16.02.2008, 01:49
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16.02.2008, 10:43 von elSalvadore.)
komm gerade aus dem kino, meine bewertung: 6/10
[center][size=10pt]ACHTUNG SPOILER !!![/size][/center]
Warum nur 6/10? Ich habe mich auf den Film gefreut, weil ich wieder mal nach langem einen Film sehen wollte, bei dem ich mein Hirn ausschalten kann und das Gemetzel geniessen kann. Das ging letztendlich maechtig in die Hose... Gleich zu Beginn des Filmes steigt man - wohl aufgrund der recht kurzen Laufzeit des Filmes - mit kurzen Nachrichtenschnipsel ein, um in knapper Zeit unterrichtet zu werden, was in Burma vor sich geht. Diese Bilder gehen einem problembewussten Menschen, wie mir, gleich durch Mark und Bein und ich war mir schon nach wenigen Minuten nicht sicher, ob das Ganze gut gehen kann.
Mein Verdacht bestaetigte sich bald: Auf der einen Seite schnoerkel- und hirnloses Actionkino (dazu spaeter mehr), auf der anderen ein realer Konflikt in einer nur schwer greifbaren Welt, welcher einen gewissen Anspruch vorraussetzt. Stallone hat versucht, auf diese Situation in Burma hinzuweisen und letzten Endes wurde der Film jedoch das, was gerade die Fans von Rambo wollten: Rambo. Diese beiden Aspekte zu vereinen ist bei dieser kurzen Laufzeit schier unmoeglich, weil es die Stimmung, die so stark von den 80er Actionfilmen beeinflusst ist, kaputt macht. Hirnlose Action gepaart mit einem realen Genozid funktioniert einfach nicht: Der problembewusste Seher kann mit dem einen nichts anfangen, der Seher, welcher stumpfsinnige Action sucht, kann mit dem anderen nichts anfangen, und wer wirklich sein Hirn so weit ausschalten kann, dass ihm weder das Eine noch das Andere stoert, dem ist, aufgrund scheinbar vollkommen fehlender Moral, wirklich nicht mehr zu helfen.
Das Problem ist, dass die Zustaende in Burma fuer diesen Film nur Mittel zum Zweck sind, naemlich ein Feindbild zu schaffen, welches dann - trotz expliziter Brutalitaet - die Taten von Rambo rechtfertigen soll und das natuerlich auch schafft. Nur ist es falsch, so eine Thematik dafuer zu missbrauchen.
Also was haette man besser machen koennen? Meiner Meinung nach, muessen solche Filme grundsaetzlich auf fiktive Konflikte/Kriege/etc. aufbauen, um zu unterhalten, denn genau das ist Rambo: Entertainment. Ein so schwieriges Thema verlangt einen gewissen Anspruch, den kein in dem Masse unterhaltender Film aufbringen kann. Da aber diese Tatsache voellig ignoriert wurde, gibt es von meiner Seite einen massiven Punkteabzug.
Dieser Film haette wirklich gross sein koennen, denn nun zu den positiven Aspekten und damit zu den Dingen, die den Film vor einer vernichtenden Bewertung gerettet haben: Das vorhin angesprochene hirnlose Actionkino funktioniert und geht total auf. Schnoerkelloses Kino wie man es schon lange nicht mehr gesehen hat, ein extrem gut in Szene gesetzter Dschungel und damit eine sehr gut aufgebaute Atmosphaere und ein toller Score - einfach traumhaft! Und da stoert auch die in den Gewaltszenen gar sehr arg wackelige Kamerafuehrung nicht mehr ganz so doll. Das Bild von John Rambo (sein Charakter und seine Entwicklung) haette noch etwas mehr Tiefgang verdient. Trotz der kurzen Laufzeit des Filmes waere das noch etwas vermittelbarer gewesen, obwohl die Kameraarbeit in den ruhigen Szenen und die ruhigen Szenen selbst (zB. das Fangen der Schlange oder das Fischen) einen guten Eindruck von dem hinterlaesst, was John Rambo jetzt ist: ein aelterer Mann. Dass dieser aber immer noch toedliche Faehigkeiten besitzt und einsetzt, bekommt man in Rambo IV aber bald zu spueren (gerade ab der Pfeil-und-Bogen-Szene im burmesischen Dorf).
Fazit: Ein grossartiger Actionfilm, wie man ihn lange nicht mehr gesehen hat. Eine legendaere Actionfigur in Hoechstform, der genial in Szene gesetzte Dschungel, die unglaubliche Brutalitaet und tolle Filmmusik wuerden aus diesem Film einen sehr empfehlenswerten machen. Nur leider ist er das nicht so ganz, da mit der Wahl dieses realen Schauplatzes voellig in die Tonne gegriffen wurde und grobe stilistische und moralisch nicht vertretbare Fehler begangen wurden. Eine kriegspropagierende Figur, die auf Pazifismus scheisst und Krieg als unbedingtes Mittel ansieht, hat in so einer Kulisse nichts zu suchen. Das Vorhaben von Stallone, auf die Konflikte in Burma aufmerksam zu machen, geht - besonders gegen Ende des Filmes - voellig in die Hose und entlaesst den Kinogaenger alles andere als nachdenklich.
EDIT: grobe Rechtschreibfehler ausgebessert
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"Make the most of the Indian hemp seed, and sow it everywhere!"
George Washington
[size=x-small]Musik ist einfach viel zu wundervoll, um sich nur auf ein Genre zu beschr