21.08.2008, 23:07
Freitag:
Ausgeschlafen wie ich ob des fruehen gestrigen Rueckzuges war, ging es heute schon vor dem Mittagslaeuten gen Festival-Gelaende, um die Show von Heidevolk zu begutachten. Als Aufwaermer fuer mich (es war ja auch bitter kalt geworden) taugte der Gig durchaus, nichts Weltbewegendes und vielleicht eine Spur zu viel Gedudel fuer meinen Geschmack, aber ansonsten einigermassen ordentlich. Ja, ok, vielleicht wirklich zu viel Gedudel und zu wenig Metal, aber man kann’s ja nicht jedem recht machen.
Danach Ortswechsel zur Pain Stage. Midnattsol war an der Reihe. Der Auftritt war denn auch wunderschoen anzusehen, vor allem die feengleiche Carmen im Zentrum der Aufmerksamkeit. Das war es aber auch schon mit den positiven Aspekten dieses Gigs, denn musikalisch wurde ich selten so gelangweilt wie hier. Die ganze Musik plaetscherte einfach nur so dahin, ohne grosse Spannungsboegen oder Aha!-Momente. Zu einem Gutteil lag das auch an der Abmischung, denn dominiert wurde der Sound vom alles gleichmachenden Keyboard, welches den Rest der Band fast schon unter sich begrub. Nein, Herr Mischer, das war nix, setzen, Sechs!
Nach einer kleinen Verschnauf- und Fruehstueckspause ging es dann zurueck zur Pain Stage, Schelmisch standen auf dem Programm. Und das war schon etwas ganz anderes als das Geplaetscher und Gedudel zuvor! Erfrischen zuenftig gingen die Musikanten bei ihrer Show zu Werke, keine Spur von verklaerter Mittelalterromantik, sondern rockige Spielfreude, gepaart mit charmanten und launigen Ansagen. Eine der fuer mich positiven ueberraschungen des Summer Breeze!
Nach dem naechsten kleinen Paeuschen waren Megaherz an der Reihe (irgendwie kam ich an diesem Tag kaum von der Pain Stage weg), mein Gehoer mit ihren Klaengen zu erfreuen. Ist zwar keine Musik, die ich dauerhaft hoeren kann, aber diese gute halbe Stunde ging das ohne Probleme. Nicht uebel, was die Muenchner da ablieferten, immerhin hatten sie ja auch ein gar nicht so schlechtes neues Album im Gepaeck. Sehr brauchbar, das Ganze und auch das Publikum wusste die Leistung der Musiker zu honorieren.
Endlich ging’s aber mal vor die Mainstage, auf der sich der lustige Haufen von Korpiklaani zu einem Stelldichein einfand. Die Gute-Laune-Musik der Finnen musste doch fuer Partystimmung sorgen, so zumindest meine Annahme. Tat sie dann aber leider nur teilweise, denn erstens war auf der Buehne ein bisschen wenig los und zweitens liess der Sound doch zu wuenschen uebrig, zu leise und drucklos kamen die Gassenhauer da aus den Boxen. Aber zumindest weiter vorne schien doch so etwas wie Stimmung aufzukommen (gut, da war es ja auch lauter), so dass zumindest von einem Teilerfolg gesprochen werden darf.
Weiter ging das Programm mit Pro-Pain, die ja ebenfalls ein neues Album im Gepaeck hatten. Die New Yorker Hardcore-Legende legte sich denn auch maechtig ins Zeug, um der Meute einzuheizen und kam damit auch ganz gut an. Ein bisschen zahm wirkten sie auf mich, passend zum neuen Material, aber daran schienen sich nicht allzu viele der Anwesenden zu stoeren. Zumindest war der Sound laut und klar genug, um der gleichzeitig vor der Hauptbuehne stattfindenden Strohschlacht als perfekter Soundtrack zu dienen.
Dann vor dieser Buehne sammelte sich nun eine stattliche Meute, um dem Auftritt der maechtigen Exodus zu huldigen. Und selbiger wurde auch richtig feist, denn die Band ueberzeugte durch Buehnenpraesenz, Spielfreude und eine geglueckte Songauswahl. Stimmlich ziehe ich zwar Zetro als Fronter vor, aber was Rob Dukes alleine durch seine Anwesenheit auf den Brettern an Energie und purer Angepisstheit ausstrahlte, ging auf keine Kuhhaut mehr. Passend dazu entwickelte sich endlich mal ein Moshpit vor der Buehne, der diesen Namen auch verdiente und nicht durch die leider allgegenwaertigen Walls-Of-Death gestoert wurde. Tolle Live-Band und das bisherige Freitags-Highlight fuer mich.
Nachdem ich mich also so richtig ausgetobt hatte, war wieder Buehnenwechsel angesagt und die letztjaehrige ueberraschungsband Eluveitie durfte zeigen, ob und wenn ja wie sie den Ausstieg der Gebrueder Kirder verkraftet hatte. Und um es kurz zu machen: Musikalisch war da ueberhaupt kein Bruch zu spueren, dieser Auftritt gehoerte mit zum Staerksten, was das Breeze dieses Jahr zu bieten hatte. Hoechstens beim Stageacting war durch den Weggang von Derwisch Sevan Kirder eine kleine Luecke zu bemerken, die aber ueberhaupt nicht ins Gewicht fiel. Ganz tolle Show der Schweizer, die sich damit sicherlich weitere Fans erspielt haben.
Fuenf Bands am Stueck schrieen jetzt aber mal nach einer etwas laengeren Pause, zumal sich auch mein Magen bemerkbar machte. Deswegen bekam ich auch nur die letzten beiden Stuecke vom End Of Green-Auftritt mit, aber der Menge schien die Show der Senkrechtstarter durchaus gefallen zu haben, wenn ich das richtig gedeutet habe.
Fuer mich gab es dann aber schon das naechste Highlight, denn die Groove-Deather um Grunzwunder Chris Barnes gaben sich die Ehre. Und ja, es war ein verdammt starker Gig, den Six Feet Under da hinlegte. Vom ersten Ton herrschte Stimmung im Publikum und die hielt die komplette Spieldauer an, nur um mit dem abschliessenden „TNT“ ihren absoluten Hoehepunkt zu finden. Bei dem Stueck stand ich naemlich schon vor der kleineren der beiden Buehnen, um mich auf die naechste Band vorzubereiten und auch dort groelte alles, aber auch alles den Song mit! Da braucht mir niemand zu erzaehlen, das SFU langweilig und monoton waere, live sind die Herren einfach eine Macht.
Ja, warum stand ich denn schon vor der Pain Stage? Weil eine weitere Live-Granate anstand und die hiess (und heisst immer noch) Kataklysm. Aber wenn ich schon ueber den Gig von SFU in hoechsten Toenen sprach, legten die Kanadier noch mal ein bis zwei Schippen drauf! Vom ersten Song an herrschte Ausnahmezustand im Zuschauerbereich, das Gedraenge laesst sich mit Worten kaum beschreiben. Als dann noch bekannt wurde, dass die Hyperblaster mit fremdem Equipment spielen mussten, weil die Fluglinie (F**k British Airways!) ihre Ausruestung verschlampt hatte, stieg das Stimmungsbarometer noch mal um ein paar Zentimeter. Kataklysm waren fuer das 08er Breeze das, was Bolt Thrower letztes Jahr waren: Der absolute Stimmungsheadliner.
Tja, nach solch einem Auftritt hatten es Subway To Sally naturgemaess nicht leicht, bei mir bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Der Auftritt war dann auch ganz nett anzuhoeren und manchmal auch anzusehen (die Feuerspuckeinlage war recht beeindruckend), aber so wirklich wollte dieser Gig bei mir nicht zuenden, dafuer war auf der Buehne insgesamt zu wenig los. Verglichen mit In Extremo 2007 (die ja auch kurz nach der Granate Bolt Thrower spielen „mussten“) zogen STS bei mir eindeutig den Kuerzeren.
Aber hier zeigten sich auch die Vorteile des Party Zeltes: Wenn man mit den Gigs auf den Hauptbuehnen nicht zurande kam, wechselte man halt einfach die Location. So auch hier und jetzt, so kam ich wenigstens noch in den Genuss, einen Teil des Textures-Gigs zu erleben. Allerdings muss ich zugeben, dass ich damit auch nicht zurecht kam. Schon auf Platte ist mir die Musik der Niederlaender zu schwer, live hat sich daran nichts geaendert. Uns so wirklich am Kochen war die Stimmung im Publikum auch nicht, auch wenn es doch einige gab, die ihren Spass an der Sache hatten. Nun ja, immerhin eine interessante Erfahrung, wenn auch keine ueberragend positive.
Das koennte sich aber mit der naechsten Kapelle aendern, denn Hollenthon sind dann doch eher meine Kragenweite. Allerdings machte mir hier der Mischer einen dicken Strich durch die Rechnung, denn was einen da aus den Boxen ueberfuhr, war schlicht und ergreifend unertraeglich laut und stechend. Ich mag es wirklich gerne laut und wuchtig, aber das war definitiv Koerperverletzung. So packte ich denn waehrend des zweiten Stueckes meine Siebensachen und versuchte die Reste meines Gehoers in Sicherheit zu bringen. Schade, denn musikalisch klang das, was man durch den Laerm vernehmen konnte, gar nicht mal uebel.
Aber es war eh spaet genug geworden, Samstag ging das Programm wieder recht frueh los. Also Abmarsch ins Zelt...
Samstag:
Ja, 11:00 Uhr morgens ist fuer ein Festival schon eine recht fruehe Zeit, um vor der Buehne zu stehen. Letztes Jahr waren die Massen um diese Uhrzeit doch recht „uebersichtlich“, was schade fuer die fruehen Bands war. Das sah dieses Jahr doch ganz anders aus, denn beim Auftritt von Debauchery war das Feld vor der Pain Stage doch ziemlich gut bevoelkert. Und die im Vorfeld des Summer Breeze doch (zu meinem Unverstaendnis) haeufig geschmaehten Schwaben nutzen die Gunst der fruehen Stunde, um einen ganz starken Gig hinzulegen. Da auch das Wetter schon wieder mitspielte, uebertrug sich der Funke nahtlos aufs Publikum, welches sichtlich Freude am Programm der Todesmetaller hatte. Zwar war die Spielzeit doch arg begrenzt (der letzte Song des geplanten Sets fiel dem gedraengten Zeitplan zum Opfer), aber diese Zeit nutze die Band zu einem sehr feinen Opening-Gig, mit dem Debauchery viele Kritiker ueberzeugt haben duerfte.
Ohne Bruch der guten Laune ging es dann mit den Japanischen Kampfhoerspielen weiter, die zwar etwas weniger Zuhoerer als ihre Vorgaenger hatten, diese aber mit ihrem launigen Grindcore bestens zu unterhalten wussten. Sowohl Ansagen als auch die Songtitel und –texte sorgten fuer einen Lacher nach dem anderen und auch wenn die Musik doch ein gutes Stueck unzugaenglicher als der groovende Death Metal von Debauchery war, frassen die Anwesenden den Ruhrpottlern doch waehrend der ganzen Show aus der Hand.
Ein richtig schoener Beginn des letzten Konzerttages also, der aber auch mit einem umfangreichen Fruehstueck fortgesetzt werden wollte. So kam es denn, dass die naechste Band, die der Berichterstatter sehen konnte, Endstille war. Dieser Auftritt fiel dann auch unter die Kategorie „geht so“, denn irgendwie hatte ich den Eindruck, dass die Band nur zwei Songs spielt: Einen sehr schnellen, der vom staendig gleichen Blastbeat unterlegt ist, und einen etwas langsameren. Da fehlten mir die Hoehepunkte innerhalb der jeweiligen Stuecke, Abwechslung ist nicht gerade das Wort, das ich nach diesem Auftritt mit Endstille verbinde.
Dass es im Black Metal auch anders geht, zeigten im Anschluss die Norweger von Keep Of Kalessin. Die Herren machten Musik, die trotz ihres nicht gerade leicht zugaenglichen Charakters zu fesseln verstand. Leider war der Sound ein wenig duerftig, ein bisschen mehr Schmackes haette diesem Auftritt gar praechtig zu Gesicht gestanden. Aber das war nur ein kleiner Kritikpunkt, dann grottenschlecht war die Abmischung keineswegs, allenfalls ein wenig duenn. Der Rest aber stimmte voll und ganz und lies diese Show zu einem deutlichen Erfolg fuer Keep Of Kalessin werden.
Das Ende dieser Darbietung allerdings konnte ich nur von der Main Stage aus geniessen, den ich wollte mir einen guten Platz fuer Dismember sichern. Im Nachhinein gesehen war das zwar voellig unnoetig, denn der Platz vor der Buehne blieb doch erschreckend duenn besiedelt, aber das konnte ich vorher ja nicht wissen. Aber was das Publikum an Zahl zu wuenschen uebrig liess, machte es durch Einsatzwillen locker wieder wett, denn beim Programm der sichtlich gut gelaunten Schweden war doch eine erkleckliche Anzahl an Headbangern in der Menge auszumachen. Und die Band liess sich nicht lumpen und zeigte sich von der spielfreudigen Seite. Auf der Buehne wurde gepost vom Feinsten (allen voran der Herr an den Stahltrossen), Frontmann Matti Kaerki musste ein ums andere Mal ueber alle vier Backen grinsen und auch der Rest der Band bot ein Bild schierer Freude ueber einen durchweg gelungenen Auftritt.
So, jetzt stand ich aber vor der Wahl, ob ich Neaera, die live einfach eine Bank sind, wovon ich mich schon zwei Mal ueberzeugen konnte oder Agrypnie (Gesundheit!), die ich zwar noch nie gesehen habe, deren aktuelles Album mich aber sehr beeindruckt hatte, sehen will. Der Zuschauerstrom, der sich dann in Richtung Neaera bewegte, machte mir die Wahl dann doch leicht, das Partyzelt gewann deutlich an Attraktivitaet. So kam ich denn dann auch in den Genuss eines aeusserst gelungenen Gigs der Quasi-Nachfolger von Nocte Obducta, und diesmal machte sogar der Mann am Mischpult mit. Zwar immer noch deutlich lauter als bei den grossen Buehnen, entwickelte sich beim jetzt stattfindenden Programm eine faszinierende Atmosphaere, die dem Album in nichts nachstand. Hier waren tolle Musiker am Werk, was auch vom Publikum mit mehr als hoeflichen Reaktionen honoriert wurde.
Da dieser Gig aber schon um 16:30 Uhr zu Ende war, konnte ich mich, wenn auch nur aus sicherer Entfernung von der Qualitaet des Neaera-Auftrittes ueberzeugen. Und die stand wie zu erwarten voellig ausser Frage, den die wogende Menschenmasse, die sich da vor der Buehne befand, sprach Baende ueber die herrschende Stimmung.
Jetzt galt es aber, ein gutes Plaetzchen fuer Ensiferum zu suchen, immerhin sollte bei dieser Band die Halle wackeln... aeh... das Feld beben. Aber so wirklich der Bringer war das nicht fuer mich, ein wenig hueftlahm schien die Darbietung schon zu sein und auch der Sound war mal wieder deutlich unterdimensioniert. Als weiterer Stimmungstoeter erwies sich die fuer mich voellig unpassende Wall Of Death; wie kann man nur auf die Idee kommen, so was zu Pagan und Schunkelmucke zu veranstalten? Allerdings war eigentlich nur das Geschehen auf der Buehne etwas statisch, musikalisch haben mich Ensiferum voellig ueberzeugt. Da waren sie ein gleichwertiger Ersatz fuer Finntroll, wenn also die Rahmenbedingungen gepasst haetten, waere es ein richtig guter Gig geworden. So kann man ihn zumindest als recht brauchbar bezeichnen.
Aber Pause gab es keine fuer mich, denn mir duerstete endlich wieder nach etwas gepflegtem Power Metal. Diesen Durst sollte Primal Fear stillen, wobei ich da im Vorfeld noch meine Zweifel hatte, war mir die aktuelle Scheibe der Kraftmetaller doch deutlich zu zuckrig geraten. Doch was soll ich sagen: Die Schwaben waren fuer mich DIE positive ueberraschung des Festivals! Spielfreudig ohne Ende, klasse Musiker, mit einem super Set ausgestattet und mit dem Hauptaugenmerk auf die aelteren Stuecke konnte nicht schief laufen. Und selbst die Ballade „Fighting The Darkness“ hatte live nur noch einen Bruchteil des Zuckergusses, mit dem sie mir auf dem Tontraeger im Magen lag. Bei diesem Auftritt habe ich mich wirklich 20 Jahre in die Vergangenheit zurueckversetzt gefuehlt, in die seligen Zeiten meiner Adoleszenz, als reiner Heavy Metal noch mein Ding war und die ganzen „Modern Metaller“ noch ein Glaenzen in den Augen eines Taxifahrers waren. Ich fuerchte, ich muss ziemlich daemlich ausgesehen haben mit diesem sinnentleerten Grinsen in meiner Hackfresse, aber das war mir genauso regal wie die Tatsache, dass ich nicht sicher war, ob Ralf Scheepers jetzt der dritte „Right Said Fred“ oder die Realfigur des Meister Proppers sein sollte. Ich habe es einfach nur genossen...
Solchermassen in der Zeit gereist, passte das naechste Element des Festivals perfekt ins Bild, denn auch die Musik der H-Blockx stellt eine solche Jugenderinnerung dar, wenn auch eine nicht ganz so alte (ja, ok, ich geb’s ja zu, selbst bei der Gruendung der H-Blockx war ich nicht mehr jung, eine Erinnerung isses aber trotzdem). Auch hier war im Vorfeld mehr als einmal die Frage gestellt worden, ob diese Band denn ueberhaupt auf ein Metal-Festival passen wuerde und wie Saenger Henning am Anfang des Gigs verriet, stellte sich die Band die gleiche Frage und war doch ziemlich nervoes deswegen. Aber die Frage beantwortete die Band selbst und auch das Publikum mit einem ganz deutlichen Ja! Auf dem ganzen Gelaende herrschte eine Atmosphaere wie auf einer extrem gelungenen Geburtstagsparty, laechelnde und grinsende Gesichter allerorten. Strohschlachten wechselten sich mit Huepfeinlagen ab. Als dann zum Schluss auch noch „Ring Of Fire“ geboten wurde, war klar, dass auch die H-Blockx zu den Gewinnern dieses Jahres zaehlen wuerden.
Nach fast sechs Stunden Konzert war aber mal wieder eine Pause vonnoeten, die so lange dauerte, dass ich nur noch den Schluss des Heaven Shall Burn-Auftrittes mitbekommen habe. Aber was da fuer eine Stimmung auf dem kompletten Gelaende herrschte, war schon aller Ehren wert. Circle Pits bis ganz hinten, wogende Menschenmassen, Crowdsurfer, deren Anzahl kaum mehr zaehlbar war, alles wies darauf hin, dass hier grosses Kino geboten wurde.
Mein Programm ging aber erst wieder mit Destruction richtig weiter, auf die ich mich schon heftig gefreut hatte, war Thrash Metal doch nicht unbedingt omnipraesent auf dem diesjaehrigen Summer Breeze. Das Trio und Schmier holzte sich denn auch tight und solide durch ihr Programm, auch wenn so wirkliche Highlights bei diesem Auftritt auch Mangelware waren. Ja, die Pyros waren nett anzusehen und Ausreisser nach unten gab es auch keine, aber der letzte Kick, der einen klasse Auftritt von einem „nur“ guten Gig unterscheidet, fehlte mir ein wenig. In Ordnung war die Performance aber auf alle Faelle, kann man schon so stehen lassen.
So, jetzt noch etwas fuers „Ich hab’s zumindest versucht“-Album, Cradle Of Filth standen auf der Main Stage in den Startloechern. Also Abmarsch und ein lauschiges Plaetzchen gesucht, so brechend voll war der Platz gar nicht. Und so schlecht hat der Gig auch gar nicht begonnen, das konnte man durchaus anhoeren. Doch nach knapp einer Minuten kam dann so ein Spielverderber auf die Idee, Dannis Mikrofon einzuschalten und schon war es aus mit dem Genuss. Einen zweiten Song tat ich mir noch an, nur um festzustellen, dass das Bemerkenswerteste an dieser Performance die gleichzeitig stattfindende Mondfinsternis war, dann entschied ich mich dafuer, das optische Himmelsspektakel lieber ohne die Sounduntermalung zu geniessen und zog mich leise und unauffaellig zurueck, womit das Festival fuer mich denn auch beendet war.
So, was bleibt abschliessend zu sagen? Die Organisation des Spektakels hat mich bis auf den etwas zaehen Beginn sehr ueberzeugt, kleine, aber wirkungsvolle Verbesserungen zum Vorjahr (z. B. Pinkelrinnen bei den Dixies auf dem Festivalgelaende, eine wesentlich freiraeumigere Haendlermeile, die nicht mehr an die Suqs in Tunis erinnerte und aehnliches) machten das Leben auf dem Gelaende angenehmer. Die Preise blieben im Vergleich zum Vorjahr auch stabil (ok, im Doener war fuer den gleichen Preis weniger drin), beim Bier war trotz Markenwechsel kein grosser Qualitaetsunterschied festzustellen (das Weissbier war sogar richtig lecker), auch wenn das natuerlich reine Geschmackssache ist und die Aufstockung auf 25000 Besucher wurde durch die Vergroesserung des Gelaendes problemlos abgefangen. Einige der Besucher allerdings wussten mich weniger zu ueberzeugen, zu viele (und vor allem oftmals voellig unpassende) Walls Of Death wechselten sich mir selbsternannten Bruce-Lee-Juengern ab, die ohne Ruecksicht auf Verluste ihre daemlichen Karateuebungen in der Menge absolvierten. Hier scheint sich durch die Vergroesserung ein qualitativer Abfall eingeschlichen zu haben, worauf auch brennende Muellhaufen und sogar Zelte hindeuteten. Hier haette ich mir dann doch eine etwas durchgreifendere Ordnerschafft gewuenscht. Aber trotz dieser (wenigen) Kritikpunkte bleibt mir das Summer Breeze 2008 als tolles Festival in Erinnerung, das mich mit Sicherheit nicht zum letzten Mal gesehen hat...
Ausgeschlafen wie ich ob des fruehen gestrigen Rueckzuges war, ging es heute schon vor dem Mittagslaeuten gen Festival-Gelaende, um die Show von Heidevolk zu begutachten. Als Aufwaermer fuer mich (es war ja auch bitter kalt geworden) taugte der Gig durchaus, nichts Weltbewegendes und vielleicht eine Spur zu viel Gedudel fuer meinen Geschmack, aber ansonsten einigermassen ordentlich. Ja, ok, vielleicht wirklich zu viel Gedudel und zu wenig Metal, aber man kann’s ja nicht jedem recht machen.
Danach Ortswechsel zur Pain Stage. Midnattsol war an der Reihe. Der Auftritt war denn auch wunderschoen anzusehen, vor allem die feengleiche Carmen im Zentrum der Aufmerksamkeit. Das war es aber auch schon mit den positiven Aspekten dieses Gigs, denn musikalisch wurde ich selten so gelangweilt wie hier. Die ganze Musik plaetscherte einfach nur so dahin, ohne grosse Spannungsboegen oder Aha!-Momente. Zu einem Gutteil lag das auch an der Abmischung, denn dominiert wurde der Sound vom alles gleichmachenden Keyboard, welches den Rest der Band fast schon unter sich begrub. Nein, Herr Mischer, das war nix, setzen, Sechs!
Nach einer kleinen Verschnauf- und Fruehstueckspause ging es dann zurueck zur Pain Stage, Schelmisch standen auf dem Programm. Und das war schon etwas ganz anderes als das Geplaetscher und Gedudel zuvor! Erfrischen zuenftig gingen die Musikanten bei ihrer Show zu Werke, keine Spur von verklaerter Mittelalterromantik, sondern rockige Spielfreude, gepaart mit charmanten und launigen Ansagen. Eine der fuer mich positiven ueberraschungen des Summer Breeze!
Nach dem naechsten kleinen Paeuschen waren Megaherz an der Reihe (irgendwie kam ich an diesem Tag kaum von der Pain Stage weg), mein Gehoer mit ihren Klaengen zu erfreuen. Ist zwar keine Musik, die ich dauerhaft hoeren kann, aber diese gute halbe Stunde ging das ohne Probleme. Nicht uebel, was die Muenchner da ablieferten, immerhin hatten sie ja auch ein gar nicht so schlechtes neues Album im Gepaeck. Sehr brauchbar, das Ganze und auch das Publikum wusste die Leistung der Musiker zu honorieren.
Endlich ging’s aber mal vor die Mainstage, auf der sich der lustige Haufen von Korpiklaani zu einem Stelldichein einfand. Die Gute-Laune-Musik der Finnen musste doch fuer Partystimmung sorgen, so zumindest meine Annahme. Tat sie dann aber leider nur teilweise, denn erstens war auf der Buehne ein bisschen wenig los und zweitens liess der Sound doch zu wuenschen uebrig, zu leise und drucklos kamen die Gassenhauer da aus den Boxen. Aber zumindest weiter vorne schien doch so etwas wie Stimmung aufzukommen (gut, da war es ja auch lauter), so dass zumindest von einem Teilerfolg gesprochen werden darf.
Weiter ging das Programm mit Pro-Pain, die ja ebenfalls ein neues Album im Gepaeck hatten. Die New Yorker Hardcore-Legende legte sich denn auch maechtig ins Zeug, um der Meute einzuheizen und kam damit auch ganz gut an. Ein bisschen zahm wirkten sie auf mich, passend zum neuen Material, aber daran schienen sich nicht allzu viele der Anwesenden zu stoeren. Zumindest war der Sound laut und klar genug, um der gleichzeitig vor der Hauptbuehne stattfindenden Strohschlacht als perfekter Soundtrack zu dienen.
Dann vor dieser Buehne sammelte sich nun eine stattliche Meute, um dem Auftritt der maechtigen Exodus zu huldigen. Und selbiger wurde auch richtig feist, denn die Band ueberzeugte durch Buehnenpraesenz, Spielfreude und eine geglueckte Songauswahl. Stimmlich ziehe ich zwar Zetro als Fronter vor, aber was Rob Dukes alleine durch seine Anwesenheit auf den Brettern an Energie und purer Angepisstheit ausstrahlte, ging auf keine Kuhhaut mehr. Passend dazu entwickelte sich endlich mal ein Moshpit vor der Buehne, der diesen Namen auch verdiente und nicht durch die leider allgegenwaertigen Walls-Of-Death gestoert wurde. Tolle Live-Band und das bisherige Freitags-Highlight fuer mich.
Nachdem ich mich also so richtig ausgetobt hatte, war wieder Buehnenwechsel angesagt und die letztjaehrige ueberraschungsband Eluveitie durfte zeigen, ob und wenn ja wie sie den Ausstieg der Gebrueder Kirder verkraftet hatte. Und um es kurz zu machen: Musikalisch war da ueberhaupt kein Bruch zu spueren, dieser Auftritt gehoerte mit zum Staerksten, was das Breeze dieses Jahr zu bieten hatte. Hoechstens beim Stageacting war durch den Weggang von Derwisch Sevan Kirder eine kleine Luecke zu bemerken, die aber ueberhaupt nicht ins Gewicht fiel. Ganz tolle Show der Schweizer, die sich damit sicherlich weitere Fans erspielt haben.
Fuenf Bands am Stueck schrieen jetzt aber mal nach einer etwas laengeren Pause, zumal sich auch mein Magen bemerkbar machte. Deswegen bekam ich auch nur die letzten beiden Stuecke vom End Of Green-Auftritt mit, aber der Menge schien die Show der Senkrechtstarter durchaus gefallen zu haben, wenn ich das richtig gedeutet habe.
Fuer mich gab es dann aber schon das naechste Highlight, denn die Groove-Deather um Grunzwunder Chris Barnes gaben sich die Ehre. Und ja, es war ein verdammt starker Gig, den Six Feet Under da hinlegte. Vom ersten Ton herrschte Stimmung im Publikum und die hielt die komplette Spieldauer an, nur um mit dem abschliessenden „TNT“ ihren absoluten Hoehepunkt zu finden. Bei dem Stueck stand ich naemlich schon vor der kleineren der beiden Buehnen, um mich auf die naechste Band vorzubereiten und auch dort groelte alles, aber auch alles den Song mit! Da braucht mir niemand zu erzaehlen, das SFU langweilig und monoton waere, live sind die Herren einfach eine Macht.
Ja, warum stand ich denn schon vor der Pain Stage? Weil eine weitere Live-Granate anstand und die hiess (und heisst immer noch) Kataklysm. Aber wenn ich schon ueber den Gig von SFU in hoechsten Toenen sprach, legten die Kanadier noch mal ein bis zwei Schippen drauf! Vom ersten Song an herrschte Ausnahmezustand im Zuschauerbereich, das Gedraenge laesst sich mit Worten kaum beschreiben. Als dann noch bekannt wurde, dass die Hyperblaster mit fremdem Equipment spielen mussten, weil die Fluglinie (F**k British Airways!) ihre Ausruestung verschlampt hatte, stieg das Stimmungsbarometer noch mal um ein paar Zentimeter. Kataklysm waren fuer das 08er Breeze das, was Bolt Thrower letztes Jahr waren: Der absolute Stimmungsheadliner.
Tja, nach solch einem Auftritt hatten es Subway To Sally naturgemaess nicht leicht, bei mir bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Der Auftritt war dann auch ganz nett anzuhoeren und manchmal auch anzusehen (die Feuerspuckeinlage war recht beeindruckend), aber so wirklich wollte dieser Gig bei mir nicht zuenden, dafuer war auf der Buehne insgesamt zu wenig los. Verglichen mit In Extremo 2007 (die ja auch kurz nach der Granate Bolt Thrower spielen „mussten“) zogen STS bei mir eindeutig den Kuerzeren.
Aber hier zeigten sich auch die Vorteile des Party Zeltes: Wenn man mit den Gigs auf den Hauptbuehnen nicht zurande kam, wechselte man halt einfach die Location. So auch hier und jetzt, so kam ich wenigstens noch in den Genuss, einen Teil des Textures-Gigs zu erleben. Allerdings muss ich zugeben, dass ich damit auch nicht zurecht kam. Schon auf Platte ist mir die Musik der Niederlaender zu schwer, live hat sich daran nichts geaendert. Uns so wirklich am Kochen war die Stimmung im Publikum auch nicht, auch wenn es doch einige gab, die ihren Spass an der Sache hatten. Nun ja, immerhin eine interessante Erfahrung, wenn auch keine ueberragend positive.
Das koennte sich aber mit der naechsten Kapelle aendern, denn Hollenthon sind dann doch eher meine Kragenweite. Allerdings machte mir hier der Mischer einen dicken Strich durch die Rechnung, denn was einen da aus den Boxen ueberfuhr, war schlicht und ergreifend unertraeglich laut und stechend. Ich mag es wirklich gerne laut und wuchtig, aber das war definitiv Koerperverletzung. So packte ich denn waehrend des zweiten Stueckes meine Siebensachen und versuchte die Reste meines Gehoers in Sicherheit zu bringen. Schade, denn musikalisch klang das, was man durch den Laerm vernehmen konnte, gar nicht mal uebel.
Aber es war eh spaet genug geworden, Samstag ging das Programm wieder recht frueh los. Also Abmarsch ins Zelt...
Samstag:
Ja, 11:00 Uhr morgens ist fuer ein Festival schon eine recht fruehe Zeit, um vor der Buehne zu stehen. Letztes Jahr waren die Massen um diese Uhrzeit doch recht „uebersichtlich“, was schade fuer die fruehen Bands war. Das sah dieses Jahr doch ganz anders aus, denn beim Auftritt von Debauchery war das Feld vor der Pain Stage doch ziemlich gut bevoelkert. Und die im Vorfeld des Summer Breeze doch (zu meinem Unverstaendnis) haeufig geschmaehten Schwaben nutzen die Gunst der fruehen Stunde, um einen ganz starken Gig hinzulegen. Da auch das Wetter schon wieder mitspielte, uebertrug sich der Funke nahtlos aufs Publikum, welches sichtlich Freude am Programm der Todesmetaller hatte. Zwar war die Spielzeit doch arg begrenzt (der letzte Song des geplanten Sets fiel dem gedraengten Zeitplan zum Opfer), aber diese Zeit nutze die Band zu einem sehr feinen Opening-Gig, mit dem Debauchery viele Kritiker ueberzeugt haben duerfte.
Ohne Bruch der guten Laune ging es dann mit den Japanischen Kampfhoerspielen weiter, die zwar etwas weniger Zuhoerer als ihre Vorgaenger hatten, diese aber mit ihrem launigen Grindcore bestens zu unterhalten wussten. Sowohl Ansagen als auch die Songtitel und –texte sorgten fuer einen Lacher nach dem anderen und auch wenn die Musik doch ein gutes Stueck unzugaenglicher als der groovende Death Metal von Debauchery war, frassen die Anwesenden den Ruhrpottlern doch waehrend der ganzen Show aus der Hand.
Ein richtig schoener Beginn des letzten Konzerttages also, der aber auch mit einem umfangreichen Fruehstueck fortgesetzt werden wollte. So kam es denn, dass die naechste Band, die der Berichterstatter sehen konnte, Endstille war. Dieser Auftritt fiel dann auch unter die Kategorie „geht so“, denn irgendwie hatte ich den Eindruck, dass die Band nur zwei Songs spielt: Einen sehr schnellen, der vom staendig gleichen Blastbeat unterlegt ist, und einen etwas langsameren. Da fehlten mir die Hoehepunkte innerhalb der jeweiligen Stuecke, Abwechslung ist nicht gerade das Wort, das ich nach diesem Auftritt mit Endstille verbinde.
Dass es im Black Metal auch anders geht, zeigten im Anschluss die Norweger von Keep Of Kalessin. Die Herren machten Musik, die trotz ihres nicht gerade leicht zugaenglichen Charakters zu fesseln verstand. Leider war der Sound ein wenig duerftig, ein bisschen mehr Schmackes haette diesem Auftritt gar praechtig zu Gesicht gestanden. Aber das war nur ein kleiner Kritikpunkt, dann grottenschlecht war die Abmischung keineswegs, allenfalls ein wenig duenn. Der Rest aber stimmte voll und ganz und lies diese Show zu einem deutlichen Erfolg fuer Keep Of Kalessin werden.
Das Ende dieser Darbietung allerdings konnte ich nur von der Main Stage aus geniessen, den ich wollte mir einen guten Platz fuer Dismember sichern. Im Nachhinein gesehen war das zwar voellig unnoetig, denn der Platz vor der Buehne blieb doch erschreckend duenn besiedelt, aber das konnte ich vorher ja nicht wissen. Aber was das Publikum an Zahl zu wuenschen uebrig liess, machte es durch Einsatzwillen locker wieder wett, denn beim Programm der sichtlich gut gelaunten Schweden war doch eine erkleckliche Anzahl an Headbangern in der Menge auszumachen. Und die Band liess sich nicht lumpen und zeigte sich von der spielfreudigen Seite. Auf der Buehne wurde gepost vom Feinsten (allen voran der Herr an den Stahltrossen), Frontmann Matti Kaerki musste ein ums andere Mal ueber alle vier Backen grinsen und auch der Rest der Band bot ein Bild schierer Freude ueber einen durchweg gelungenen Auftritt.
So, jetzt stand ich aber vor der Wahl, ob ich Neaera, die live einfach eine Bank sind, wovon ich mich schon zwei Mal ueberzeugen konnte oder Agrypnie (Gesundheit!), die ich zwar noch nie gesehen habe, deren aktuelles Album mich aber sehr beeindruckt hatte, sehen will. Der Zuschauerstrom, der sich dann in Richtung Neaera bewegte, machte mir die Wahl dann doch leicht, das Partyzelt gewann deutlich an Attraktivitaet. So kam ich denn dann auch in den Genuss eines aeusserst gelungenen Gigs der Quasi-Nachfolger von Nocte Obducta, und diesmal machte sogar der Mann am Mischpult mit. Zwar immer noch deutlich lauter als bei den grossen Buehnen, entwickelte sich beim jetzt stattfindenden Programm eine faszinierende Atmosphaere, die dem Album in nichts nachstand. Hier waren tolle Musiker am Werk, was auch vom Publikum mit mehr als hoeflichen Reaktionen honoriert wurde.
Da dieser Gig aber schon um 16:30 Uhr zu Ende war, konnte ich mich, wenn auch nur aus sicherer Entfernung von der Qualitaet des Neaera-Auftrittes ueberzeugen. Und die stand wie zu erwarten voellig ausser Frage, den die wogende Menschenmasse, die sich da vor der Buehne befand, sprach Baende ueber die herrschende Stimmung.
Jetzt galt es aber, ein gutes Plaetzchen fuer Ensiferum zu suchen, immerhin sollte bei dieser Band die Halle wackeln... aeh... das Feld beben. Aber so wirklich der Bringer war das nicht fuer mich, ein wenig hueftlahm schien die Darbietung schon zu sein und auch der Sound war mal wieder deutlich unterdimensioniert. Als weiterer Stimmungstoeter erwies sich die fuer mich voellig unpassende Wall Of Death; wie kann man nur auf die Idee kommen, so was zu Pagan und Schunkelmucke zu veranstalten? Allerdings war eigentlich nur das Geschehen auf der Buehne etwas statisch, musikalisch haben mich Ensiferum voellig ueberzeugt. Da waren sie ein gleichwertiger Ersatz fuer Finntroll, wenn also die Rahmenbedingungen gepasst haetten, waere es ein richtig guter Gig geworden. So kann man ihn zumindest als recht brauchbar bezeichnen.
Aber Pause gab es keine fuer mich, denn mir duerstete endlich wieder nach etwas gepflegtem Power Metal. Diesen Durst sollte Primal Fear stillen, wobei ich da im Vorfeld noch meine Zweifel hatte, war mir die aktuelle Scheibe der Kraftmetaller doch deutlich zu zuckrig geraten. Doch was soll ich sagen: Die Schwaben waren fuer mich DIE positive ueberraschung des Festivals! Spielfreudig ohne Ende, klasse Musiker, mit einem super Set ausgestattet und mit dem Hauptaugenmerk auf die aelteren Stuecke konnte nicht schief laufen. Und selbst die Ballade „Fighting The Darkness“ hatte live nur noch einen Bruchteil des Zuckergusses, mit dem sie mir auf dem Tontraeger im Magen lag. Bei diesem Auftritt habe ich mich wirklich 20 Jahre in die Vergangenheit zurueckversetzt gefuehlt, in die seligen Zeiten meiner Adoleszenz, als reiner Heavy Metal noch mein Ding war und die ganzen „Modern Metaller“ noch ein Glaenzen in den Augen eines Taxifahrers waren. Ich fuerchte, ich muss ziemlich daemlich ausgesehen haben mit diesem sinnentleerten Grinsen in meiner Hackfresse, aber das war mir genauso regal wie die Tatsache, dass ich nicht sicher war, ob Ralf Scheepers jetzt der dritte „Right Said Fred“ oder die Realfigur des Meister Proppers sein sollte. Ich habe es einfach nur genossen...
Solchermassen in der Zeit gereist, passte das naechste Element des Festivals perfekt ins Bild, denn auch die Musik der H-Blockx stellt eine solche Jugenderinnerung dar, wenn auch eine nicht ganz so alte (ja, ok, ich geb’s ja zu, selbst bei der Gruendung der H-Blockx war ich nicht mehr jung, eine Erinnerung isses aber trotzdem). Auch hier war im Vorfeld mehr als einmal die Frage gestellt worden, ob diese Band denn ueberhaupt auf ein Metal-Festival passen wuerde und wie Saenger Henning am Anfang des Gigs verriet, stellte sich die Band die gleiche Frage und war doch ziemlich nervoes deswegen. Aber die Frage beantwortete die Band selbst und auch das Publikum mit einem ganz deutlichen Ja! Auf dem ganzen Gelaende herrschte eine Atmosphaere wie auf einer extrem gelungenen Geburtstagsparty, laechelnde und grinsende Gesichter allerorten. Strohschlachten wechselten sich mit Huepfeinlagen ab. Als dann zum Schluss auch noch „Ring Of Fire“ geboten wurde, war klar, dass auch die H-Blockx zu den Gewinnern dieses Jahres zaehlen wuerden.
Nach fast sechs Stunden Konzert war aber mal wieder eine Pause vonnoeten, die so lange dauerte, dass ich nur noch den Schluss des Heaven Shall Burn-Auftrittes mitbekommen habe. Aber was da fuer eine Stimmung auf dem kompletten Gelaende herrschte, war schon aller Ehren wert. Circle Pits bis ganz hinten, wogende Menschenmassen, Crowdsurfer, deren Anzahl kaum mehr zaehlbar war, alles wies darauf hin, dass hier grosses Kino geboten wurde.
Mein Programm ging aber erst wieder mit Destruction richtig weiter, auf die ich mich schon heftig gefreut hatte, war Thrash Metal doch nicht unbedingt omnipraesent auf dem diesjaehrigen Summer Breeze. Das Trio und Schmier holzte sich denn auch tight und solide durch ihr Programm, auch wenn so wirkliche Highlights bei diesem Auftritt auch Mangelware waren. Ja, die Pyros waren nett anzusehen und Ausreisser nach unten gab es auch keine, aber der letzte Kick, der einen klasse Auftritt von einem „nur“ guten Gig unterscheidet, fehlte mir ein wenig. In Ordnung war die Performance aber auf alle Faelle, kann man schon so stehen lassen.
So, jetzt noch etwas fuers „Ich hab’s zumindest versucht“-Album, Cradle Of Filth standen auf der Main Stage in den Startloechern. Also Abmarsch und ein lauschiges Plaetzchen gesucht, so brechend voll war der Platz gar nicht. Und so schlecht hat der Gig auch gar nicht begonnen, das konnte man durchaus anhoeren. Doch nach knapp einer Minuten kam dann so ein Spielverderber auf die Idee, Dannis Mikrofon einzuschalten und schon war es aus mit dem Genuss. Einen zweiten Song tat ich mir noch an, nur um festzustellen, dass das Bemerkenswerteste an dieser Performance die gleichzeitig stattfindende Mondfinsternis war, dann entschied ich mich dafuer, das optische Himmelsspektakel lieber ohne die Sounduntermalung zu geniessen und zog mich leise und unauffaellig zurueck, womit das Festival fuer mich denn auch beendet war.
So, was bleibt abschliessend zu sagen? Die Organisation des Spektakels hat mich bis auf den etwas zaehen Beginn sehr ueberzeugt, kleine, aber wirkungsvolle Verbesserungen zum Vorjahr (z. B. Pinkelrinnen bei den Dixies auf dem Festivalgelaende, eine wesentlich freiraeumigere Haendlermeile, die nicht mehr an die Suqs in Tunis erinnerte und aehnliches) machten das Leben auf dem Gelaende angenehmer. Die Preise blieben im Vergleich zum Vorjahr auch stabil (ok, im Doener war fuer den gleichen Preis weniger drin), beim Bier war trotz Markenwechsel kein grosser Qualitaetsunterschied festzustellen (das Weissbier war sogar richtig lecker), auch wenn das natuerlich reine Geschmackssache ist und die Aufstockung auf 25000 Besucher wurde durch die Vergroesserung des Gelaendes problemlos abgefangen. Einige der Besucher allerdings wussten mich weniger zu ueberzeugen, zu viele (und vor allem oftmals voellig unpassende) Walls Of Death wechselten sich mir selbsternannten Bruce-Lee-Juengern ab, die ohne Ruecksicht auf Verluste ihre daemlichen Karateuebungen in der Menge absolvierten. Hier scheint sich durch die Vergroesserung ein qualitativer Abfall eingeschlichen zu haben, worauf auch brennende Muellhaufen und sogar Zelte hindeuteten. Hier haette ich mir dann doch eine etwas durchgreifendere Ordnerschafft gewuenscht. Aber trotz dieser (wenigen) Kritikpunkte bleibt mir das Summer Breeze 2008 als tolles Festival in Erinnerung, das mich mit Sicherheit nicht zum letzten Mal gesehen hat...
*grunz*