27.02.2004, 15:39
Die Geschichte der DFue
Von der Steinzeit bis heute
DFue, die Datenfernuebertragung, ist schon seit Anbeginn der Menschheit ein Wunschtraum derselben. Nicht immer konnte man dabei auf Computer zurueckgreifen, manchmal musste es eben auch einfacher gehen. Bereits in der Steinzeit, genau gesagt an einem Freitag den 13., fuenf vor Zwoelf bayerischer Atomzeit, erfand der Stammesfuerst Kawumm von Sumpfland, derer zu Neanderthal, die theoretischen Grundlagen. Es muesste doch moeglich sein, so sagte er sich, durch zaertliches Schleudern einiger Bits mit dem Nachbarstamm in Kommunikation zu treten. Zwar bestanden die Bits damals noch aus dem Naturstoff Stein (vgl. auch Hardware) - es war ja schliesslich Steinzeit - doch wurde die erste Datenfernuebertragung trotzdem ein voller Erfolg, der nur deshalb nicht in die Geschichte einging, weil es noch keine gab.
So mancher geriet angesichts dieser bahnbrechenden Entwicklung in eine Verzueckung aus der er nicht mehr erwachte. Wie der Sysop der Feuerstein-Mailbox. Ihn erschlug die Informationsflut. Diese besonders grausame Art der Jenseitsbefoerderung hat sich bis in die heutige Zeit in einigen Laendern gehalten, wird aber nur bei besonders schweren Vergehen, etwa Verbreitung falscher Mailboxnummern, angewandt. Andere wiederum konnten sich fuer die Sache nicht so recht begeistern und standen den Steinbits ratlos bis ablehnend gegenueber. Dieses Steinzeitdenken laesst heute noch einige reaktionaere Individuen gegen den Computer wettern. Ganz instinktiv eben.
Doch zurueck in die Vergangenheit: Die herumliegenden Bits, also Felsbroeckelchen, liessen die damaligen Bewohner etwas leichtfertig mit den natuerlichen Ressourcen umgehen. Schon bald ging der Rohstoff aus, und so endete die Steinzeit.
Kawumm erlebte den Niedergang seiner Idee nicht mehr; er starb fruehzeitig am ersten Acknowledge-Signal auf dem Hoehepunkt seiner Arbeit, so wie er es sich gewuenscht hatte. Sein Grab konnte aufgrund der unpraezisen Adressierung leider bis heute nicht gefunden werden. Der Verlust dieses Genies einerseits und das Ende der natuerlichen Signalvorkommen andererseits (es wurde offensichtlich schon gespeichert) fuehrten dazu, dass die DFue in Vergessenheit geriet. Wie es sich herausstellen wird, jedoch nur fuer kurze Zeit.
Im alten Rom war es dann, als man wieder Daten auf Reisen schickte. Caesar, der groesste Hacker der damaligen Zeit, liebte geradezu die DFue und schickte seine Gruesse in die ganze damals bekannte Welt. Zwar mussten wieder einige Sysops daran glauben, die Entwicklung war aber nicht mehr aufzuhalten. Die roemischen Imperatoren wurden so die ersten Opfer der hohen Telefonrechnungen. Zwar besassen sie noch keinen solchen Apparat, aber ob Daten oder Soldaten, der Versand kostete Unmengen von Sesterzen, und das Roemische Reich musste Konkurs anmelden. Tausende der im Gleichklang der Sandalen synchron marschierenden menschlichen Bits wurden arbeitslos.
Die Geschichte feierte wieder ein paar Geburtstage bis ein Organisationstalent namens Napoleon Bonaparte die Idee der DFue wieder aufgriff. Er war ein absoluter Freak, der keine Anwendung ausliess. So liess er sich in Frankreichs bekanntester Softwareschmiede, dem Bastille-Verlag in Paris, das erste Adventure-Game entwerfen. Monatelang sass ein junger uebriggebliebener Adliger an dem Programm "Nappy goes to Moscow", kam aber nie ueber ein Flowchart hinaus, Nappy, Pardon, Napoleon nicht bis nach Moskau. (Auch ein etwa 150 Jahre spaeter herausgebrachtes Remake, diesmal unter dem Titel "Adi goes to Moscow" scheiterte an der damals ueblichen Roehrentechnik, weil die Verlustleistung nicht ausreichte, um ganz Sibirien ausreichend zu beheizen.) Der erste Programmierer wurde dann im Zuge der Franzoesischen Revolution der oeffentlichkeit vorgestellt und verliess angesichts der begeisterten Menge das Podium ziemlich kopflos. Aber das hat mit der DFue nichts mehr zu tun.
Napoleon, unterdessen staendig in Sachen Kriegskunst unterwegs, gab eine erfolgreiche Vorstellung nach der anderen und eroberte mit seinem einnehmenden Wesen die Welt (natuerlich nur die damals bekannte). Die haeufige Abwesenheit machte allerdings eine sorgfaeltige und sichere Datenuebertragung erforderlich. Schliesslich war Krieg, und bei dem wuesten Getuemmel arbeitete die Post nicht besonders zuverlaessig, was sie zwar heute auch nicht tut, dafuer haben wir aber wenigstens keinen Krieg.
In manch durchschlafener Nacht ueberlegte der Heerfuehrer, von seinen Untergebenen liebevoll Europas groesster Zwerg" genannt, fieberhaft, wie eine Loesung aussehen koennte. Eines Tages kam dieselbe, wie alles Gute, von oben. Eine Taube erleichterte sich ein wenig und waehlte als Ziel ausgerechnet den kleinen Korsen aus. Der machte erstens den Dreck weg und zweitens das Beste daraus, indem er die Brieftaube erfand und damit wiederum die DFue foerderte. Fuehrende Koepfe der damaligen Zeit arbeiteten den Einfall aus und perfektionierten die Idee. Nach dem neuentwickelten Code benoetigte man acht Tauben, die im Formationsflug einen Buchstaben bildeten. Zwar gab es schon den ASCII, den American Standard Code, der mit nur sieben Tauben auskam, aber das war eben in Amerika
Nappy stand vor einem seiner besten Fights, als er erschrocken feststellte, dass er seine Parade-Pantoffeln zu Hause bei seiner Josephine vergessen hatte. Sofort sandte er per Tauben-DFue die Nachricht: "Habe Pantoffeln vergessen. Sofort nachsenden. N.B."
Dazu waren, wie sich leicht nachrechnen laesst, immerhin 560 Tauben notwendig - inklusive Leerzeichen. ueber den Alpen kam die ganze schoene Formation angesichts eines Laemmergeiers derart durcheinander, dass die Nachricht infolge mangelnder Redundanz unleserlich und in Paris falsch dekodiert wurde. Statt Pantoffeln bekam der Feldherr ein Paar Kartoffeln. Und da bei einem Sieg die Parade mangels schicker Schlappen ausgefallen waere, verlor der Kriegskuenstler die Lust an der Sache sowie die anschliessende Schlacht, und die Sache war fuer ihn erledigt. Fuer die Tauben allerdings auch. Da die meisten Nachrichten geheim waren, mussten die Boten, in diesem Falle also die Tauben, im Interesse der Sicherheit zum Schweigen gebracht werden. Eine Cousine des Schlachtenlenkers erfand daraufhin einige neue Rezepte, die dann auch nach ihr benannt wurden. In der "Nouvelle Cuisine" (so hiess das Kochbuch) stand so manches Taeubchen auf der Speisekarte. Dies fuehrte zwangslaeufig dazu, dass die flugtauglichen Bits immer knapper wurden. Der Erhalt der Gattung wurde gluecklicherweise durch das Ende der napoleonischen Kriege, welches ziemlich zeitgleich mit dem Ende des Namensgebers fiel, gesichert.
Nappy fiel nicht der Vergessenheit anheim: Denkmal fuer Denkmal schoss aus dem Boden - so dass manch braver Ackersmann nicht mehr wusste, wie er noch gerade pfluegen sollte. Und sogar die kleine Anekdote, als der Vogel den Geistesblitz auf den kleinen Korsen fallen liess, wird bis in die heutige Zeit bei jedem seiner Monumente exakt nachgespielt.
Den naechsten entscheidenden Impuls bekam die Nachrichtentechnik dann in Deutschland, welches damals zwar noch nicht so hiess, aber schon so war. Ein Fuerst namens Tut und Sagtnix erkannte folgerichtig, dass es noch keine Post gab, als er einmal einen Brief in den nicht vorhandenen Briefkasten werfen wollte. Man bediente sich bis dato des einfachen Weges der Flaschenpost und versenkte die Briefe samt Leergut in den Starnberger See. Der geschaeftstuechtige Fuerst nahm flugs in der eigenen Bank ein Darlehen auf und kaufte auf dem naechsten Flohmarkt ein reich verziertes Postmonopol. Damit kam endlich Schwung in den Laden, und fuerstliche Beamte sorgten dafuer, dass alles klappte. Sie erhoben Porto, druckten und leckten die Briefmarken und stempelten diese, bevor sie auf die Flaschen geklebt wurden, die dann im Starnberger See landeten. Mit der Post ging es aufwaerts. Leider verlor der Postfuerst sein Monopol am Spieltisch an den Kanzler, welcher damit nichts anfangen konnte und das Ding seinem Minister schenkte.
Dieser schlug dann auch sofort zu, und erfand das deutsche Postmodem. Leider unterliefen ihm dabei einige Entwicklungsfehler, da der Computer noch nicht auf dem Markt war und somit Kompatibilitaetsprobleme die zwangslaeufige Folge waren. Die Zeit bis zum Erscheinen der ersten Rechner wollte man dadurch ueberbruecken, dass man die Modems als solche verschickte, nach dem Motto: "Soll sich doch der Empfaenger darum kuemmern, was darin steht". Jedoch ging auch dieser Versuch daneben, da das Geraet zu schwer und ausserdem nicht wasserdicht war und auf Nimmerwiedersehen im Starnberger See versank. Gluecklicherweise hatte man jedoch zwei Prototypen gebaut, so dass das Alternativexemplar auf seine Maengel hin untersucht werden konnte. Diese anspruchsvolle Aufgabe wurde dem renommierten Zentralinstitut fuer Zufallsforschung, ZZF in Darmstadt unter der Leitung der ersten Mailboxerin Deutschlands, Sylvia Soppelmann, uebertragen. In Ihrem kleinen und zugigen Forschungslabor nahm die Wissenschaftlerin das Geraet auf seine Fehler hin auseinander. Was nicht funktionierte, bekamen die Japaner, den Rest behielt sie fuer den Bau eines neuen Modells im Labor zurueck. Leider war es nicht sehr viel: Der verbliebene, einpolige, zirka vier Zentimeter lange Klingeldraht funktionierte zwar tadellos, ergab aber keinen Sinn. Ein drittes Modem musste her, und daran scheiterten die ganzen weiteren Arbeiten. Die flotte Sylvia, in Kollegenkreisen Sysop genannt, wartet heute noch auf ein Postmodem, welches seinen Dienst ordnungsgemaess verrichtet; den Herren Bell und Hayes sei's geklagt, vergebens. Soweit also der geschichtliche Aspekt. Und da wir gerade bei der Geschichte sind, stelle ich Euch jetzt ein Paar Fragen, auf die es ebenso traditionsgemaess keine Antwort gibt:
Was ist ein Sysop?
a.) ein Steinzeithacker
b.) ein alpenlaendischer Laemmergeier auf Taubenfang
c.) ein Opfer grausamer Postbestimmungen
Wie viele Tauben sind zur uebertragung einer Nachricht notwendig?
a.) jede Menge
b.) mehr oder weniger
c.) nur eine Cousine
Wie funktioniert ein deutsches Postmodem?
a.) ueberhaupt nicht
b.) eher zufaellig
c.) Sonntags nie
Und hier die Antworten:
Ein Sysop isst so ziemlich alles, ausser Knoblauch. Warum dem so ist, kann ich nicht sagen - vermutlich loest die Angst vor daraus sich ergebenden Kommunikationsproblemen die Fresshemmung aus, obwohl man das Allium Sativum durch ein Modem gar nicht riechen kann.
Die zweite Frage war die schwerste. Sie fiel mir waehrend des Schreibens in den Starnberger See und ist samt der dazugehoerigen Antwort bis heute nicht wieder aufgetaucht.
Die dritte war, ganz klar, eine Fangfrage. Sie stammt vom Bundespostminister selbst, der die Antwort dringend fuer seine weitere Planung benoetigt. Antworten nimmt jeder Brieftraeger entgegen. (Bitte den Postboten ausreichend frankieren und NICHT in den Starnberger See werfen !!!)
Nun aber zur Sache. Wie funktioniert DFue, die Sache mit dem Pfiff, eigentlich? Richtig, auf das Piepen kommt es in der Tat an. Der Gedanke laege nahe, sich einen Vogel zuzulegen, doch darf ich davon ausgehen, dass ein Hacker bereits einen hat, denn wie kaeme er sonst auf die Idee, sich auf eine so abenteuerliche Sache einzulassen. Sinnvoller, ja fast unersetzlich, ist der Besitz einer Schnittstelle. Mancher Computer hat eine, ein anderer nicht. In diesem Falle hat man sich bereits beim Kauf des Computers geschnitten und muss nachruesten, was teuer ist.
Dadurch bekommt man bereits einen Vorgeschmack auf die Kosten, die auf einen noch zustuermen werden. Weiterhin ist noch ein Akustikkoppler notwendig. Dabei gehe ich davon aus, dass... Ach was, ich bleibe lieber hier. Es ist naemlich ziemlich sicher, dass die Post bis zur Drucklegung dieses Artikels immer noch kein Modem - ausser ihrem eigenen - genehmigt hat. Und dieser Aufsatz soll berichten, wie die DFue funktioniert, und nicht, wie sie es dank eines Postmodems NICHT tut. Ohne amtliche Elektronik kann es nun losgehen. Nein, noch nicht ganz, denn es wird noch eine Kabelverbindung zwischen Koppler und Schnittstelle benoetigt, damit die Geraete nicht so frei im Raum herumschweben. Wie immer, wenn man es mit hochwertiger Elektronik zu tun hat, ist es mit einer einfachen Strippe nicht getan, da muss schon etwas teureres her. Ohne Kabelsalat macht die Sache sowieso keinen Spass. Nun muss man nur noch ueber ein geeignetes Kommunikationsprogramm verfuegen (nach Meinung der Freaks gibt es keine wirklich guten, man schreibt sich seine Software also am besten selbst).
Dem Willigen stellt sich meist nur noch ein Hindernis in den Weg - das Telefon: Hat man eines, dann ist es schlecht, hat man keines, dann erst recht. Behandeln wir zuerst den Fall des nicht vorhandenen Telefons: Meist steht dann irgendwo an einer nahen Ecke eine Telefonzelle zur Verfuegung. Man muss dann nur noch die gesamte Ausruestung in dieses gelbe Haeuschen transportieren und ein ausreichend langes Verlaengerungskabel besorgen. Mit einem reichlich bemessenen Vorrat an Muenzen steht einem geselligen Verkehr mit Gleichgesinnten nichts mehr im Wege.
Weniger empfehlenswert ist es, mit Computer, Disketten, Akustikkoppler usw. beladen bei der Nachbarin aufzukreuzen und mit harmloser Miene anzufragen ob man eben mal kurz telefonieren koenne. Falls die Dame fuer ein derartiges Ansinnen ueberhaupt Verstaendnis aufbringt, besteht immer noch die Gefahr, dass sie unter dem "geselligen Verkehr mit Gleichgesinnten" etwas voellig Falsches versteht.
Aber es soll ja Leute geben, die ueber einen eigenen Anschluss verfuegen, wenngleich sie damit immer noch nicht besser dran sind. Moderne Apparate haben naemlich viereckige Sprech- und Hoermuscheln die sich so an die Ohrform des Verbrauchers angepasst und damit gleichzeitig von den Aufnahmehalterungen eines Durchschnittskopplers entfernt haben. Aber das ist nur ein kleines Problem, das sich im Laufe einer Nacht im Bastelkeller beseitigen laesst. Hier wird aus einem Kilo Einmachgummis und einem Eimer Kleister ein Adapter fuer den Hoerer gebastelt: Einmachgummis aufkochen und eine Stunde ziehen lassen. Dann den Leim hinzufuegen und das Ganze durch kraeftiges Pusten abkuehlen. Wenn der Kleber trocken ist, kauft man sich einen neuen, induktiven Koppler, und schmeisst den alten weg. Nun kann es aber endgueltig losgehen.
Zuerst wird die Nummer einer bekannten Mailbox gewaehlt. Haltet ruhig mal den Hoerer ans Ohr, es tut gar nicht weh. Was ihr da hoert, ist das Besetztzeichen, welches fuer bekannte Mailboxen typisch ist. Waehlt also lieber eine weniger bekannte an, etwa die des Katholischen Hilfswerkes. Und was kann man jetzt hoeren? Richtig, immer noch das Besetztzeichen. Es muesste sich ja mittlerweile herumgesprochen haben, dass das Telefonnetz tagsueber nicht und nachts hoechst selten funktioniert. Solange die Sonne scheint ist die Leitung schon bei der Vorwahl ueberlastet und laesst den DFue-Freaks keine Chance. Wir lassen also die Nummernfummelei bleiben, verlegen die Aktion auf die Nachtzeit, und widmen uns in der Zwischenzeit der Theorie.
Besorgt Euch bitte mal acht wohlklingend piepende, huebsch anzusehende, graue (wie die Theorie) Ratten. Ratten sind, das weiss man aus dem Kino, gesellige, lernwillige Tiere, so ganz anders als der gemeine Goldhamster, die fuer einen DFue-Versuch abgerichtet werden koennen. Gebt den Schmusetierchen die Namen Bittie-Null bis Bittie-Sieben (abgeleitet von Bit).
Jetzt kommt es nur noch darauf an, diese wilde Horde so zu dressieren, dass sie wunschgemaess piept. (Sie haben doch auf wohlklingende Exemplare geachtet?) Nun schaut ihr Euch bitte den ASCII-Code fuer den Buchstaben "A" im Handbuch an und uebersetzt ihn in die Binaerform. Habt Ihr das gecheckt? Prima, obwohl es gar nicht noetig war, denn meine Ratten haben es mir schon verraten: Binaer heisst das "A" eigentlich "01000001". Jetzt wisst Ihr es also, und koennt inzwischen ueberpruefen, ob die Ratten noch auf ihren Plaetzen sind. Falls nicht, empfiehlt sich die Suche unter nahegelegenen Schraenken und Betten, da nur extrem traege Exemplare auf derselben Stelle verharren, waehrend Ihr Euch mit den Codetabellen herumschlagt. Nun lasst Ihr die Ratte Null und Ratte Sechs durch sachtes Kneifen piepsen. Das Ergebnis ist der DFue-Ton des Buchstabens.
Kenner der Materie wissen schon, dass man fuer die reine Textuebertragung keine 8 Ratten benoetigt, da ja bereits 7 Bits fuer alle Zeichen ausreichen. Diese Schnellmerker werden jetzt gleich fragen, was ich denn mit dem letzten Tierchen mache (es ist uebrigens ein Weibchen, und sie heisst Helene). Ihre urspruengliche Aufgabe war es, den Telefonhoerer zu halten. Leider war derselbe zu schwer. Da sie (Helene) sich jedoch als ausserordentlich klug erwies, habe ich beschlossen, ihr den Piep des Paritaetsbits zu uebertragen. Dazu ist mathematisches Talent erforderlich, muss doch die Summe aller abgeschickten Pieper auf even oder odd gebracht werden. Hier waere die Anschaffung eines billigen Taschenrechners zu erwaegen, um, insbesondere bei hoeheren uebertragungsraten (ab etwa 150 Baud), dem Vorwurf der Tierquaelerei wirkungsvoll zu begegnen. Sollte Euch eine aehnlich gute Dressurleistung gelingen, koennt Ihr damit im Zirkus auftreten, die Verwandtschaft beeindrucken oder im Fernsehen auftreten. Was Ihr nicht koennt, ist DFue. Hierzu ist naemlich noch einiges mehr noetig. Da gibt es das Stoppbit, fuer das am besten eine von Natur aus langsame Ratte benutzt wird. (Bei Zweien ist der Bremsweg entsprechend kuerzer.) Ausserdem wird ein Antwortsignal benoetigt, bei dem solch ein Tierchen auch die Faehigkeit zum Zuhoeren haben muss. Kurz und gut, da auch noch dauernd der Kaefig saubergemacht werden muss, sollte man auf diese Arbeitsweise verzichten und die Ratten in die Freiheit entlassen, vielleicht in der Umgebung eines Postamtes.
Mittlerweile ist es auch schon Mitternacht, und wir koennen wieder mal versuchen eine Mailbox zu erreichen. Also: wieder waehlen und lauschen. Und tatsaechlich, es ist ein mehr oder weniger deutliches "Piep" zu vernehmen. Es ist der Computer, genauer gesagt das Programm, ganz genau gesagt der Carrier, der uns zu verstehen gibt: "Hier bin ich, die DFue kann beginnen". Mist! Das haette man vorher wissen sollen! Bis Ihr jetzt den Computer eingeschaltet, die Software geladen und gestartet habt, ist die Verbindung laengst weg. Das Ganze nennt sich Timeout und dient dazu, auch anderen Freaks die Moeglichkeit zu geben, dem "Piep" (auch Carrier genannt) der Mailbox zu lauschen. Fuer den zweiten Versuch sollte der Computer also eingeschaltet und das Programm geladen sein. Wenn Ihr das Zeichen hoert, drueckt den Hoerer schleunigst in den Koppler, und schon erscheint das Titelbild der Box auf dem Bildschirm. Die darauffolgende Frage nach dem Namen koennt Ihr nur beantworten, wenn Ihr einen habt. Wenn nicht, dann nehmt bitte etwas Originelles, z.B. Dr. Bakterius, Glombofax oder Megasieb. Namen wie Hacker, Superman oder Joshua werden nur noch von den phantasielosesten Gesellen in der allerersten Anfangszeit benutzt, und verweisen auf einen niedrigen Intelligenzquotienten. Die naechste Frage ist jene nach dem Passwort. Holt nun Euren neuen, maschinenlesbaren Personalausweis, schaut nach, welche Zeichenfolge Euch am besten gefaellt, und gebt dieselbe ein. Da die ja dem Sysop naturgemaess fremd ist, werdet Ihr auf Gastlevel niedergestuft. Die Frage GAST JA/NEIN beantworte man tunlichst mit "J", da es vielleicht etwas zu trinken gibt. Merke: die wenigsten Sysops sind Abstinenzler (abgesehen vielleicht von denen der Katholischen Sozialhilfe). Die ganze Prozedur heisst "Einloggen", was soviel wie "Reinkommen" bedeutet. Ist man erstmal drin (in der Mailbox) steht man vor einer Bretterwand. Das Inhaltsverzeichnis einer anstaendigen Mailbox wird naemlich in sogenannte Bretter unterteilt. Diese Unterteilung ist auf den beruehmten Hundezuechter und allseits anerkannten Duennbrettbohrer Christian Blackpenny zurueckzufuehren. Dieser entwickelte das Mailboxsystem und fuehrte es international ein - daher der Name FidoNet. Leider verirrte er sich in demselben und gilt seit dem Zeitpunkt als vermisst, in dem ein unvorsichtiger Sysop die Leitung durch einen voreiligen ATH0-Befehl kappte.
Damit es Euch nicht aehnlich ergeht, solltet Ihr die Bretter systematisch durchforsten. Das kostet zwar Zeit, (und die ist bekanntlich Geld) das ist aber nicht besonders tragisch, wenn man ein Firmentelefon benutzen kann und nicht gerade stundenlange Chats mit uebersee faehrt. Und damit sind wir schon beim letzten Punkt, naemlich der Telefonrechnung. Zum unbedingten Statussymbol eines halbwegs ernstzunehmenden Hackers gehoert in jedem Falle eine Telefonrechnung, die mindestens 20% des monatlichen Bruttoeinkommens ausmacht. Niedrigere Summen lassen berechtigte Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Hobbys aufkommen und haben im Wiederholungsfalle eine Sperrung des Teilnehmeranschlusses sowie einen zwangslaeufigen Anschluss an BTX zur Folge; im Wiederholungsfall kann auch eine Verkabelung verfuegt werden.
Zum Abschluss noch einmal einige Fragen:
Wohin mit den Ratten?
a.) der Freundin schenken
b.) ab in die Natur
c.) an die naechste Mailbox schicken
Bretter sind...
a.) dazu da, durchbohrt zu werden
b.) Kopfschmuck eines Hackers
c.) die rustikale Verkleidung einer Mailbox
Eine gute Mailbox erkennt man...
a.) an den gut dressierten Ratten
b.) am Besetztzeichen
c.) an der Telefonrechnung
Von der Steinzeit bis heute
DFue, die Datenfernuebertragung, ist schon seit Anbeginn der Menschheit ein Wunschtraum derselben. Nicht immer konnte man dabei auf Computer zurueckgreifen, manchmal musste es eben auch einfacher gehen. Bereits in der Steinzeit, genau gesagt an einem Freitag den 13., fuenf vor Zwoelf bayerischer Atomzeit, erfand der Stammesfuerst Kawumm von Sumpfland, derer zu Neanderthal, die theoretischen Grundlagen. Es muesste doch moeglich sein, so sagte er sich, durch zaertliches Schleudern einiger Bits mit dem Nachbarstamm in Kommunikation zu treten. Zwar bestanden die Bits damals noch aus dem Naturstoff Stein (vgl. auch Hardware) - es war ja schliesslich Steinzeit - doch wurde die erste Datenfernuebertragung trotzdem ein voller Erfolg, der nur deshalb nicht in die Geschichte einging, weil es noch keine gab.
So mancher geriet angesichts dieser bahnbrechenden Entwicklung in eine Verzueckung aus der er nicht mehr erwachte. Wie der Sysop der Feuerstein-Mailbox. Ihn erschlug die Informationsflut. Diese besonders grausame Art der Jenseitsbefoerderung hat sich bis in die heutige Zeit in einigen Laendern gehalten, wird aber nur bei besonders schweren Vergehen, etwa Verbreitung falscher Mailboxnummern, angewandt. Andere wiederum konnten sich fuer die Sache nicht so recht begeistern und standen den Steinbits ratlos bis ablehnend gegenueber. Dieses Steinzeitdenken laesst heute noch einige reaktionaere Individuen gegen den Computer wettern. Ganz instinktiv eben.
Doch zurueck in die Vergangenheit: Die herumliegenden Bits, also Felsbroeckelchen, liessen die damaligen Bewohner etwas leichtfertig mit den natuerlichen Ressourcen umgehen. Schon bald ging der Rohstoff aus, und so endete die Steinzeit.
Kawumm erlebte den Niedergang seiner Idee nicht mehr; er starb fruehzeitig am ersten Acknowledge-Signal auf dem Hoehepunkt seiner Arbeit, so wie er es sich gewuenscht hatte. Sein Grab konnte aufgrund der unpraezisen Adressierung leider bis heute nicht gefunden werden. Der Verlust dieses Genies einerseits und das Ende der natuerlichen Signalvorkommen andererseits (es wurde offensichtlich schon gespeichert) fuehrten dazu, dass die DFue in Vergessenheit geriet. Wie es sich herausstellen wird, jedoch nur fuer kurze Zeit.
Im alten Rom war es dann, als man wieder Daten auf Reisen schickte. Caesar, der groesste Hacker der damaligen Zeit, liebte geradezu die DFue und schickte seine Gruesse in die ganze damals bekannte Welt. Zwar mussten wieder einige Sysops daran glauben, die Entwicklung war aber nicht mehr aufzuhalten. Die roemischen Imperatoren wurden so die ersten Opfer der hohen Telefonrechnungen. Zwar besassen sie noch keinen solchen Apparat, aber ob Daten oder Soldaten, der Versand kostete Unmengen von Sesterzen, und das Roemische Reich musste Konkurs anmelden. Tausende der im Gleichklang der Sandalen synchron marschierenden menschlichen Bits wurden arbeitslos.
Die Geschichte feierte wieder ein paar Geburtstage bis ein Organisationstalent namens Napoleon Bonaparte die Idee der DFue wieder aufgriff. Er war ein absoluter Freak, der keine Anwendung ausliess. So liess er sich in Frankreichs bekanntester Softwareschmiede, dem Bastille-Verlag in Paris, das erste Adventure-Game entwerfen. Monatelang sass ein junger uebriggebliebener Adliger an dem Programm "Nappy goes to Moscow", kam aber nie ueber ein Flowchart hinaus, Nappy, Pardon, Napoleon nicht bis nach Moskau. (Auch ein etwa 150 Jahre spaeter herausgebrachtes Remake, diesmal unter dem Titel "Adi goes to Moscow" scheiterte an der damals ueblichen Roehrentechnik, weil die Verlustleistung nicht ausreichte, um ganz Sibirien ausreichend zu beheizen.) Der erste Programmierer wurde dann im Zuge der Franzoesischen Revolution der oeffentlichkeit vorgestellt und verliess angesichts der begeisterten Menge das Podium ziemlich kopflos. Aber das hat mit der DFue nichts mehr zu tun.
Napoleon, unterdessen staendig in Sachen Kriegskunst unterwegs, gab eine erfolgreiche Vorstellung nach der anderen und eroberte mit seinem einnehmenden Wesen die Welt (natuerlich nur die damals bekannte). Die haeufige Abwesenheit machte allerdings eine sorgfaeltige und sichere Datenuebertragung erforderlich. Schliesslich war Krieg, und bei dem wuesten Getuemmel arbeitete die Post nicht besonders zuverlaessig, was sie zwar heute auch nicht tut, dafuer haben wir aber wenigstens keinen Krieg.
In manch durchschlafener Nacht ueberlegte der Heerfuehrer, von seinen Untergebenen liebevoll Europas groesster Zwerg" genannt, fieberhaft, wie eine Loesung aussehen koennte. Eines Tages kam dieselbe, wie alles Gute, von oben. Eine Taube erleichterte sich ein wenig und waehlte als Ziel ausgerechnet den kleinen Korsen aus. Der machte erstens den Dreck weg und zweitens das Beste daraus, indem er die Brieftaube erfand und damit wiederum die DFue foerderte. Fuehrende Koepfe der damaligen Zeit arbeiteten den Einfall aus und perfektionierten die Idee. Nach dem neuentwickelten Code benoetigte man acht Tauben, die im Formationsflug einen Buchstaben bildeten. Zwar gab es schon den ASCII, den American Standard Code, der mit nur sieben Tauben auskam, aber das war eben in Amerika
Nappy stand vor einem seiner besten Fights, als er erschrocken feststellte, dass er seine Parade-Pantoffeln zu Hause bei seiner Josephine vergessen hatte. Sofort sandte er per Tauben-DFue die Nachricht: "Habe Pantoffeln vergessen. Sofort nachsenden. N.B."
Dazu waren, wie sich leicht nachrechnen laesst, immerhin 560 Tauben notwendig - inklusive Leerzeichen. ueber den Alpen kam die ganze schoene Formation angesichts eines Laemmergeiers derart durcheinander, dass die Nachricht infolge mangelnder Redundanz unleserlich und in Paris falsch dekodiert wurde. Statt Pantoffeln bekam der Feldherr ein Paar Kartoffeln. Und da bei einem Sieg die Parade mangels schicker Schlappen ausgefallen waere, verlor der Kriegskuenstler die Lust an der Sache sowie die anschliessende Schlacht, und die Sache war fuer ihn erledigt. Fuer die Tauben allerdings auch. Da die meisten Nachrichten geheim waren, mussten die Boten, in diesem Falle also die Tauben, im Interesse der Sicherheit zum Schweigen gebracht werden. Eine Cousine des Schlachtenlenkers erfand daraufhin einige neue Rezepte, die dann auch nach ihr benannt wurden. In der "Nouvelle Cuisine" (so hiess das Kochbuch) stand so manches Taeubchen auf der Speisekarte. Dies fuehrte zwangslaeufig dazu, dass die flugtauglichen Bits immer knapper wurden. Der Erhalt der Gattung wurde gluecklicherweise durch das Ende der napoleonischen Kriege, welches ziemlich zeitgleich mit dem Ende des Namensgebers fiel, gesichert.
Nappy fiel nicht der Vergessenheit anheim: Denkmal fuer Denkmal schoss aus dem Boden - so dass manch braver Ackersmann nicht mehr wusste, wie er noch gerade pfluegen sollte. Und sogar die kleine Anekdote, als der Vogel den Geistesblitz auf den kleinen Korsen fallen liess, wird bis in die heutige Zeit bei jedem seiner Monumente exakt nachgespielt.
Den naechsten entscheidenden Impuls bekam die Nachrichtentechnik dann in Deutschland, welches damals zwar noch nicht so hiess, aber schon so war. Ein Fuerst namens Tut und Sagtnix erkannte folgerichtig, dass es noch keine Post gab, als er einmal einen Brief in den nicht vorhandenen Briefkasten werfen wollte. Man bediente sich bis dato des einfachen Weges der Flaschenpost und versenkte die Briefe samt Leergut in den Starnberger See. Der geschaeftstuechtige Fuerst nahm flugs in der eigenen Bank ein Darlehen auf und kaufte auf dem naechsten Flohmarkt ein reich verziertes Postmonopol. Damit kam endlich Schwung in den Laden, und fuerstliche Beamte sorgten dafuer, dass alles klappte. Sie erhoben Porto, druckten und leckten die Briefmarken und stempelten diese, bevor sie auf die Flaschen geklebt wurden, die dann im Starnberger See landeten. Mit der Post ging es aufwaerts. Leider verlor der Postfuerst sein Monopol am Spieltisch an den Kanzler, welcher damit nichts anfangen konnte und das Ding seinem Minister schenkte.
Dieser schlug dann auch sofort zu, und erfand das deutsche Postmodem. Leider unterliefen ihm dabei einige Entwicklungsfehler, da der Computer noch nicht auf dem Markt war und somit Kompatibilitaetsprobleme die zwangslaeufige Folge waren. Die Zeit bis zum Erscheinen der ersten Rechner wollte man dadurch ueberbruecken, dass man die Modems als solche verschickte, nach dem Motto: "Soll sich doch der Empfaenger darum kuemmern, was darin steht". Jedoch ging auch dieser Versuch daneben, da das Geraet zu schwer und ausserdem nicht wasserdicht war und auf Nimmerwiedersehen im Starnberger See versank. Gluecklicherweise hatte man jedoch zwei Prototypen gebaut, so dass das Alternativexemplar auf seine Maengel hin untersucht werden konnte. Diese anspruchsvolle Aufgabe wurde dem renommierten Zentralinstitut fuer Zufallsforschung, ZZF in Darmstadt unter der Leitung der ersten Mailboxerin Deutschlands, Sylvia Soppelmann, uebertragen. In Ihrem kleinen und zugigen Forschungslabor nahm die Wissenschaftlerin das Geraet auf seine Fehler hin auseinander. Was nicht funktionierte, bekamen die Japaner, den Rest behielt sie fuer den Bau eines neuen Modells im Labor zurueck. Leider war es nicht sehr viel: Der verbliebene, einpolige, zirka vier Zentimeter lange Klingeldraht funktionierte zwar tadellos, ergab aber keinen Sinn. Ein drittes Modem musste her, und daran scheiterten die ganzen weiteren Arbeiten. Die flotte Sylvia, in Kollegenkreisen Sysop genannt, wartet heute noch auf ein Postmodem, welches seinen Dienst ordnungsgemaess verrichtet; den Herren Bell und Hayes sei's geklagt, vergebens. Soweit also der geschichtliche Aspekt. Und da wir gerade bei der Geschichte sind, stelle ich Euch jetzt ein Paar Fragen, auf die es ebenso traditionsgemaess keine Antwort gibt:
Was ist ein Sysop?
a.) ein Steinzeithacker
b.) ein alpenlaendischer Laemmergeier auf Taubenfang
c.) ein Opfer grausamer Postbestimmungen
Wie viele Tauben sind zur uebertragung einer Nachricht notwendig?
a.) jede Menge
b.) mehr oder weniger
c.) nur eine Cousine
Wie funktioniert ein deutsches Postmodem?
a.) ueberhaupt nicht
b.) eher zufaellig
c.) Sonntags nie
Und hier die Antworten:
Ein Sysop isst so ziemlich alles, ausser Knoblauch. Warum dem so ist, kann ich nicht sagen - vermutlich loest die Angst vor daraus sich ergebenden Kommunikationsproblemen die Fresshemmung aus, obwohl man das Allium Sativum durch ein Modem gar nicht riechen kann.
Die zweite Frage war die schwerste. Sie fiel mir waehrend des Schreibens in den Starnberger See und ist samt der dazugehoerigen Antwort bis heute nicht wieder aufgetaucht.
Die dritte war, ganz klar, eine Fangfrage. Sie stammt vom Bundespostminister selbst, der die Antwort dringend fuer seine weitere Planung benoetigt. Antworten nimmt jeder Brieftraeger entgegen. (Bitte den Postboten ausreichend frankieren und NICHT in den Starnberger See werfen !!!)
Nun aber zur Sache. Wie funktioniert DFue, die Sache mit dem Pfiff, eigentlich? Richtig, auf das Piepen kommt es in der Tat an. Der Gedanke laege nahe, sich einen Vogel zuzulegen, doch darf ich davon ausgehen, dass ein Hacker bereits einen hat, denn wie kaeme er sonst auf die Idee, sich auf eine so abenteuerliche Sache einzulassen. Sinnvoller, ja fast unersetzlich, ist der Besitz einer Schnittstelle. Mancher Computer hat eine, ein anderer nicht. In diesem Falle hat man sich bereits beim Kauf des Computers geschnitten und muss nachruesten, was teuer ist.
Dadurch bekommt man bereits einen Vorgeschmack auf die Kosten, die auf einen noch zustuermen werden. Weiterhin ist noch ein Akustikkoppler notwendig. Dabei gehe ich davon aus, dass... Ach was, ich bleibe lieber hier. Es ist naemlich ziemlich sicher, dass die Post bis zur Drucklegung dieses Artikels immer noch kein Modem - ausser ihrem eigenen - genehmigt hat. Und dieser Aufsatz soll berichten, wie die DFue funktioniert, und nicht, wie sie es dank eines Postmodems NICHT tut. Ohne amtliche Elektronik kann es nun losgehen. Nein, noch nicht ganz, denn es wird noch eine Kabelverbindung zwischen Koppler und Schnittstelle benoetigt, damit die Geraete nicht so frei im Raum herumschweben. Wie immer, wenn man es mit hochwertiger Elektronik zu tun hat, ist es mit einer einfachen Strippe nicht getan, da muss schon etwas teureres her. Ohne Kabelsalat macht die Sache sowieso keinen Spass. Nun muss man nur noch ueber ein geeignetes Kommunikationsprogramm verfuegen (nach Meinung der Freaks gibt es keine wirklich guten, man schreibt sich seine Software also am besten selbst).
Dem Willigen stellt sich meist nur noch ein Hindernis in den Weg - das Telefon: Hat man eines, dann ist es schlecht, hat man keines, dann erst recht. Behandeln wir zuerst den Fall des nicht vorhandenen Telefons: Meist steht dann irgendwo an einer nahen Ecke eine Telefonzelle zur Verfuegung. Man muss dann nur noch die gesamte Ausruestung in dieses gelbe Haeuschen transportieren und ein ausreichend langes Verlaengerungskabel besorgen. Mit einem reichlich bemessenen Vorrat an Muenzen steht einem geselligen Verkehr mit Gleichgesinnten nichts mehr im Wege.
Weniger empfehlenswert ist es, mit Computer, Disketten, Akustikkoppler usw. beladen bei der Nachbarin aufzukreuzen und mit harmloser Miene anzufragen ob man eben mal kurz telefonieren koenne. Falls die Dame fuer ein derartiges Ansinnen ueberhaupt Verstaendnis aufbringt, besteht immer noch die Gefahr, dass sie unter dem "geselligen Verkehr mit Gleichgesinnten" etwas voellig Falsches versteht.
Aber es soll ja Leute geben, die ueber einen eigenen Anschluss verfuegen, wenngleich sie damit immer noch nicht besser dran sind. Moderne Apparate haben naemlich viereckige Sprech- und Hoermuscheln die sich so an die Ohrform des Verbrauchers angepasst und damit gleichzeitig von den Aufnahmehalterungen eines Durchschnittskopplers entfernt haben. Aber das ist nur ein kleines Problem, das sich im Laufe einer Nacht im Bastelkeller beseitigen laesst. Hier wird aus einem Kilo Einmachgummis und einem Eimer Kleister ein Adapter fuer den Hoerer gebastelt: Einmachgummis aufkochen und eine Stunde ziehen lassen. Dann den Leim hinzufuegen und das Ganze durch kraeftiges Pusten abkuehlen. Wenn der Kleber trocken ist, kauft man sich einen neuen, induktiven Koppler, und schmeisst den alten weg. Nun kann es aber endgueltig losgehen.
Zuerst wird die Nummer einer bekannten Mailbox gewaehlt. Haltet ruhig mal den Hoerer ans Ohr, es tut gar nicht weh. Was ihr da hoert, ist das Besetztzeichen, welches fuer bekannte Mailboxen typisch ist. Waehlt also lieber eine weniger bekannte an, etwa die des Katholischen Hilfswerkes. Und was kann man jetzt hoeren? Richtig, immer noch das Besetztzeichen. Es muesste sich ja mittlerweile herumgesprochen haben, dass das Telefonnetz tagsueber nicht und nachts hoechst selten funktioniert. Solange die Sonne scheint ist die Leitung schon bei der Vorwahl ueberlastet und laesst den DFue-Freaks keine Chance. Wir lassen also die Nummernfummelei bleiben, verlegen die Aktion auf die Nachtzeit, und widmen uns in der Zwischenzeit der Theorie.
Besorgt Euch bitte mal acht wohlklingend piepende, huebsch anzusehende, graue (wie die Theorie) Ratten. Ratten sind, das weiss man aus dem Kino, gesellige, lernwillige Tiere, so ganz anders als der gemeine Goldhamster, die fuer einen DFue-Versuch abgerichtet werden koennen. Gebt den Schmusetierchen die Namen Bittie-Null bis Bittie-Sieben (abgeleitet von Bit).
Jetzt kommt es nur noch darauf an, diese wilde Horde so zu dressieren, dass sie wunschgemaess piept. (Sie haben doch auf wohlklingende Exemplare geachtet?) Nun schaut ihr Euch bitte den ASCII-Code fuer den Buchstaben "A" im Handbuch an und uebersetzt ihn in die Binaerform. Habt Ihr das gecheckt? Prima, obwohl es gar nicht noetig war, denn meine Ratten haben es mir schon verraten: Binaer heisst das "A" eigentlich "01000001". Jetzt wisst Ihr es also, und koennt inzwischen ueberpruefen, ob die Ratten noch auf ihren Plaetzen sind. Falls nicht, empfiehlt sich die Suche unter nahegelegenen Schraenken und Betten, da nur extrem traege Exemplare auf derselben Stelle verharren, waehrend Ihr Euch mit den Codetabellen herumschlagt. Nun lasst Ihr die Ratte Null und Ratte Sechs durch sachtes Kneifen piepsen. Das Ergebnis ist der DFue-Ton des Buchstabens.
Kenner der Materie wissen schon, dass man fuer die reine Textuebertragung keine 8 Ratten benoetigt, da ja bereits 7 Bits fuer alle Zeichen ausreichen. Diese Schnellmerker werden jetzt gleich fragen, was ich denn mit dem letzten Tierchen mache (es ist uebrigens ein Weibchen, und sie heisst Helene). Ihre urspruengliche Aufgabe war es, den Telefonhoerer zu halten. Leider war derselbe zu schwer. Da sie (Helene) sich jedoch als ausserordentlich klug erwies, habe ich beschlossen, ihr den Piep des Paritaetsbits zu uebertragen. Dazu ist mathematisches Talent erforderlich, muss doch die Summe aller abgeschickten Pieper auf even oder odd gebracht werden. Hier waere die Anschaffung eines billigen Taschenrechners zu erwaegen, um, insbesondere bei hoeheren uebertragungsraten (ab etwa 150 Baud), dem Vorwurf der Tierquaelerei wirkungsvoll zu begegnen. Sollte Euch eine aehnlich gute Dressurleistung gelingen, koennt Ihr damit im Zirkus auftreten, die Verwandtschaft beeindrucken oder im Fernsehen auftreten. Was Ihr nicht koennt, ist DFue. Hierzu ist naemlich noch einiges mehr noetig. Da gibt es das Stoppbit, fuer das am besten eine von Natur aus langsame Ratte benutzt wird. (Bei Zweien ist der Bremsweg entsprechend kuerzer.) Ausserdem wird ein Antwortsignal benoetigt, bei dem solch ein Tierchen auch die Faehigkeit zum Zuhoeren haben muss. Kurz und gut, da auch noch dauernd der Kaefig saubergemacht werden muss, sollte man auf diese Arbeitsweise verzichten und die Ratten in die Freiheit entlassen, vielleicht in der Umgebung eines Postamtes.
Mittlerweile ist es auch schon Mitternacht, und wir koennen wieder mal versuchen eine Mailbox zu erreichen. Also: wieder waehlen und lauschen. Und tatsaechlich, es ist ein mehr oder weniger deutliches "Piep" zu vernehmen. Es ist der Computer, genauer gesagt das Programm, ganz genau gesagt der Carrier, der uns zu verstehen gibt: "Hier bin ich, die DFue kann beginnen". Mist! Das haette man vorher wissen sollen! Bis Ihr jetzt den Computer eingeschaltet, die Software geladen und gestartet habt, ist die Verbindung laengst weg. Das Ganze nennt sich Timeout und dient dazu, auch anderen Freaks die Moeglichkeit zu geben, dem "Piep" (auch Carrier genannt) der Mailbox zu lauschen. Fuer den zweiten Versuch sollte der Computer also eingeschaltet und das Programm geladen sein. Wenn Ihr das Zeichen hoert, drueckt den Hoerer schleunigst in den Koppler, und schon erscheint das Titelbild der Box auf dem Bildschirm. Die darauffolgende Frage nach dem Namen koennt Ihr nur beantworten, wenn Ihr einen habt. Wenn nicht, dann nehmt bitte etwas Originelles, z.B. Dr. Bakterius, Glombofax oder Megasieb. Namen wie Hacker, Superman oder Joshua werden nur noch von den phantasielosesten Gesellen in der allerersten Anfangszeit benutzt, und verweisen auf einen niedrigen Intelligenzquotienten. Die naechste Frage ist jene nach dem Passwort. Holt nun Euren neuen, maschinenlesbaren Personalausweis, schaut nach, welche Zeichenfolge Euch am besten gefaellt, und gebt dieselbe ein. Da die ja dem Sysop naturgemaess fremd ist, werdet Ihr auf Gastlevel niedergestuft. Die Frage GAST JA/NEIN beantworte man tunlichst mit "J", da es vielleicht etwas zu trinken gibt. Merke: die wenigsten Sysops sind Abstinenzler (abgesehen vielleicht von denen der Katholischen Sozialhilfe). Die ganze Prozedur heisst "Einloggen", was soviel wie "Reinkommen" bedeutet. Ist man erstmal drin (in der Mailbox) steht man vor einer Bretterwand. Das Inhaltsverzeichnis einer anstaendigen Mailbox wird naemlich in sogenannte Bretter unterteilt. Diese Unterteilung ist auf den beruehmten Hundezuechter und allseits anerkannten Duennbrettbohrer Christian Blackpenny zurueckzufuehren. Dieser entwickelte das Mailboxsystem und fuehrte es international ein - daher der Name FidoNet. Leider verirrte er sich in demselben und gilt seit dem Zeitpunkt als vermisst, in dem ein unvorsichtiger Sysop die Leitung durch einen voreiligen ATH0-Befehl kappte.
Damit es Euch nicht aehnlich ergeht, solltet Ihr die Bretter systematisch durchforsten. Das kostet zwar Zeit, (und die ist bekanntlich Geld) das ist aber nicht besonders tragisch, wenn man ein Firmentelefon benutzen kann und nicht gerade stundenlange Chats mit uebersee faehrt. Und damit sind wir schon beim letzten Punkt, naemlich der Telefonrechnung. Zum unbedingten Statussymbol eines halbwegs ernstzunehmenden Hackers gehoert in jedem Falle eine Telefonrechnung, die mindestens 20% des monatlichen Bruttoeinkommens ausmacht. Niedrigere Summen lassen berechtigte Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Hobbys aufkommen und haben im Wiederholungsfalle eine Sperrung des Teilnehmeranschlusses sowie einen zwangslaeufigen Anschluss an BTX zur Folge; im Wiederholungsfall kann auch eine Verkabelung verfuegt werden.
Zum Abschluss noch einmal einige Fragen:
Wohin mit den Ratten?
a.) der Freundin schenken
b.) ab in die Natur
c.) an die naechste Mailbox schicken
Bretter sind...
a.) dazu da, durchbohrt zu werden
b.) Kopfschmuck eines Hackers
c.) die rustikale Verkleidung einer Mailbox
Eine gute Mailbox erkennt man...
a.) an den gut dressierten Ratten
b.) am Besetztzeichen
c.) an der Telefonrechnung