24.10.2009, 15:11
Stadthalle Lichtenfels, Lichtenfels 02. - 03.10.2009
mit Absorb, Abysmal Torment, Accuser, Assassin, Cannibal Corpse, Common Grave, Dew-Scented, Die Zwangsversteigerten Doppelhaushälften, Dying Fetus, Ebola, Emergency Gate, Evocation, Fleshgod Apocalypse, Fleshless, Graveworm, Hate, Lower Hell, Malevolent Creation, Malignant Tumour, Marduk, Nervecell, Obscura, Postmortem, The Modern Age Slavery, The Ordher, Vader, Vomit The Soul, Vomitory, Warpath & Wolfchant
Eigentlich war es ja ganz anders geplant...
Ich wollte ja nur endlich mal wieder Vader spielen sehen und dass die saustarken Italiener von Fleshgod Apocalypse noch im Vorprogramm zu finden wären, wäre ja nur das Sahnehäubchen auf der Death Metal-Torte. Aber wie das Leben so spielt, macht dem Hobby-Redakteur natürlich der depperte Job einen Strich durch die Rechnung und schickt ihn just für das Münchner Date nach Dunkeldeutschland. Aber was ist das? Treten beide Kapellen doch glatt zwei Tage später (am Rückreisetag des Redakteurs) beim Way Of Darkness-Festival in Lichtenfels auf und ein Blick auf den Fahrplan unserer allseits geliebten Deutschen Bahn ließ mich ungläubig werden, hielt eben jener Zug, der mich zurück nach München bringen sollte, doch glatt in eben jenem Lichtenfels. Tja, Glück gehabt und sogar noch die Fahrkosten gespart! Gut, ein kleiner Wermutstropfen war dann doch dabei, da ich leider nicht pünktlich zum Festival-Beginn vor Ort sein konnte, aber irgendwas ist ja immer...
Freitag, 02.10.2009
So traf ich denn gegen 14:40 Uhr vor Ort ein, was zu spät war, um die ersten vier Bands zu sehen, darunter auch die von mir so freudig erwarteten Italiener. Da das Einchecken aber recht flott ging (die Orga war allgemein sehr gelungen), konnte ich zumindest den Auftritt der Die Zwangsversteigerten Doppelhaushälften komplett bewundern. Okay, das war vielleicht ein etwas ungewöhnlicher Einstieg in ein Death Metal-Festival, aber was soll's. So richtig viele Zuhörer waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht in der Stadthalle, aber ein Teil der Anwesenden fühlte sich vom Gig der fränkischen Blödelbarden recht gut unterhalten. Ich selbst fand's ein bisschen platt und mir geisterte der böse Ausdruck "J.B.O. für Arme" durchs Hirn, aber ich muss ja auch nicht alles gut finden. Musikalisch war es sogar ganz brauchbar, die Ansagen und Texte aber waren mir deutlich zu platt und prollig. Egal, der Anfang war gemacht und ich freute mich auf die nächsten Bands.
Die nächste Band passte auch schon eine ganze Ecke besser ins Billing, denn nun war es an der Zeit, den Auftritt der Melodeather von Emergency Gate zu bewundern. Viel mehr war zwar auch noch nicht los in der Halle, aber die Musik der Band traf den Nerv der Zuhörer doch schon wesentlich besser. Um die Zuhörerschaft an die härteren Klänge heranzuführen, waren die leicht melodisch angehauchten Töne der Münchner durchaus geeignet. Stageacting war vorhanden, die Keyboards zumindest nicht überpräsent, das war schon in Ordnung, was die junge Band da ablieferte. Das sah das Publikum wohl genauso und so wurde der Gig mehr als wohlwollend aufgenommen. (Notiz am Rande: Beim Helion-Festival darf auch der Münchner Metalhead einen Auftritt der Band bewundern.)
Weiter ging es dann in einer anderen Härteklasse, denn mit Abysmal Torment trat ging es deutlich in Richtung Death/Grind. Ausgestattet mit zwei Sängern, entfachten die Malteser ein äußerst heftiges Gemetzel auf der Bühne, das den noch jungen Tag in ein (positiv gemeintes) blutrotes Loch zu ziehen vermochte. Holla, haben die Jungs hingelangt, das war Geprügel vom Feinsten. Technisch beeindruckend fit, war es vor allem das Wechselspiel zwischen den beiden Frontmännern, was das Besondere am Auftritt der Band ausmachte. Starke, energiegeladene Show, klasse Sound, tolle Stücke, die Band war für mich der erste Gewinner des Festivals.
Allerdings ließ das Niveau auch bei der nächsten Band nicht nach, denn auch wenn Dubai jetzt nicht wirklich als Zentrum der harten Musik bekannt sein dürfte, hat das Emirat mit Nervecell einen sehr beachtenswerten Export in Sachen Todesblei vorzuweisen. Die sympathischen Musiker, die nach dem Auftritt im Publikum zu finden waren und dabei keinerlei Berührungsängste mit den Fans zeigten, lieferten eine Old School-Show vom Allerfeinsten ab. Mit dieser Musik kann man das Herz eines alten Mannes jederzeit erfreuen und mit dieser Meinung war ich wohl nicht alleine, wenn ich die Reaktionen des Volkes richtig interpretiert habe. Einzig das Bolt Thrower-Cover "Where Next To Conquer" war meines Erachtens ziemlich daneben; es gibt nicht umsonst keine ernstzunehmenden Covers der britischen Dampfwalze. Aber ansonsten ein absolut makelloser Gig, der groovte ohne Ende und deutlich machte, dass diese Band verdammt großes Potential hat.
Dass bei Fleshless Potential vorhanden ist, dürfte eh jedem Anwesenden klar gewesen sein und das bewiesen die Tschechen mit ihrem Auftritt auch. Nicht ganz so massenkompatibel wie die Truppe aus Vorderasien, dafür aber mit gehöriger Grindkante ausgestattet, konnten die Ostler zwar nicht ganz so viel Erfolg beim Publikum erreichen wie ihre Vorgänger, schlecht war der Gig aber trotzdem keineswegs. Irgendwie habe ich jedes Mal, wenn ich Fleshless sehe, das Gefühl, Sänger Vladimir wäre unzufrieden mit dem Gig, der Reaktion des Publikums oder sonst irgendwas, so sauertöpfisch wirkt sein Gebaren nach dem Auftritt, aber wahrscheinlich interpretiere ich da einfach etwas rein, was gar nicht da ist.
So, jetzt war aber Zeit, einmal durchzuatmen, denn mit Wolfchant war eine Band an der Reihe, welche die härtemäßige Schlagzahl erst mal etwas weniger forcierte. Trotzdem (oder vielleicht sogar genau deswegen) kam der Auftritt der Folk/Pagan-Metaller beim Publikum äußerst gut an, ein wenig Abwechslung war also doch willkommen. Neben der eh schon sehr beachtlichen Performance der Combo um Sänger Lokhi wurde dieser Gig durch ein Gastspiel der Rebellion-Mitglieder Michael Seifert und Uwe Lulis zusätzlich veredelt. Ehrensache, dass dabei auch der Grave Digger-Klassiker "Rebellion" zum Besten gegeben wurde. Auf jeden Fall eine recht überraschende und dabei sehr abwechslungsreiche Show, die der Stimmung im Saal keineswegs abträglich war.
Dieses hohe Niveau konnten die nachfolgenden Assassin leider nur bedingt halten. Wirklich schlecht waren die Ruhrpottthrasher nicht, aber herausragend wäre nun auch wieder der falsche Begriff. Vielleicht war es aber auch einfach etwas ungeschickt, bei einem Extremmetal-Festival drei Bands hintereinander spielen zu lassen, deren Herangehensweise etwas weniger grob gestrickt war als vom Publikum insgesamt erwartet wurde. Auf jeden Fall tat die Band sich trotz überzeugenden Einsatzes etwas schwer, die Anwesenden auf ihre Seite zu ziehen. Aber sie ließen sich nicht entmutigen und gaben ihr Bestes, wodurch zumindest ein kleiner Achtungserfolg am Ende zu verzeichnen war.
Graveworm musste ich wegen eines Interview-Termines auslassen, weswegen mein nächster Programmpunkt der Freitags-Headliner Vader war. In neuer Besetzung antretend und mit einem neuen Album im Gepäck, schlug den Polen eine sehr gespannte Erwartungshaltung entgegen. Dass das Zusammenspiel trotz der kurzen Zeit des gemeinsamen Wirkens über jeden Zweifel erhaben sein würde, war mir spätestens seit dem Gig auf dem Summer Breeze klar, aber wie würde sich die Band über die gesamten 80 Minuten Spielzeit schlagen? Dazu gibt es eigentlich nur einen passenden Ausdruck: Äußerst professionell. Peter und seine Mannen waren schon immer, in welcher Besetzung auch immer, eine gut geölte Death Metal-Maschine, bei der sich kein Fitzelchen zwischen die Zahnräder verirrte, so auch heute abend. Fehlerfrei und extrem präzise nahmen die Vier den Hörer mit auf eine Reise durch die gesamte Schaffensphase von Vader und ließen nicht viel Raum für Kritik über ihre Setlist. Genauso wenig gab es etwas an der Darbietung selbst zu kritteln, exakt und präzise wurden der Halle die Stücke um die Ohren gehauen. Mir persönlich war das fast schon zu perfekt, wenn es so etwas überhaupt gibt. Egal, das Volk bekam genau das, was es wollte und war's mehr als zufrieden, der Headliner hatte sich als würdig erwiesen.
Dass der Auftritt von Marduk erst nach dem von Vader stattfand, war einer Auflage der Stadt Lichtenfels zu verdanken, der die bösen Jungs wohl nicht geheuer war und die deswegen darauf bestand, dass sowohl Marduk als auch am Tag danach Cannibal Corpse nur von Personen über 18 Jahren besucht werden durften, was die Veranstalter dazu bewog, diese beiden Gigs auf einen Zeitpunkt nach Mitternacht zu verlegen, da die Jugend da eh schon im Bette sein sollte. So kam es denn, dass die Schweden ihr "böses" Liedgut erst zu später Stunde abliefern durften. Nun, mein Problem war das nicht, ich bin ja schon seit ein paar Tagen volljährig, also (mehr oder weniger) frisch ans Werk und die Öhrchen gespitzt. Doch was war das? Mortuus' Stimme klang fürchterlich künstlich! So übermäßig verfremdet und von Elektronik unterstützt war der Gesang einfach gruselig. Nein, das musste ich mir nicht lange antun, Mitte des zweiten Stückes war für mich der Abend gelaufen. Schade eigentlich, vor allem in Anbetracht der Qualität des aktuellen Albums, aber ich muss mir die Laune ja nicht mit Gewalt verderben lassen. Also noch das letzte Bier ausgetrunken und dann nach Hause. Dachte ich zumindest, aber irgendwie hat die Sache dann doch wohl noch etwas länger gedauert, zumindest, wenn ich den Reaktionen tags darauf Glauben schenken darf. Da haben mich Leute mit Handschlag und Schulterklopfen begrüßt, die ich noch nie im Leben gesehen habe, ehrlich! Hat wohl irgendjemand Alkohol in mein kalorienreduziertes Mineralwasser gegeben; wenn ich den erwische...
Samstag, 03.10.2009
Der Kater, mit dem ich aufgewacht bin, war gar nicht von schlechten Eltern. Aber wer saufen kann, kann auch berichten, deshalb war ich auch überpünktlich gegen neun Uhr schon wieder vor Ort. Zu diesem Zeitpunkt war die kleine Vorhalle schon gut gefüllt, das Volk hungerte nämlich nicht nur nach Musik, sondern auch nach den sonst üblichen leiblichen Genüssen und labte sich am gut organisierten gemeinsamen Frühstück. Auch hier noch mal ein Lob an die Organisation, das hatte alles Hand und Fuß, wirkte einfach von vorne bis hinten professionell aufgezogen und durchdacht. Da bis zur ersten Band des Tages noch ein wenig Zeit blieb, war noch Gelegenheit für mich, ein wenig herumzustreunen und die Merch-Stände in Augenschein zu nehmen. 15 Euronen für ein Festival-Shirt sind dann auch wirklich angemessen, auch hier gab es also keine Kritikpunkte meinerseits.
Den Anfang am Samstag machten die Italiener von Modern Age Slavery. Ein Kollege gab mir den Tipp, die Band keinesfalls zu verpassen und er hatte absolut recht mit seiner Meinung, denn die Jungs waren echt spitze! Schade, dass die Halle noch nicht wirklich voll war, denn die Show der Deathcoreler war erste Sahne. Intensiv, brutal, mitreißend und technisch auf höchstem Niveau, diese Band hat Potential und kann es auch nutzen. 20 Minuten waren jetzt nicht die Welt, aber die Band nutzte jeden Augenblick davon. Sehr guter Start in den zweiten Festivaltag!
Die folgenden Absorb konnten von der tollen Vorarbeit ihrer Kollegen spürbar profitieren, trafen sie doch auf ein bereits sehr gut gelauntes Publikum. Zwar war der Gig technisch nicht ganz so anspruchsvoll, dafür konnten die sympathischen Deathsters mit ihrem groovigen Old School-Brett nicht wenige Häupter zum Schütteln bewegen. Die Stimmung konnte durchaus gehalten werden und das zu so früher Stunde, das war schon aller Achtung wert.
Ebola, die danach an der Reihe waren, waren nun wieder musikalisch ganz anders geartet, denn von Old School konnte hier weder vom Sound noch von den Musikern her die Rede sein. Störte aber keinen im Saal und so wurde auch der Thrashcore der Eberner (schreibt man das so?) vom Volk durchaus wohlwollend aufgenommen. Da soll noch jemand sagen, das Publikum auf solch einem Festival wäre nicht offen für etwas musikalische Auflockerung.
Mittlerweile waren wir schon bei einer Spielzeit von immerhin 30 Minuten angelangt, was für einen soliden Gig eigentlich reichen sollte. Sollte muss man hier aber deutlich hervorheben, denn wenn, wie bei Hate, 15 davon einfach verstreichen, ohne dass etwas auf der Bühne passiert, dann bleibt der Auftritt trotz aller Klasse immer irgendwie rudimentär. Ich habe keine Ahnung, wodurch die Verzögerung verursacht wurde, aber sonderlich stimmungsfördernd war die lange Pause keineswegs. So reichte die Zeit gerade noch für drei Songs der Polen, die zwar recht professionell heruntergezockt wurden, aber das Publikum nur zum Teil erreichten. Schade...
Wenn ich vorhin schon den Begriff Old School verwendete, dann muss er bei Accu§er erst recht angewendet werden, denn die Thrash-Urgesteine sind nun schon sehr lange in der Szene unterwegs. Abnutzungserscheinungen konnte man trotzdem keine feststellen, denn der Auftritt der Thrasher war ziemlich energiegeladen. Auch wenn die Jungs nicht die technisch anspruchsvollste Darbietung lieferten, konnten sie mit ihrem Gig bei den Anwesenden mit Ausstrahlung, Herzblut und solidem Liedgut punkten.
Jetzt wurde es richtig kurzhaarig, denn Vomit The Soul glänzten (im wahrsten Sinn des Wortes) erst mal durch Metal-untypische Frisuren, womit sie beim Berichterstatter gleich mal einen Sympathiebonus hatten. Aber haupt(!)sächlich ließen sie die Musik sprechen und die hatte es in sich. Ziemlich heftiges Deathgrind-Geknüppel bekam das dürstende Publikum geboten, Geblaste pur garniert mit Frognoise, keinen Raum für Atempausen lassend, aber nie langweilig und immer mit der gebotenen Verve dargeboten. Ein ziemliches Brett lieferten die vier Herren aus Lecco da ab, das genau nach meinem Geschmack war und anscheinend auch dem von nicht wenigen Zuschauern. Sehr feiner Auftritt, diese Jungs können was!
Mit Obscura wurde zwar der Knüppelfaktor etwas zurückgenommen, dafür aber deutlich an der Technikschraube gedreht. Und im Gegensatz zu einigen anderen Kapellen aus dieser Musiksparte herrschte da auf der Bühne keine Standbild-Statik, nein, auch in Reihen der Musiker gab es durchaus so etwas wie Bewegung. Sogar launige Ansagen konnte man vernehmen, was die sehr anspruchsvolle Musik sehr gelungen auflockerte. Musikalisch sind die Bayern eh über jeden Zweifel erhaben, aber auch als Liveband können sie überzeugen. Dazu kommt natürlich, dass die Stücke vom aktuellen Album verdammt gut sind, mit dem Material im Rücken kann ja fast nichts schief gehen. Ging es auch nicht, der Gig konnte als voller Erfolg verbucht werden.
Dafür ging die Show von Postmortem ziemlich an mir vorbei. Musikalisch war es sogar recht brauchbar, aber irgendwie gelang es mir nicht, Zugang zur Bühnenpräsenz der Truppe zu bekommen. Nun, das ist ganz klar meine persönliche Meinung und muss nicht mit derjenigen der Mehrheit übereinstimmen, aber es macht mir halt eine Bewertung der Show recht schwer. Belassen wir es bei einem "nicht mein Ding".
Dafür aber schlugen Dew-Scented umso mehr ein. Nicht nur musikalisch, da boten die Norddeutschen gewohnt gute Kost, auch die Interaktion von Band und Publikum stimmte durchweg. Die Thrasher waren sich durchaus bewusst, dass sie die letzte Thrashband des Abends sein sollten und versuchten, mit ihrer Setlist eine Brücke zwischen den moderateren Tönen bisher und dem folgenden "Ami-Geblaste" (O-Ton Leif) zu schlagen, was ihnen mit Stücken wie "Cities Of The Dead" auch problemlos gelang.
Danach kam eine Überraschung für mich, denn Malignant Tumour kannte ich bisher überhaupt nicht. Aber diese Art von Motörhead-auf-Death-Metal machte vom ersten Ton an unglaublich Spaß und wirkte bei allem clownesken Gebaren auf der Bühne trotzdem nicht zu albern. Das Motto war ganz klar: Spaß haben und nichts weiter. Dieses Konzept ging voll auf und steckte den kompletten Saal mit guter Laune an. So hat Unterhaltung auszusehen und zu klingen!
Evocation dagegen sind nicht unbedingt die Gute-Laune-Band schlechthin, zu ernsthaft ist der Sound der Schweden. Das aber ist keineswegs ein Makel, denn die Klasse sowohl der Band als auch des Liedgutes zog die Halle von Anfang an in ihren Bann. Gerade die Bühnenpräsenz von Fronter Thomas Josefsson fesselte das Publikum durchgehend, aber auch der Rest der Band versteckte sich keineswegs. Und bei Songperlen wie "Razored To The Bone" war es kein Wunder, dass dieser Gig zu einem kleinen Juwel wurde. Verdammt starke Band.
Nicht ganz so fesselnd, aber sehr solide, gingen danach Vomitory zu Werke und hatten leichtes Spiel mit dem schon sehr angeheizten Publikum. Man musste sich schon wundern, dass das Volk nach einem eh schon recht langen Festival-Tag noch so viel Energie freisetzen konnte, aber anscheinend trafen die Schweden genau den Nerv der Anwesenden. Die feierten die Band, als gäbe es kein Morgen mehr, dabei standen doch noch drei weitere Kapellen in den Startlöchern! Hier mal ein Lob an die Zuschauer, so macht es den Bands sicher noch mehr Spaß, ihr Bestes zu geben.
Und das ließ auch bei Malevolent Creation nicht nach, die wurden, wenn überhaupt, sogar noch mehr gefeiert. Brett Hoffmann und seine Mannen waren aber auch in überzeugender Form und haben sich diese Reaktionen leidlich verdient. Eine Stunde lang war intensivste Unterhaltung geboten, die kaum Zeit zum Luft holen ließ. Aber Luft holen wird eh überbewertet, also Augen zu und durch. Sehr überzeugende Leistung einer Band, die sowohl abgeklärt als auch leidenschaftlich war.
Dying Fetus konnten dies zwar nicht toppen, aber schlugen sich dennoch wacker und schafften es, dass die Stimmung im Saal nicht wirklich abflaute. Insgesamt ging es auf der Bühne ein wenig statischer zu als bei ihren Vorgängern, aber die Musik war dennoch überzeugend. So erhielt das Publikum eine weitere Stunde lang eine hochklassige grindgeschwängerte Death Metal-Vollbedienung, die den Mob bestens auf den Headliner vorbereitete.
Und der kam, sah und siegte, was auch sonst. Vernichtend wie immer und verlässlich wie eh und je entfesselten Corpsegrinder & Co einen Orkan der bösartigen, zielgerichteten Vernichtung, der durch die gewohnt launigen Ansagen des Herren am Mikro ("And now a song for all the women out there: Fucked With A Knife!") die dringend benötigte Auflockerung bekam. Cannibal Corpse sind halt ein Faktor, auf den man sich immer verlassen kann.
Tja, und dann war es auch aus, das Way Of Darkness IV. Anstrengend war's und lohnend obendrein. Besonders lobend muss ich noch die immer tipptopp gepflegten Toiletten erwähnen, bei solch einem Event sicher keine Selbstverständlichkeit. Und auch das eigens für's Festival gebraute W.O.D. Bier hat gar ausgezeichnet gemundet (habe ich mir zumindest sagen lassen...). Dazu noch eine ausgezeichnete Verpflegung und das alles zu durchaus humanen Preisen, ich bin immer noch sehr angetan von der Organisation der Angelegenheit. Ich bin ja gespannt, wo das W.O.D. nächstes Jahr Station machen wird, aber eines ist sicher: Wenn ich es irgendwie einrichten kann, bin ich auch 2010 wieder dabei!
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Now playing: Witchmaster - Self-inflicted Divinity
via FoxyTunes
mit Absorb, Abysmal Torment, Accuser, Assassin, Cannibal Corpse, Common Grave, Dew-Scented, Die Zwangsversteigerten Doppelhaushälften, Dying Fetus, Ebola, Emergency Gate, Evocation, Fleshgod Apocalypse, Fleshless, Graveworm, Hate, Lower Hell, Malevolent Creation, Malignant Tumour, Marduk, Nervecell, Obscura, Postmortem, The Modern Age Slavery, The Ordher, Vader, Vomit The Soul, Vomitory, Warpath & Wolfchant
Eigentlich war es ja ganz anders geplant...
Ich wollte ja nur endlich mal wieder Vader spielen sehen und dass die saustarken Italiener von Fleshgod Apocalypse noch im Vorprogramm zu finden wären, wäre ja nur das Sahnehäubchen auf der Death Metal-Torte. Aber wie das Leben so spielt, macht dem Hobby-Redakteur natürlich der depperte Job einen Strich durch die Rechnung und schickt ihn just für das Münchner Date nach Dunkeldeutschland. Aber was ist das? Treten beide Kapellen doch glatt zwei Tage später (am Rückreisetag des Redakteurs) beim Way Of Darkness-Festival in Lichtenfels auf und ein Blick auf den Fahrplan unserer allseits geliebten Deutschen Bahn ließ mich ungläubig werden, hielt eben jener Zug, der mich zurück nach München bringen sollte, doch glatt in eben jenem Lichtenfels. Tja, Glück gehabt und sogar noch die Fahrkosten gespart! Gut, ein kleiner Wermutstropfen war dann doch dabei, da ich leider nicht pünktlich zum Festival-Beginn vor Ort sein konnte, aber irgendwas ist ja immer...
Freitag, 02.10.2009
So traf ich denn gegen 14:40 Uhr vor Ort ein, was zu spät war, um die ersten vier Bands zu sehen, darunter auch die von mir so freudig erwarteten Italiener. Da das Einchecken aber recht flott ging (die Orga war allgemein sehr gelungen), konnte ich zumindest den Auftritt der Die Zwangsversteigerten Doppelhaushälften komplett bewundern. Okay, das war vielleicht ein etwas ungewöhnlicher Einstieg in ein Death Metal-Festival, aber was soll's. So richtig viele Zuhörer waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht in der Stadthalle, aber ein Teil der Anwesenden fühlte sich vom Gig der fränkischen Blödelbarden recht gut unterhalten. Ich selbst fand's ein bisschen platt und mir geisterte der böse Ausdruck "J.B.O. für Arme" durchs Hirn, aber ich muss ja auch nicht alles gut finden. Musikalisch war es sogar ganz brauchbar, die Ansagen und Texte aber waren mir deutlich zu platt und prollig. Egal, der Anfang war gemacht und ich freute mich auf die nächsten Bands.
Die nächste Band passte auch schon eine ganze Ecke besser ins Billing, denn nun war es an der Zeit, den Auftritt der Melodeather von Emergency Gate zu bewundern. Viel mehr war zwar auch noch nicht los in der Halle, aber die Musik der Band traf den Nerv der Zuhörer doch schon wesentlich besser. Um die Zuhörerschaft an die härteren Klänge heranzuführen, waren die leicht melodisch angehauchten Töne der Münchner durchaus geeignet. Stageacting war vorhanden, die Keyboards zumindest nicht überpräsent, das war schon in Ordnung, was die junge Band da ablieferte. Das sah das Publikum wohl genauso und so wurde der Gig mehr als wohlwollend aufgenommen. (Notiz am Rande: Beim Helion-Festival darf auch der Münchner Metalhead einen Auftritt der Band bewundern.)
Weiter ging es dann in einer anderen Härteklasse, denn mit Abysmal Torment trat ging es deutlich in Richtung Death/Grind. Ausgestattet mit zwei Sängern, entfachten die Malteser ein äußerst heftiges Gemetzel auf der Bühne, das den noch jungen Tag in ein (positiv gemeintes) blutrotes Loch zu ziehen vermochte. Holla, haben die Jungs hingelangt, das war Geprügel vom Feinsten. Technisch beeindruckend fit, war es vor allem das Wechselspiel zwischen den beiden Frontmännern, was das Besondere am Auftritt der Band ausmachte. Starke, energiegeladene Show, klasse Sound, tolle Stücke, die Band war für mich der erste Gewinner des Festivals.
Allerdings ließ das Niveau auch bei der nächsten Band nicht nach, denn auch wenn Dubai jetzt nicht wirklich als Zentrum der harten Musik bekannt sein dürfte, hat das Emirat mit Nervecell einen sehr beachtenswerten Export in Sachen Todesblei vorzuweisen. Die sympathischen Musiker, die nach dem Auftritt im Publikum zu finden waren und dabei keinerlei Berührungsängste mit den Fans zeigten, lieferten eine Old School-Show vom Allerfeinsten ab. Mit dieser Musik kann man das Herz eines alten Mannes jederzeit erfreuen und mit dieser Meinung war ich wohl nicht alleine, wenn ich die Reaktionen des Volkes richtig interpretiert habe. Einzig das Bolt Thrower-Cover "Where Next To Conquer" war meines Erachtens ziemlich daneben; es gibt nicht umsonst keine ernstzunehmenden Covers der britischen Dampfwalze. Aber ansonsten ein absolut makelloser Gig, der groovte ohne Ende und deutlich machte, dass diese Band verdammt großes Potential hat.
Dass bei Fleshless Potential vorhanden ist, dürfte eh jedem Anwesenden klar gewesen sein und das bewiesen die Tschechen mit ihrem Auftritt auch. Nicht ganz so massenkompatibel wie die Truppe aus Vorderasien, dafür aber mit gehöriger Grindkante ausgestattet, konnten die Ostler zwar nicht ganz so viel Erfolg beim Publikum erreichen wie ihre Vorgänger, schlecht war der Gig aber trotzdem keineswegs. Irgendwie habe ich jedes Mal, wenn ich Fleshless sehe, das Gefühl, Sänger Vladimir wäre unzufrieden mit dem Gig, der Reaktion des Publikums oder sonst irgendwas, so sauertöpfisch wirkt sein Gebaren nach dem Auftritt, aber wahrscheinlich interpretiere ich da einfach etwas rein, was gar nicht da ist.
So, jetzt war aber Zeit, einmal durchzuatmen, denn mit Wolfchant war eine Band an der Reihe, welche die härtemäßige Schlagzahl erst mal etwas weniger forcierte. Trotzdem (oder vielleicht sogar genau deswegen) kam der Auftritt der Folk/Pagan-Metaller beim Publikum äußerst gut an, ein wenig Abwechslung war also doch willkommen. Neben der eh schon sehr beachtlichen Performance der Combo um Sänger Lokhi wurde dieser Gig durch ein Gastspiel der Rebellion-Mitglieder Michael Seifert und Uwe Lulis zusätzlich veredelt. Ehrensache, dass dabei auch der Grave Digger-Klassiker "Rebellion" zum Besten gegeben wurde. Auf jeden Fall eine recht überraschende und dabei sehr abwechslungsreiche Show, die der Stimmung im Saal keineswegs abträglich war.
Dieses hohe Niveau konnten die nachfolgenden Assassin leider nur bedingt halten. Wirklich schlecht waren die Ruhrpottthrasher nicht, aber herausragend wäre nun auch wieder der falsche Begriff. Vielleicht war es aber auch einfach etwas ungeschickt, bei einem Extremmetal-Festival drei Bands hintereinander spielen zu lassen, deren Herangehensweise etwas weniger grob gestrickt war als vom Publikum insgesamt erwartet wurde. Auf jeden Fall tat die Band sich trotz überzeugenden Einsatzes etwas schwer, die Anwesenden auf ihre Seite zu ziehen. Aber sie ließen sich nicht entmutigen und gaben ihr Bestes, wodurch zumindest ein kleiner Achtungserfolg am Ende zu verzeichnen war.
Graveworm musste ich wegen eines Interview-Termines auslassen, weswegen mein nächster Programmpunkt der Freitags-Headliner Vader war. In neuer Besetzung antretend und mit einem neuen Album im Gepäck, schlug den Polen eine sehr gespannte Erwartungshaltung entgegen. Dass das Zusammenspiel trotz der kurzen Zeit des gemeinsamen Wirkens über jeden Zweifel erhaben sein würde, war mir spätestens seit dem Gig auf dem Summer Breeze klar, aber wie würde sich die Band über die gesamten 80 Minuten Spielzeit schlagen? Dazu gibt es eigentlich nur einen passenden Ausdruck: Äußerst professionell. Peter und seine Mannen waren schon immer, in welcher Besetzung auch immer, eine gut geölte Death Metal-Maschine, bei der sich kein Fitzelchen zwischen die Zahnräder verirrte, so auch heute abend. Fehlerfrei und extrem präzise nahmen die Vier den Hörer mit auf eine Reise durch die gesamte Schaffensphase von Vader und ließen nicht viel Raum für Kritik über ihre Setlist. Genauso wenig gab es etwas an der Darbietung selbst zu kritteln, exakt und präzise wurden der Halle die Stücke um die Ohren gehauen. Mir persönlich war das fast schon zu perfekt, wenn es so etwas überhaupt gibt. Egal, das Volk bekam genau das, was es wollte und war's mehr als zufrieden, der Headliner hatte sich als würdig erwiesen.
Dass der Auftritt von Marduk erst nach dem von Vader stattfand, war einer Auflage der Stadt Lichtenfels zu verdanken, der die bösen Jungs wohl nicht geheuer war und die deswegen darauf bestand, dass sowohl Marduk als auch am Tag danach Cannibal Corpse nur von Personen über 18 Jahren besucht werden durften, was die Veranstalter dazu bewog, diese beiden Gigs auf einen Zeitpunkt nach Mitternacht zu verlegen, da die Jugend da eh schon im Bette sein sollte. So kam es denn, dass die Schweden ihr "böses" Liedgut erst zu später Stunde abliefern durften. Nun, mein Problem war das nicht, ich bin ja schon seit ein paar Tagen volljährig, also (mehr oder weniger) frisch ans Werk und die Öhrchen gespitzt. Doch was war das? Mortuus' Stimme klang fürchterlich künstlich! So übermäßig verfremdet und von Elektronik unterstützt war der Gesang einfach gruselig. Nein, das musste ich mir nicht lange antun, Mitte des zweiten Stückes war für mich der Abend gelaufen. Schade eigentlich, vor allem in Anbetracht der Qualität des aktuellen Albums, aber ich muss mir die Laune ja nicht mit Gewalt verderben lassen. Also noch das letzte Bier ausgetrunken und dann nach Hause. Dachte ich zumindest, aber irgendwie hat die Sache dann doch wohl noch etwas länger gedauert, zumindest, wenn ich den Reaktionen tags darauf Glauben schenken darf. Da haben mich Leute mit Handschlag und Schulterklopfen begrüßt, die ich noch nie im Leben gesehen habe, ehrlich! Hat wohl irgendjemand Alkohol in mein kalorienreduziertes Mineralwasser gegeben; wenn ich den erwische...
Samstag, 03.10.2009
Der Kater, mit dem ich aufgewacht bin, war gar nicht von schlechten Eltern. Aber wer saufen kann, kann auch berichten, deshalb war ich auch überpünktlich gegen neun Uhr schon wieder vor Ort. Zu diesem Zeitpunkt war die kleine Vorhalle schon gut gefüllt, das Volk hungerte nämlich nicht nur nach Musik, sondern auch nach den sonst üblichen leiblichen Genüssen und labte sich am gut organisierten gemeinsamen Frühstück. Auch hier noch mal ein Lob an die Organisation, das hatte alles Hand und Fuß, wirkte einfach von vorne bis hinten professionell aufgezogen und durchdacht. Da bis zur ersten Band des Tages noch ein wenig Zeit blieb, war noch Gelegenheit für mich, ein wenig herumzustreunen und die Merch-Stände in Augenschein zu nehmen. 15 Euronen für ein Festival-Shirt sind dann auch wirklich angemessen, auch hier gab es also keine Kritikpunkte meinerseits.
Den Anfang am Samstag machten die Italiener von Modern Age Slavery. Ein Kollege gab mir den Tipp, die Band keinesfalls zu verpassen und er hatte absolut recht mit seiner Meinung, denn die Jungs waren echt spitze! Schade, dass die Halle noch nicht wirklich voll war, denn die Show der Deathcoreler war erste Sahne. Intensiv, brutal, mitreißend und technisch auf höchstem Niveau, diese Band hat Potential und kann es auch nutzen. 20 Minuten waren jetzt nicht die Welt, aber die Band nutzte jeden Augenblick davon. Sehr guter Start in den zweiten Festivaltag!
Die folgenden Absorb konnten von der tollen Vorarbeit ihrer Kollegen spürbar profitieren, trafen sie doch auf ein bereits sehr gut gelauntes Publikum. Zwar war der Gig technisch nicht ganz so anspruchsvoll, dafür konnten die sympathischen Deathsters mit ihrem groovigen Old School-Brett nicht wenige Häupter zum Schütteln bewegen. Die Stimmung konnte durchaus gehalten werden und das zu so früher Stunde, das war schon aller Achtung wert.
Ebola, die danach an der Reihe waren, waren nun wieder musikalisch ganz anders geartet, denn von Old School konnte hier weder vom Sound noch von den Musikern her die Rede sein. Störte aber keinen im Saal und so wurde auch der Thrashcore der Eberner (schreibt man das so?) vom Volk durchaus wohlwollend aufgenommen. Da soll noch jemand sagen, das Publikum auf solch einem Festival wäre nicht offen für etwas musikalische Auflockerung.
Mittlerweile waren wir schon bei einer Spielzeit von immerhin 30 Minuten angelangt, was für einen soliden Gig eigentlich reichen sollte. Sollte muss man hier aber deutlich hervorheben, denn wenn, wie bei Hate, 15 davon einfach verstreichen, ohne dass etwas auf der Bühne passiert, dann bleibt der Auftritt trotz aller Klasse immer irgendwie rudimentär. Ich habe keine Ahnung, wodurch die Verzögerung verursacht wurde, aber sonderlich stimmungsfördernd war die lange Pause keineswegs. So reichte die Zeit gerade noch für drei Songs der Polen, die zwar recht professionell heruntergezockt wurden, aber das Publikum nur zum Teil erreichten. Schade...
Wenn ich vorhin schon den Begriff Old School verwendete, dann muss er bei Accu§er erst recht angewendet werden, denn die Thrash-Urgesteine sind nun schon sehr lange in der Szene unterwegs. Abnutzungserscheinungen konnte man trotzdem keine feststellen, denn der Auftritt der Thrasher war ziemlich energiegeladen. Auch wenn die Jungs nicht die technisch anspruchsvollste Darbietung lieferten, konnten sie mit ihrem Gig bei den Anwesenden mit Ausstrahlung, Herzblut und solidem Liedgut punkten.
Jetzt wurde es richtig kurzhaarig, denn Vomit The Soul glänzten (im wahrsten Sinn des Wortes) erst mal durch Metal-untypische Frisuren, womit sie beim Berichterstatter gleich mal einen Sympathiebonus hatten. Aber haupt(!)sächlich ließen sie die Musik sprechen und die hatte es in sich. Ziemlich heftiges Deathgrind-Geknüppel bekam das dürstende Publikum geboten, Geblaste pur garniert mit Frognoise, keinen Raum für Atempausen lassend, aber nie langweilig und immer mit der gebotenen Verve dargeboten. Ein ziemliches Brett lieferten die vier Herren aus Lecco da ab, das genau nach meinem Geschmack war und anscheinend auch dem von nicht wenigen Zuschauern. Sehr feiner Auftritt, diese Jungs können was!
Mit Obscura wurde zwar der Knüppelfaktor etwas zurückgenommen, dafür aber deutlich an der Technikschraube gedreht. Und im Gegensatz zu einigen anderen Kapellen aus dieser Musiksparte herrschte da auf der Bühne keine Standbild-Statik, nein, auch in Reihen der Musiker gab es durchaus so etwas wie Bewegung. Sogar launige Ansagen konnte man vernehmen, was die sehr anspruchsvolle Musik sehr gelungen auflockerte. Musikalisch sind die Bayern eh über jeden Zweifel erhaben, aber auch als Liveband können sie überzeugen. Dazu kommt natürlich, dass die Stücke vom aktuellen Album verdammt gut sind, mit dem Material im Rücken kann ja fast nichts schief gehen. Ging es auch nicht, der Gig konnte als voller Erfolg verbucht werden.
Dafür ging die Show von Postmortem ziemlich an mir vorbei. Musikalisch war es sogar recht brauchbar, aber irgendwie gelang es mir nicht, Zugang zur Bühnenpräsenz der Truppe zu bekommen. Nun, das ist ganz klar meine persönliche Meinung und muss nicht mit derjenigen der Mehrheit übereinstimmen, aber es macht mir halt eine Bewertung der Show recht schwer. Belassen wir es bei einem "nicht mein Ding".
Dafür aber schlugen Dew-Scented umso mehr ein. Nicht nur musikalisch, da boten die Norddeutschen gewohnt gute Kost, auch die Interaktion von Band und Publikum stimmte durchweg. Die Thrasher waren sich durchaus bewusst, dass sie die letzte Thrashband des Abends sein sollten und versuchten, mit ihrer Setlist eine Brücke zwischen den moderateren Tönen bisher und dem folgenden "Ami-Geblaste" (O-Ton Leif) zu schlagen, was ihnen mit Stücken wie "Cities Of The Dead" auch problemlos gelang.
Danach kam eine Überraschung für mich, denn Malignant Tumour kannte ich bisher überhaupt nicht. Aber diese Art von Motörhead-auf-Death-Metal machte vom ersten Ton an unglaublich Spaß und wirkte bei allem clownesken Gebaren auf der Bühne trotzdem nicht zu albern. Das Motto war ganz klar: Spaß haben und nichts weiter. Dieses Konzept ging voll auf und steckte den kompletten Saal mit guter Laune an. So hat Unterhaltung auszusehen und zu klingen!
Evocation dagegen sind nicht unbedingt die Gute-Laune-Band schlechthin, zu ernsthaft ist der Sound der Schweden. Das aber ist keineswegs ein Makel, denn die Klasse sowohl der Band als auch des Liedgutes zog die Halle von Anfang an in ihren Bann. Gerade die Bühnenpräsenz von Fronter Thomas Josefsson fesselte das Publikum durchgehend, aber auch der Rest der Band versteckte sich keineswegs. Und bei Songperlen wie "Razored To The Bone" war es kein Wunder, dass dieser Gig zu einem kleinen Juwel wurde. Verdammt starke Band.
Nicht ganz so fesselnd, aber sehr solide, gingen danach Vomitory zu Werke und hatten leichtes Spiel mit dem schon sehr angeheizten Publikum. Man musste sich schon wundern, dass das Volk nach einem eh schon recht langen Festival-Tag noch so viel Energie freisetzen konnte, aber anscheinend trafen die Schweden genau den Nerv der Anwesenden. Die feierten die Band, als gäbe es kein Morgen mehr, dabei standen doch noch drei weitere Kapellen in den Startlöchern! Hier mal ein Lob an die Zuschauer, so macht es den Bands sicher noch mehr Spaß, ihr Bestes zu geben.
Und das ließ auch bei Malevolent Creation nicht nach, die wurden, wenn überhaupt, sogar noch mehr gefeiert. Brett Hoffmann und seine Mannen waren aber auch in überzeugender Form und haben sich diese Reaktionen leidlich verdient. Eine Stunde lang war intensivste Unterhaltung geboten, die kaum Zeit zum Luft holen ließ. Aber Luft holen wird eh überbewertet, also Augen zu und durch. Sehr überzeugende Leistung einer Band, die sowohl abgeklärt als auch leidenschaftlich war.
Dying Fetus konnten dies zwar nicht toppen, aber schlugen sich dennoch wacker und schafften es, dass die Stimmung im Saal nicht wirklich abflaute. Insgesamt ging es auf der Bühne ein wenig statischer zu als bei ihren Vorgängern, aber die Musik war dennoch überzeugend. So erhielt das Publikum eine weitere Stunde lang eine hochklassige grindgeschwängerte Death Metal-Vollbedienung, die den Mob bestens auf den Headliner vorbereitete.
Und der kam, sah und siegte, was auch sonst. Vernichtend wie immer und verlässlich wie eh und je entfesselten Corpsegrinder & Co einen Orkan der bösartigen, zielgerichteten Vernichtung, der durch die gewohnt launigen Ansagen des Herren am Mikro ("And now a song for all the women out there: Fucked With A Knife!") die dringend benötigte Auflockerung bekam. Cannibal Corpse sind halt ein Faktor, auf den man sich immer verlassen kann.
Tja, und dann war es auch aus, das Way Of Darkness IV. Anstrengend war's und lohnend obendrein. Besonders lobend muss ich noch die immer tipptopp gepflegten Toiletten erwähnen, bei solch einem Event sicher keine Selbstverständlichkeit. Und auch das eigens für's Festival gebraute W.O.D. Bier hat gar ausgezeichnet gemundet (habe ich mir zumindest sagen lassen...). Dazu noch eine ausgezeichnete Verpflegung und das alles zu durchaus humanen Preisen, ich bin immer noch sehr angetan von der Organisation der Angelegenheit. Ich bin ja gespannt, wo das W.O.D. nächstes Jahr Station machen wird, aber eines ist sicher: Wenn ich es irgendwie einrichten kann, bin ich auch 2010 wieder dabei!
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Now playing: Witchmaster - Self-inflicted Divinity
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*grunz*