformen im Internet vor scheinbar verlockenden Sonderangeboten: „Ein Unterschied von 40 bis 50 Prozent unter den handelsueblichen Preisen fuer ein neues Geraet sollte misstrauisch machen“, betont Thomas Ferrero. Samsung empfiehlt, hochwertige Geraete ausschliesslich ueber den Fachhandel zu beziehen.
Zitat:"11 Tage lang liess eBay einen mutmasslichen Betrueger gewaehren" - schwere Vorwuerfe an die eBay-Sicherheit richtet zurzeit eBay-Experte B. Mueller. Es geht um den Fall "bravel-electronics": Rund 800 eBayer hat der inzwischen untergetauchte Verkaeufer um fast 200.000 Euro gebracht. "Das haette verhindert werden koennen", so B. Mueller, "wenn eBay nicht so langsam und halbherzig reagiert haette."
Es begann im eBay-Sicherheits-Forum...
Bereits am 22. Juni hatte B. Mueller dort auf "bravel-electronics" aufmerksam gemacht. Seinen Verdacht erregt hatten die unvollstaendigen Adress-Angaben des Verkaeufers sowie die urploetzlich betraechtliche Auktions- und Waren-Menge (rund 120.000 Euro). Schon damals legte M. eBay im Forum und per E-Mail ans Herz, "in Anbetracht der grossen Warenmenge die Verfuegbarkeit zu pruefen und bezueglich der langen Lieferzeiten von 10 Werktagen einzugreifen."
Muellers damals fast hellseherisches Resumee: "Es scheint, als sollte hier erst einmal Geld eingesammelt werden. Wenn noch weitere Auktionen folgen, koennte eine huebsche Summe bei den Vorauszahlungen zusammenkommen."
Geld weg, eBayer sauer und Arbeit fuer die gruene Truppe...
Und in der Tat sollte Mueller Recht behalten: Als eBay am 3. Juli den Verkaeufer "bravel-electronics" sperrte, war das Kind schon in den Brunnen gefallen. Rund 800 eBayer waren betrogen, 200.000 Euro waren weg und die Kriminalpolizei hatte jede Menge Arbeit.
Schneller als die Polizei erlaubt: Geschaeftsraeume und Konten geraeumt
Die ermittelt zurzeit laut Pressemeldung gegen den Geschaeftsfuehrer von "bravel-electronics", einen 53jaehrigen Jugoslawen mit belgischer Staatsangehoerigkeit wegen des Verdachts des Betruges. Dingfest machen konnte die Kripo bisher noch niemanden. Denn die Ganoven hatten rechtzeitig sowohl die Dietzenbacher Geschaeftsraeume als auch saemtliche Konten geraeumt und waren untergetaucht.
Muellers Vorwurf geht hier eindeutig an die eBay-Sicherheit: "bravel-electronics war erst seit einigen Wochen bei eBay aktiv, hatte mit kleineren Verkaeufen einige 1000 Euro umgesetzt. Auf einmal bot er in grossen Mengen Digi-Cams, Flachbildschirme und Computerteile an. Besonders verdaechtig: Die erzielten Erloese der PowerAuktionen lagen wegen der sehr hohen Angebotsmenge deutlich unter den ueblichen Marktpreisen."
Mueller weiter: "Ich regte bei eBay an, die laufenden Auktionen wegen der viel zu langen und verdaechtig erscheinenden Lieferzeit von 14 Tagen zu streichen. Schliesslich verlangt eBay in der eigenen AGB von Verkaeufern, dass sie in der Lage sein muessen, angebotene Ware unverzueglich zu liefern. Doch statt wirklich einzugreifen, liess eBay "bravel-electronics" seine noch laufenden Auktionen fuer weit ueber 100.000 Euro unbehelligt beenden. Nur bei den neuen Auktionen gab es die Auflage, die Lieferzeit auf eine Woche zu verkuerzen und auch eine Treuhand-Abwicklung zuzulassen. Erst als sich die Beschwerden massiv haeuften, wurde 'bravel-electronics' von eBay gesperrt."
"Von Seiten der Nutzer steht eBay erheblich in der Kritik. Warnungen und eindeutige Hinweise sind nicht erstgenommen, eingereichte Unterlagen des Verkaeufers zur Warenverfuegbarkeit nicht ausreichend geprueft worden. Auch die eingeleiteten Massnahmen boten keinen ausreichenden Schutz. Die Interessen der Nutzer an einer sicheren Handelsplattform scheinen hinter dem Umsatzstreben des Unternehmens eBay zurueckzustehen."
Stellungnahme von eBay-Pressesprechein Maike Fuest:
"Wir bedauern ausserordentlich, dass im Fall 'bravel-electronics' eBay-Nutzer zu Schaden gekommen sind. Nachdem wir auf das Mitglied aufgrund groesserer Einstellmengen aufmerksam wurden, haben wir eine sofortige ueberpruefung des Nutzers vorgenommen. Neben einem Identitaetsnachweis haben wir unter anderem einen Handelsregisterauszug, eine Kopie der Gewerbeanmeldung sowie Kaufnachweise der angebotenen Waren angefordert. Diese Unterlagen wurden uns kurzfristig zugesandt und waren plausibel.
Trotz der Plausibilitaet der erhaltenen Unterlagen haben wir aufgrund der Einstellmenge das Anbieten weiterer Artikel durch 'bravel-electronics' weiterhin von Auflagen abhaengig gemacht, die 'bravel-electronics' in der Folgezeit eingehalten hat. Das Mitglied wurde unverzueglich von uns gesperrt, nachdem eine dieser Auflagen erstmals nicht erfuellt wurde.
Wir haben im Rahmen unserer Moeglichkeiten alles getan, um die Seriositaet des fraglichen eBay-Mitglieds zu ueberpruefen. Wenn - wie hier - ein Betrugsfall auftritt, ist eBay ebenso Opfer. Daher haben wir die ermittelnden Behoerden bereits mit allen uns zur Verfuegung stehenden Mitteln unterstuetzt und werden dies fuer die Zukunft weiter so handhaben, damit der oder die Taeter schnellstmoeglich gefasst werden."
onlinekosten.de meint:
Warum "bravel-electronics" jetzt letztendlich gesperrt wurde - ob wegen zu vieler Beschwerden oder Verstosses gegen die eBay-Auflagen - wollen wir einmal dahin gestellt sein lassen. Fakt ist: Gewerbeanmeldung und Betrugsauktionen lagen bei "bravel-electronics" nur wenige Wochen auseinander. Diesen Umstand - und wohl auch die Plausibilitaet der Dumping-Angebote - haette eBay vielleicht besser pruefen sollen. Tatsache ist auch: Dies ist nicht das erste Mal, dass von Nutzer-Seite dem Auktionsriesen Behaebigkeit vorgeworfen wird; insbesondere bei Pruefung potentieller Betrugs-Kandidaten.
Ganz klar: Bei einem solch immensen Auktionsvolumen kann die eBay-Sicherheit nicht ueberall sein. Klar ist aber auch: Die Geschehnisse um "bravel-electronics" sind kein Einzelfall. Schon oefters hat eBay auf Warnungen im hauseigenen Sicherheitsforum nicht oder nur zoegerlich reagiert. Und damit die Schadenssumme unfreiwillig in die Hoehe getrieben. Hier muss kuenftig Abhilfe geschaffen werden. Der ein oder andere Blick ins eBay-Forum sei den "Safe Harbour"-Mitarbeitern hiermit waermstens ans Herz gelegt...