01.11.2007, 14:09
Voe: 2006
Genre: Avantgarde Metal
Tracklist:
01. Chromatic Chimera
02. Feasting Fools
03. Desert Urbania
04. Summoning Scenes
05. Silence_011010701
06. Megalomaniac Trees
07. The Shiver - A Clowns Mindtrap
08. The Shiver - Meet Me At The Carrousel
09. The Shiver - Another Dissonant Chord
10. Psychic Jugglars
Spielzeit: 60:32
Expect the unexpect(ed). Fuenf Euro in die Wortspielkasse. So, und jetzt hauen wir mal kraeftig auf die Kacke!
Wenn eine Band daherkommt und Laerm zur Kunstform erhebt, wissen wir, dass uns ein Avant-Hammer um die Ohren fliegt. Oder aber wir kommen einfach nicht dahinter, was an diesem Krach so besonders sein soll. unexpecT (so die derzeitige Schreibweise) existieren seit 1996 und haben mal als "Old School Thrash Metal Combo" angefangen. Inzwischen ist man auf den BBS angekommen...
Thrash-Prog (sprich: fortschrittliche Schlaege) also? Kann man so sagen, denn unexpecT schlagen einem mit der Faust mitten in die Fresse. Black-Metal Gitarren, rausgerotzter Gesang und Geroechel, das Tempo weitenteils am Anschlag, Geknueppel bis der Arzt kommt... und ploetzlich engelsgleicher Gesang von Leïlindel, und ploetzlich Teufelsgeiger, und ploetzlich laessige Piano-Laeufe, und ploetzlich Electronic-Sounds, und ploetzlich burlesker Walzer, und ploetzlich spinnerte Dada-Ideen... Schliesslich gibt es noch eine Portion "Gothic", ein klassisches Streich-Konzert, Bombast-Momente, Breaks, Stil- und Rythmusbrueche, (wo kommt denn der Dudelsack her?), Filmmusik und und und. Ich klau mir mal gerade was aus einer Kollegen-Rezi: "What do you get when you combine Frank Zappa, Mr. Bungle, The Jesus Lizard, Thinking Plague, Arcturus, The Dillinger Escape Plan, Dimmu Borgir, Into Eternity, and Jean Luc Ponty? Common thought process would say "well, a big @*%!-ing mess!" (Dank an Peter Pardo von Sea of Tranquility).
unexpecT geben sich wie das Gegenstueck zu Idiot Flesh. Es wird alles wild durcheinander geschmissen, mit Humor angeruehrt, mit Verruecktheiten abgeschmeckt, dem Teufel zum Frass vorgeworfen und der kotzt es zurueck auf die angewiderte/begeisterte Hoererschaft. Nur, wo Idiot Flesh aus dem Independent, dem Gitarrenrock zu kommen schienen, da kommen unexpecT ueberdeutlich aus dem Metal. Was heisst kommen? Sie sind noch da! Allerdings setze ich hier meinen kleinen Negativ-Punkt. Die Platte hat ein bisschen zu viel "satirische" Einlagen im Bezug auf Black-Metal. Manche Bratpfannen-Gitarre klingt zu stark nach einem Genre, dass in seiner Spitze auch schon wieder in seinen Klischees erstarrt. Manche Gesangspassage duerfte ruhig weniger "boese" sein. Manche "Bell-Laute" sind nicht immer notwendig, und mancher "Engels-Gesang" klingt mir ein bisserle zu stark nach "0815-Gothic". Allerdings bin ich ueber die "Noergeleien" mehr als zufrieden, denn was solllte denn da wohl noch kommen, wenn die Truppe In A Flesh Aquarium schon perfektioniert haette?
Ein wichtiger Aspekt sollte nicht unerwaehnt bleiben. Entweder ich habe inzwischen eine Vollmacke, oder die Geschichte ist trotz aller Beklopptheit in gewisser Weise "eingaengig" - will heissen: man kann trotz des Laerms, der Irrungen und Wirrungen, dem Durcheinander aus Ideen (die wiederum nur einem kranken Hirn entsprungen sein koennen) einen roten Faden entdecken und Melodien mitfuehlen. Vermutlich durch den grandiosen Einsatz der "Pianistic Attacks", der geschickt gesetzten Pausen (zum Luft holen), der Kammerorchestrierung, der "Hopsassa-Tralala-Momente". Oder vielleicht auch nur deshalb, weil hinter diesem Wahnsinn brillante kompositorische Methode steckt...
Ein Avant-Metal-Nackenbrecher der feinsten Sorte, und selbst meiner Freundin gefaellt es (ich fasse es nicht...). Viel Spass, Ihr komplett Durchgedrehten da draussen! (Quelle: babyblaue-seiten.de)
Persoenlicher Nachtrag:
Irrsinn! Zirkusmusik meets Metal meets Comedy als total abgedrehter Mindfuck. Anders kann man das kaum beschreiben, was die Franko-Kanadier hier abliefern. Der Begriff "Kopfmusik" wird spielend neu definiert. Eine einstuendige Achterbahnfahrt, die in Sekundenabstaenden die Richtung wechselt, teilweise gleichzetig in mehrere. Die Wertung basiert auf meinem Ersteindruck, dieser wird sich aber kaum verschieben, dafuer ist mir die Musik viel zu schraeg. Genau mein Fall!
Meine Wertung: 9.5/10
Hoerbeispiele: http://www.myspace.com/unexpect
SATAN WORSHIPPING DOOM