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Alchemist - Tripsis
#1
[Bild: tripsiscoverhgk1.jpg]

Voe: 05.10.2007

Genre: Prog Death Metal

Tracklist:

01. Wrapped In Guilt
02. Tongues And Knives
03. Nothing In No Time
04. Anticipation Of A High
05. Grasp At Air
06. CommunicHate
07. Substance For Shadow
08. God Shaped Hole
09. Degenerative Breeding

Spielzeit: 42:56


Es ist wahrlich keine neue Erkenntnis, aber trotzdem traurig: Retorten-Grueppchen, die sich eigentlich nicht mal selbst gut finden koennen, klischeeueberfrachtete Klopse oder "Musikantenstadl"-Metalbands sind kommerziell gut aufgestellt, waehrend innovative und voellig eigenstaendige Zeitgenossen wie ALCHEMIST kein Bein auf den Boden kriegen. "We dont rely on hype / Quality always pulls us through", heisst es in New Beginning, einem Song des grossartigen "Organasm"-Albums aus dem Jahr 2000. Selbstverstaendnis, Kampfansage und Grund dafuer, warum die Plattenverkaeufe in einem krassen Missverhaeltnis zur Klasse der Musik stehen.

An dem kommerziellen Status der Truppe wird auch "Tripsis" nichts aendern. Aber vielleicht springt jetzt endlich mal die Extrem-Metal-Community auf die Australier an. Was war da bisher los? Aufwachen, liebe Leute! ALCHEMIST sind famos, und ihr sechstes Album ist ein Riesenwurf. In einem Spannungsfeld zwischen VOIVOD zu "The Outer Limits"-Zeiten, Psychedelic ohne Drogen-Muell, Beinahe-Death-Metal und Nicht-so-ganz-KILLING JOKE erschafft das Quintett einen hypnotischen Stahl-Sound aus einer vermeintlich anderen Welt. Dieser toent diesmal wieder aggressiver und ist wesentlich pulsierender als auf dem 2003er Sahneteil "Austral Alien". Jeder Song laedt zum ungezuegelten Abzappeln ein, bis man in Trance ist. Das alleine erhebt den Longplayer bereits ueber unzaehlige andere. Aber hier steckt noch so viel mehr drin. Stuelpt man sich den Kopfhoerer ueber, entfaltet sich die volle Pracht, und die Umwelt wird zur Nebensache. Man fuehlt sich ins australische Outback versetzt, irgendwann in ferner Zukunft. Es ist Nacht. Gigantische Raumkreuzer tauchen aus dem Nichts auf. Man rennt. Und Faszination mischt sich mit Angst.

Das Canberra-Quintett betreibt echte Klangmagie. Mit einer Kombination aus simplen Delay-Effekten und pumpenden Riffs verleihen Bandchef Adam Agius und Roy Torkington ihrer Musik mehr Tiefe und Volumen als alle Computer-Orchester-Metaller zusammen. DAS ist Breitwandformat - kein Platz fuer Geschmiere und "Braveheart"-Pathos. Hinzu kommt Agius Stimme. Eine Stimme, die mitreisst, rau-aggressiv und facettenreich ist. Anders als auf "Austral Alien", das auch laengere melodisch gesungene Passagen enthaelt, muss man diesmal allerdings genau hinhoeren, um die Vielfalt zu erkennen. Aber dann ... Diese durchdringenden Schreie, die an Ken Nardi der unvergessenen ANACRUSIS erinnern, diese hin und wieder im Hintergrund zu vernehmenden beschwoerenden Vocals, dieser grollende, bedrohliche Sprechgesang - das nimmt gefangen.

Ob die Kerle Songs wie Wrapped In Guilt, die unglaublichen Tongues And Knives, Grasp At Air, Substance For Shadow und Nothing In No Time oder Degenerative Breeding, einen der besten Rausschmeisser, die ich in den letzten Jahren auf einer Scheibe erleben durfte, ueberhaupt noch uebertreffen koennen, ist fraglich. Aber wenn sie dieses Level weiterhin halten, darf vor Glueck das eine oder andere Traenchen verdrueckt werden.

Sollte die alte, klapprige Frau Gerechtigkeit doch noch nicht verstorben sein und sich einfach nur in die Einoede zurueckgezogen haben, muss sie sich bitte ein letztes Mal aus dem Schaukelstuhl quaelen und ihres Amtes walten, damit wenigstens ein paar ALCHEMIST-Alben verscherbelt werden. Obwohl: Eigentlich ist es auch egal. Die Jungs werden sowieso weitermachen. Sie sind seit Ende der Achtziger am Ball, haben schon genug Pfeifen, die kurzzeitig in der Szene rumeierten, ueberlebt, und als Belohnung dafuer gehoeren sie zu dem verdammt kleinen Kreis der Bands, die unvergleichlich sind. Alle VOIVOD-Fans (nach wie vor die einzige naeher definierte Zielgruppe, die direkt angesprochen werden kann) und Metaller, die mal Bock auf was Neues haben, sollten das honorieren, indem sie "Tripsis" in Windeseile kaufen. Allumfassender kann Extrem-Metal nicht sein.

Als Anspieltipp eignet sich ausnahmsweise jeder Track. (Quelle: powermetal.de)

Persoenlicher Nachtrag:
Quasi frisch aus der Presse kommt das neue Meisterwerk der Jungs aus der australischen Hauptstadt. Wie schon auf den Vorgaengeralben wird man von einer spacig-psychedelischen Soundwand ueberrollt. Der abermals etwas in den Hintergrund gemischte Gesang fuegt sich perfekt in das Gesamtbild ein. Ich befuerchte nur, dass Alchemist auch mit ihrem 6. (hervorragenden) Album weiterhin eine der unterbewertesten Bands dieses Planeten bleiben. Sie sind musikalisch sehr isoliert, was das Ganze zu einem fuer mich einmaligen Soundgenuss fuehrt. Hoffentlich lechze nicht nur ich gerade danach.

Meine Wertung: 9.0/10


Hoerbeispiele: http://www.myspace.com/alchemistau
SATAN WORSHIPPING DOOM
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#2
myspace muckt grad rum bei mir, aber ich werde mir die jungs allein schon wegen der reizworte "prog death" nicht entgehen lassen. das review klingt schonmal nach "lust auf mehr"
GIMME FUE GIMME FAH GIMME DABUJABUZA
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#3
Feine Scheibe, war ne angenehme ueberraschung. Braucht zwar ne Zeit, bis man reinfindet, aber die Zeit sollte man sich definitiv nehmen Smile
*grunz*
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