04.11.2003, 20:26
Aus „Neue Darwin-Awards“:
Verrueckter Posaunist
August 1998, Lateinamerika
Vor einem Freiluftkonzert fuer Kinder hatte Enrique Medolino, Bassposaunist eines Amateurorchesters, einen irrwitzigen Einfall: Er wollte bei der Auffuehrung von Tschaikowskis Ouvertuere zu „1812“ die Kanonenschuesse naturgetreu nachahmen. :80:
Unter grober Missachtung der Orchester-Gepflogenheiten liess er einen angezuendeten „Kanonenschlag“ von der Sprengkraft eines Viertelstabes Dynamit in seinen Aluminium-Daempfer fallen und steckte diesen dann schnell in den Schalltrichter seiner neuen Yamaha-Bassposaune.
Als Bandagen-Mumie auf dem Krankenbett erklaerte er spaeter einem Journalisten:
„Ich nahm an, der Trichter meiner Posaune wuerde mich vor der Explosion schuetzen und die Energie der Ladung von mir weg nach aussen lenken, so dass der Daempfer wie eine Rakete hoch ueber das Orchester hinwegfliegen wuerde.“
Enrique hatte jedoch nicht den Abschnitt Geschwindigkeit und Impuls im Physikbuch gelesen und haette seine Artillerie-Kunststuecke besser lassen sollen. Trotz der Eile, mit der er das Blasinstrument vor der Explosion des Feuerwerkskoerpers anhob, hielt er die Posaune doch nicht so hoch, dass die Flugbahn des Daempfers oberhalb des Orchsters verlief. Was nun geschah, sollte uns allen eine Lehre sein.
Wegen der erwaehnten Fehlausrichtung der Posaunenmuendung trieb die Ladung den Daempfer zwischen den Musikerreihen der Holzblaeser und der Geiger hindurch, ohne die Musiker auch nur zu beruehren – voll getroffen wurde jedoch der Bauch des Dirigenten, sodass er rueckwaerts vom Podium in die erste Zuschauerreihe stuerzte.
Gluecklicherweise sassen die Zuhoerer auf Klappstuehlen und entgingen so ernsthaften Verletzungen. Doch die Stuehle der ersten Reihe brachen zusammen und gaben dem Impuls des Dirigentenanflugs nach hinten an die Konzertbesucher der zweiten Reihe weiter und diese wiederum an die dritte Reihe usw. – man kennt das von Dominosteinen. Das Geraeusch der zusammenbrechenden Klappstuehle und das aechzen der Leute, die auf den Hintern gefallen waren, potenzierte sich und trug zu dem allgemeinen Durcheinander von Kanonenschlaegen und Blechblaesern bei, die die Schlusstakte der Ouvertuere spielten.
Unabhaengig von der nicht eingeplanten Mitwirkung des Publikums entwickelte sich das persoenliche Waterloo Enrique Mendolinos vorne auf der Buehne. Laut Enrique wie folgt: „Als ich das Krachen des Kanonenschlags hoerte, schien die Zeit stillzustehen. Unmittelbar bevor ich das Bewusstsein verlor, vernahm ich die Worte >actio=reactio<, die wohl der Lateinlehrer der Kinder ausrief.“
Das kann nicht ueberraschen, denn Enriques Leistung koennte als Beispiel fuer dieses grundlegende Gesetz der Physik in die Lehrbuecher eingehen. Er hatte das Hauptstueck seiner Posaune nicht verstopft. Die Verpuffungsenergie fand somit einen Weg. Ein Strahl aeusserst heisser Gase schoss hinten durch das Mundstueck durch und versengte seine Lippen und seine Haut. Schliesslich fiel er in Ohnmacht.
Aber die Feuerwerkseinlage war noch nicht vorbei. Die Kraft der Verpuffung war so gross, dass der Schalltrichter seiner glaenzend neuen Yamaha-Posaune zerriss. Das Innere wurde nach aussen gekehrt und Enrique ruecklings in den Orchestergraben gepustet. Der furiose Schlussakt: Als Enrique zu Boden fiel, lockerte sich sein Griff um den Posaunenzug, so dass dieser wie ein goldener Speer dem dritten Klarinettisten an den Schaedel schoss und ihn besinnungslos niedersinken liess.
Verrueckter Posaunist
August 1998, Lateinamerika
Vor einem Freiluftkonzert fuer Kinder hatte Enrique Medolino, Bassposaunist eines Amateurorchesters, einen irrwitzigen Einfall: Er wollte bei der Auffuehrung von Tschaikowskis Ouvertuere zu „1812“ die Kanonenschuesse naturgetreu nachahmen. :80:
Unter grober Missachtung der Orchester-Gepflogenheiten liess er einen angezuendeten „Kanonenschlag“ von der Sprengkraft eines Viertelstabes Dynamit in seinen Aluminium-Daempfer fallen und steckte diesen dann schnell in den Schalltrichter seiner neuen Yamaha-Bassposaune.
Als Bandagen-Mumie auf dem Krankenbett erklaerte er spaeter einem Journalisten:
„Ich nahm an, der Trichter meiner Posaune wuerde mich vor der Explosion schuetzen und die Energie der Ladung von mir weg nach aussen lenken, so dass der Daempfer wie eine Rakete hoch ueber das Orchester hinwegfliegen wuerde.“
Enrique hatte jedoch nicht den Abschnitt Geschwindigkeit und Impuls im Physikbuch gelesen und haette seine Artillerie-Kunststuecke besser lassen sollen. Trotz der Eile, mit der er das Blasinstrument vor der Explosion des Feuerwerkskoerpers anhob, hielt er die Posaune doch nicht so hoch, dass die Flugbahn des Daempfers oberhalb des Orchsters verlief. Was nun geschah, sollte uns allen eine Lehre sein.
Wegen der erwaehnten Fehlausrichtung der Posaunenmuendung trieb die Ladung den Daempfer zwischen den Musikerreihen der Holzblaeser und der Geiger hindurch, ohne die Musiker auch nur zu beruehren – voll getroffen wurde jedoch der Bauch des Dirigenten, sodass er rueckwaerts vom Podium in die erste Zuschauerreihe stuerzte.
Gluecklicherweise sassen die Zuhoerer auf Klappstuehlen und entgingen so ernsthaften Verletzungen. Doch die Stuehle der ersten Reihe brachen zusammen und gaben dem Impuls des Dirigentenanflugs nach hinten an die Konzertbesucher der zweiten Reihe weiter und diese wiederum an die dritte Reihe usw. – man kennt das von Dominosteinen. Das Geraeusch der zusammenbrechenden Klappstuehle und das aechzen der Leute, die auf den Hintern gefallen waren, potenzierte sich und trug zu dem allgemeinen Durcheinander von Kanonenschlaegen und Blechblaesern bei, die die Schlusstakte der Ouvertuere spielten.
Unabhaengig von der nicht eingeplanten Mitwirkung des Publikums entwickelte sich das persoenliche Waterloo Enrique Mendolinos vorne auf der Buehne. Laut Enrique wie folgt: „Als ich das Krachen des Kanonenschlags hoerte, schien die Zeit stillzustehen. Unmittelbar bevor ich das Bewusstsein verlor, vernahm ich die Worte >actio=reactio<, die wohl der Lateinlehrer der Kinder ausrief.“
Das kann nicht ueberraschen, denn Enriques Leistung koennte als Beispiel fuer dieses grundlegende Gesetz der Physik in die Lehrbuecher eingehen. Er hatte das Hauptstueck seiner Posaune nicht verstopft. Die Verpuffungsenergie fand somit einen Weg. Ein Strahl aeusserst heisser Gase schoss hinten durch das Mundstueck durch und versengte seine Lippen und seine Haut. Schliesslich fiel er in Ohnmacht.
Aber die Feuerwerkseinlage war noch nicht vorbei. Die Kraft der Verpuffung war so gross, dass der Schalltrichter seiner glaenzend neuen Yamaha-Posaune zerriss. Das Innere wurde nach aussen gekehrt und Enrique ruecklings in den Orchestergraben gepustet. Der furiose Schlussakt: Als Enrique zu Boden fiel, lockerte sich sein Griff um den Posaunenzug, so dass dieser wie ein goldener Speer dem dritten Klarinettisten an den Schaedel schoss und ihn besinnungslos niedersinken liess.