12.05.2005, 20:48
I. Nehme fuenf nicht allzu smarte Highschool Kids, die gerade nichts Besseres zu tun haben, als eine Band zu gruenden. Schliesslich muss der Sound stilistisch flexibel sein und je nach Bedarf auf aktuelle Markttendenzen reagieren. Instrumente nach Belieben verteilen, Talent kann dabei vernachlaessigt werden.
II. Stecke die Halbstarken in ranzige Jeans und Logo-Shirts. Dann bekommt mindestens einer, aber hoechstens drei Bandmitglieder ein Piercing verpasst, damit fuer jeden Fangeschmack etwas dabei ist. Tatoos eher vermeiden, schwarze Fingernaegel nicht vergessen. Als naechstes gehoeren Mimik und Gestik trainiert. Im Optimalfall haben alle Mitglieder ein paar lustige Fratzen im Repertoire (wichtig: rausgestreckte Zunge und gespreizte Finger). Ansonsten fuer die Rolle des schweigsamen Traeumers notieren.
III. Trage beim anschliessenden Fotoshooting dafuer Sorge, dass der Einzelgaenger ganz doll ernst und immer aus dem Bild heraus guckt. Fuers Booklet benoetigt man drollige Fotos. Etwa eine Spiesserparodie: die Band beim Golf spielen usw. Das wirkt identitaetsstiftend.
IV. Setze die Gruppe auf Fernsehdiaet. Eine Woche lang 24 Stunden MTV. Wenn gerade kein Clip von Good Charlotte oder Avril Lavigne laeuft, gibt es "Made" und "Jackass" vom Band. Politik und sonstiges Weltgeschehen tunlichst vermeiden.
V. Sperre die fuenf unter ein Dach und stelle sie unter Beobachtung. Basballcaps verteilen. Wer die Kappe falsch herum aufsetzt, bekommt Dosenbier. Schuettet jemand spontan das Dosenbier ueber ein anderes Bandmitglied, winkt die Belohnung in Form einer original Avril-Lavigne-Krawatte. Alles auf Video fest halten und spaeter als "Special Feature" auf das Album packen.
VI. Beauftrage die Songwriter. Folgenden Punkten soll dabei besondere Aufmerksamkeit gelten: Das bewaehrte Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Bridge-Refrain-Schema unbedingt einhalten! Eingaengigkeit ist hoechste Praemisse! So viel Pathos und Dramatik wie passt! Auf Mitsing-Hooks und Backing Vocals achten! Groessere Abwechslung bei Gesang, Melodie und Rhythmus vermeiden! Ausnahme: Ein bis zwei Pianoballaden.
VII. Beauftrage die Texter. Inhalt in moeglichst simpel gehaltenem Englisch verfassen lassen; Doppeldeutigkeiten gilt es zu vermeiden. Zentrales Motiv: Teenage Angst. Zeilen wie "No one understands you" sollten unbedingt vorkommen. Das Ganze mit ordentlich pupertaerem Trotz abschmecken ("Shut up, don't wanna hear it"). Empfohlene Songtitel: "Welcome To My Life", "Me Against The World" usw. Auflehnung gegen Unbestimmt ("die Anderen", "die Reichen", "die Anpasser"). Das Paradoxon einfach ignorieren.
VIII. Hole die Band aus dem Haus und verfrachte sie ins Aufnahmestudio. Erfolgreichen Rock-Produzenten anheuern. Der sorgt mit moderner Technik fuer satten, klaren Sound und schleift Ecken und Kanten ab. Dem Ganzen trotzdem das Label "Punk" aufdruecken.
IX. Organisiere einen Live-Auftritt. Per Ausweiskontrolle sicher stellen, dass nur die Zielgruppe (11 bis 15 Jahre) eingelassen wird. Vorort ein Musikvideo drehen und die Kids auf der Buehne die Hedonistensau raushaengen lassen (Feuerwerk, Instrumente zertruemmern usw.). Keine Scham vor Klischees! In Nachfolgevideos entweder die Band im Regen spielen lassen oder alternativ Baelle, Empfaenge und sonstige spiessige Veranstaltungen sprengen lassen.
X. Kaufe dich in Musiksender und Radios ein, um die Rotation der Band zu sichern. Schoepfe anschliessend mit CD-Verkaeufen, ueberteuerten Konzerten, Nietenarmbaendern und Bandshirts ordentlich Kohle ab. Die Band je nach Publikumsresonanz fuer ein bis zwei weitere Alben verbraten. Dann durch juengere Band bzw. neuen Trend ersetzen. Wieder bei I. anfangen.
Bei konsequenter Befolgung dieses Handbuchs ist kommerzieller Erfolg vorprogrammiert. Fuer weitere Genre-Leitfaeden siehe die Ausgaben "Aus der Rock-Garage auf die Buehne" und "Straight Outta Ghetto: Dollars, n***en, Waffen". Viel Erfolg!
II. Stecke die Halbstarken in ranzige Jeans und Logo-Shirts. Dann bekommt mindestens einer, aber hoechstens drei Bandmitglieder ein Piercing verpasst, damit fuer jeden Fangeschmack etwas dabei ist. Tatoos eher vermeiden, schwarze Fingernaegel nicht vergessen. Als naechstes gehoeren Mimik und Gestik trainiert. Im Optimalfall haben alle Mitglieder ein paar lustige Fratzen im Repertoire (wichtig: rausgestreckte Zunge und gespreizte Finger). Ansonsten fuer die Rolle des schweigsamen Traeumers notieren.
III. Trage beim anschliessenden Fotoshooting dafuer Sorge, dass der Einzelgaenger ganz doll ernst und immer aus dem Bild heraus guckt. Fuers Booklet benoetigt man drollige Fotos. Etwa eine Spiesserparodie: die Band beim Golf spielen usw. Das wirkt identitaetsstiftend.
IV. Setze die Gruppe auf Fernsehdiaet. Eine Woche lang 24 Stunden MTV. Wenn gerade kein Clip von Good Charlotte oder Avril Lavigne laeuft, gibt es "Made" und "Jackass" vom Band. Politik und sonstiges Weltgeschehen tunlichst vermeiden.
V. Sperre die fuenf unter ein Dach und stelle sie unter Beobachtung. Basballcaps verteilen. Wer die Kappe falsch herum aufsetzt, bekommt Dosenbier. Schuettet jemand spontan das Dosenbier ueber ein anderes Bandmitglied, winkt die Belohnung in Form einer original Avril-Lavigne-Krawatte. Alles auf Video fest halten und spaeter als "Special Feature" auf das Album packen.
VI. Beauftrage die Songwriter. Folgenden Punkten soll dabei besondere Aufmerksamkeit gelten: Das bewaehrte Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Bridge-Refrain-Schema unbedingt einhalten! Eingaengigkeit ist hoechste Praemisse! So viel Pathos und Dramatik wie passt! Auf Mitsing-Hooks und Backing Vocals achten! Groessere Abwechslung bei Gesang, Melodie und Rhythmus vermeiden! Ausnahme: Ein bis zwei Pianoballaden.
VII. Beauftrage die Texter. Inhalt in moeglichst simpel gehaltenem Englisch verfassen lassen; Doppeldeutigkeiten gilt es zu vermeiden. Zentrales Motiv: Teenage Angst. Zeilen wie "No one understands you" sollten unbedingt vorkommen. Das Ganze mit ordentlich pupertaerem Trotz abschmecken ("Shut up, don't wanna hear it"). Empfohlene Songtitel: "Welcome To My Life", "Me Against The World" usw. Auflehnung gegen Unbestimmt ("die Anderen", "die Reichen", "die Anpasser"). Das Paradoxon einfach ignorieren.
VIII. Hole die Band aus dem Haus und verfrachte sie ins Aufnahmestudio. Erfolgreichen Rock-Produzenten anheuern. Der sorgt mit moderner Technik fuer satten, klaren Sound und schleift Ecken und Kanten ab. Dem Ganzen trotzdem das Label "Punk" aufdruecken.
IX. Organisiere einen Live-Auftritt. Per Ausweiskontrolle sicher stellen, dass nur die Zielgruppe (11 bis 15 Jahre) eingelassen wird. Vorort ein Musikvideo drehen und die Kids auf der Buehne die Hedonistensau raushaengen lassen (Feuerwerk, Instrumente zertruemmern usw.). Keine Scham vor Klischees! In Nachfolgevideos entweder die Band im Regen spielen lassen oder alternativ Baelle, Empfaenge und sonstige spiessige Veranstaltungen sprengen lassen.
X. Kaufe dich in Musiksender und Radios ein, um die Rotation der Band zu sichern. Schoepfe anschliessend mit CD-Verkaeufen, ueberteuerten Konzerten, Nietenarmbaendern und Bandshirts ordentlich Kohle ab. Die Band je nach Publikumsresonanz fuer ein bis zwei weitere Alben verbraten. Dann durch juengere Band bzw. neuen Trend ersetzen. Wieder bei I. anfangen.
Bei konsequenter Befolgung dieses Handbuchs ist kommerzieller Erfolg vorprogrammiert. Fuer weitere Genre-Leitfaeden siehe die Ausgaben "Aus der Rock-Garage auf die Buehne" und "Straight Outta Ghetto: Dollars, n***en, Waffen". Viel Erfolg!
violators will be shot. survivors will be shot again!
