08.04.2009, 08:56
Zitat: Die Legende aus Seattle mit dem neuen Album. Tristesse, glorreiche Rückkehr oder irgendwo dazwischen?
Seit mehr als zehn Jahren haben QUEENSRYCHE mittlerweile eine echte Sisyphosaufgabe zu bewältigen. Seit "Hear In The Now Frontier" mühen sie sich mit dem großen Fels der Erwartungen den Berg hinauf und erreichen doch nicht mehr den Gipfel. Die Reaktionen auf alle Alben waren zwiegespalten, eher ernüchtert denn wirklich enttäuscht. Wirklich zufrieden waren die wenigsten Fans. Ich auch nicht. "Q2K" war mäßig, "Tribe" und "Operation: Mindcrime II" nett, aber nicht zwingend genug und wurden seit den Rezensionen nur noch äußerst selten aus dem Regal geholt.
Und dennoch ist meine Erwartungshaltung an "American Soldier" sehr hoch. Mit einem lediglich guten Album will und werde ich mich bei der Band, die mit "Operation: Mindcrime", "Rage For Order" und "The Warning" drei der besten Alben aller Zeiten eingespielt hat, nie zufrieden geben. Und so haben QUEENSRYCHE eigentlich vor dem ersten Durchlauf bereits verloren. Denn an ein Meisterwerk mag auch der kühnste Optimist nicht mehr wirklich glauben. Und das ist "American Soldier" trotz eines interessanten und ambitionierten Konzepts auch nicht geworden.
Textlich blickt man auf Soldaten in den verschiedenen Kriegen seit dem zweiten Weltkrieg. Und doch ist Album nicht so politisch wie man vermuten könnte. Es geht oft um den einzelnen Soldaten, den Menschen und sein Schicksal, seine Erlebnisse, seine Sehnsüchte, seine Ängste, seine Hoffnungen. Dafür hat Geoff Tate mit vielen Soldaten und Veteranen gesprochen und verwendet Vieles aus den Interviews als Samples, was der Authentizität deutlich zu Gute kommt.
Musikalisch bewegt man sich auf dem Niveau von "Tribe" und "Operation: Mindcrime II". Was mir fehlt sind die großen Melodien, die prägnanten Refrains und schmissigen Harmonien, von denen es einst nur so wimmelte. Am nächsten kommt dem noch 'At 30.000 Ft.', das nach einigen Rotationen seinen Platz im Trommelfell nicht mehr so schnell aufgibt. Auch der Opener 'Sliver' und das griffige 'If I Were King' passen noch in diese Kategorie. Spannend ist das untypische 'Unafraid', bei dem in den Strophen massiv mit Sprachfetzen der befragten Soldaten gearbeitet wird und Geoff Tate lediglich den Chorus singt. Ebenfalls positiv ist der vermehrte Einsatz des Saxophon, das für gelegentliche Farbtupfer sorgt und nie deplatziert wirkt.
Allerdings geht auch das ein oder andere Experiment schief. Gar nicht geht das an Pathos kaum zu überbietende 'Home Again' bei dem Geoffs' Tochter einige Vocals übernimmt. Und das ist – ganz ehrlich – fürchterlich. Ich bin sicher, dass Geoff Tate dieser Song eine Menge bedeutet und er sehr stolz auf seine Tochter ist. Aber ich kann mir ihre Kinderstimme leider nicht anhören. Würde ich als Vater aber gewiss anders sehen. Und das hypnotisch angelegte 'Middle Of Hell' übertreibt es etwas und ufert in echte Langeweile aus.
Damit ist "American Soldier" genau das geworden, was ich befürchtet hatte. Ein zwar ambitioniertes, aber eben auch nur gutes Album, das mich in keinen Moment in Verzückung versetzen kann. Gekauft wird es aus Komplettierungsgründen dennoch. Uneingeschränkt empfehlen, werde ich euch dies aber nicht.
Quelle: powermetal.de
Ich kann mir nicht helfen, die Songs sind nett, insgesamt plätschert das Ganze doch sehr balanglos dahin. Wenn man an alte Glanztaten denkt wirkt die Scheibe für mich eher überflüssig.
Was meint ihr?
http://www.myspace.com/queensryche