07.03.2006, 21:17
Zitat:Verbot von Killerspielen
Innenminister der Union einstimmig dafuer
Die grosse Aufregung im vergangenen Jahr um ein moegliches Verbot von bestimmten Computerspielen war offenbar nicht ohne Grund. Fast unbemerkt haben sich die Innenminister von CDU und CSU auf einer Konferenz am vergangenen Freitag einstimmig fuer ein Verbot der Produktion als auch des Vertriebs so genannter Killerspiele ausgesprochen. Laut
einer Pressemitteilung des sachsen-anhaltinischen Innenministeriums stellen Video- und Computerspiele ein erhebliches Gefaehrdungspotential insbesondere fuer Kinder und Jugendliche dar. Nach Einschaetzung der Unions-Politiker funktioniert die "Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle" (USK) nur sehr mangelhaft und steht nicht mit dem Jugendschutzgesetz im Einklang.
Im Gegensatz zum Koalitionsvertrag von Union und SPD vom vergangenen Herbst, zaehlen die Minister nicht nur reale Gefechtsspiele wie Paintball dazu, sondern ganz konkret Computerspiele. So sei ein erhebliches Problem die Verbreitung von virtuellen "Killerspielen" im Internet. "Hier gibt es einen riesigen grauen Markt", sagte Hessens Innenminister Volker Bouffier.
Weiter heisst es: "Experten erwarten in den naechsten Jahren zudem einen erheblichen Zuwachs der Teilnehmerzahlen an diesen ueberaus brutalen Online-Spielen von heute 3,4 Millionen auf 30 Millionen im Jahr 2009. Innenminister Bouffier: 'Wir beobachten die zunehmende Gewaltbereitschaft gerade von Kindern und Jugendlichen mit grosser Sorge. Deshalb muss konsequent gegen Spiele, die Gewalt in jeder Form verherrlichen, vorgegangen werden. Dazu sollte das Jugendschutzgesetz insofern geaendert werden, dass eine niedrigere Eingriffsschwelle, durch das Streichen des Wortes 'offensichtlich' jugendgefaehrdend, erreicht wird. Diese Spiele sind mit einem effektiven Jugendschutz schlicht unvereinbar. Mit geeigneten technischen Massnahmen, beispielsweise durch elektronische Filter, muss sichergestellt werden, dass Minderjaehrige keinen Zugriff auf solche Spiele haben. Hier sind insbesondere die Provider gefordert, aber auch die Betreiber von so genannten Internet-Cafes.' Einhellig wurde die Bundesregierung gebeten gemeinsam mit den Laendern, auf Bundes- und europaeischer Ebene in diesem Sinne taetig zu werden."
Bundes-Familienministerin Urula von der Leyen hatte sich
in der Vergangenheit ebenfalls fuer ein Verbot von "Killerspielen" ausgesprochen. Ohne jedoch eine wirkliche Definition fuer diesen Begriff zu liefern. Auch bei der neuerlichen Erklaerung der Landes-Innenminister bleibt unklar, welche Spiele ganz genau zu diesen so genannten Killerspielen gezaehlt werden sollen und was am USK-System nicht funktioniere. Es ist durchaus moeglich, dass nicht nur Ego-Shooter wie Counterstrike oder Doom im Visier der Politik sind, sondern auch Online-Rollenspiele wie Everquest und World of WarCraft, die ebenfalls Gewaltdarstellungen und kriegerische Konflikte - wenn auch stark abstrahiert - beinhalten. Oder aber die Politik will kuenftig Spiele, die jetzt eine "ab 16"-Einstufung der USK erhalten, nur fuer Erwachsene zugaenglich machen – also keine Jugendfreigabe erteilen.
In einem Blogeintrag hat Florian Mueller, einer der Hauptverhinderer des EU-Software-Patente-Gesetzes und Ex-Mitarbeiter von Blizzard Deutschland, sich etwas genauer mit dem neuen Vorstoss der Innenminister auseinandergesetzt. Nach seiner Einschaetzung koenne die Spieleindustrie zusammen mit ihren Handelspartnern und den Spielern durchaus noch eine vernuenftige Loesung erreichen. Dazu benoetige es jedoch einiges an Engagement von allen Beteiligten, durch Medienarbeit und Sachinformation die Spitzen der deutschen Politik zum Einlenken zu bewegen. Bis jetzt sei es "nur" eine "fixe Idee" von einer ueberschaubaren Zahl Politikern.