08.03.2009, 16:41
Die schwedischen Kultsleazer sind zurück - mit einem Comeback-Album das sich gewaschen hat!
Myspace:
www.myspace.com/thenastyidols
Zitat:Man muss kein Prophet sein, wenn man den Musik-Stil der Nasty Idols erraten möchte, weil man vielleicht zum ersten Mal auf diese Schweden trifft.
Ein "Nasty" im Bandnamen höre ich da noch keine Alarmglocken klingeln? "Rikki" nicht ganz unähnlich zu "Nikki" (Sixx) und immer noch kein Nebelhorn, das hier aufheult? Ein Plattencover mit Braut in schwarzer Lederjacke und jeder Menge Ringe an den Fingern... Na? Immer noch keine Idee?
Klar, die Schweden von Nasty Idols frönen waschechtem Sleaze Rock und haben sich natürlich an den großen Vorbildern des Genres bedient. Die namentliche Ähnlichkeit zwischen Sänger Rikki und Mötley Crües Bassist Nikki ist sicherlich ebenso Absicht, wie das Artwork, welches vergleichbar bereits von Mötley Crüe für TOO FAST FOR LOVE oder von The 69 Eyes für DEVILS verwendet wurde. Aber wer ein richtiger Sleazer sein möchte, dem muss schließlich nicht nur die richtige Musik, sondern auch das Posen im Blut liegen. Zumindest rein optisch liegen hier die Schweden voll auf Augenhöhe mit den erwähnten Vorbildern.
Ups, sagte ich Vorbilder? Nun, das ist wohl nicht ganz korrekt, denn die Haarspray-liebenden Schweden mit ihren Vorbildern Kiss, The New York Dolls und Sweet im Spint, wurden bereits 1987 gegründet (also vier Jahre vor The 69 Eyes), nahmen sich in den 90ern eine Auszeit und sind erst 2006 wieder re-uniert voll ins Geschäft eingestiegen.
Sie behaupten nun, dass BOYS TOWN ihre beste Platte sei, die sie je aufgenommen hätten, aber das behaupten schließlich alle anderen Bands auch von sich. Ob die Behauptung zutrifft oder unter "übertriebendem Posen" abzuordnen ist, gilt es nun zu beurteilen.
Nasty Idol lassen zumindest bei der Trackliste nichts anbrennen und sorgen mit dem druckvollen Opener "Rock out" von Anfang an für klare Sleaze-Verhältnisse. Schon nach wenigen Strophen gehen die Arme automatisch nach oben und man brüllt das "Rock out" aus vollem Hals. Schade nur, dass nach zweieinhalb Minuten schon wieder Schluss ist.
Mit weniger Tempo, aber dafür mit deutlich mehr Basisdruck und jaulenden Sleaze-Gitarren gehen die Schweden bei dem Titelsong "Boys Town" zu Werke. Der eingängige Refrain mit typischer Chor-Unterstützung und markantem Gitarren-Riff geht ebenso schnell ins Ohr, wie das edle Gitarren-Solo.
Und weiter gehts mit "Method to my Madness", das mit seiner New York Dolls-Schlagseite sofort den Puls steigen lässt und Abrocken zur Pflicht macht. Nach kurzem Drum Intermezzo gibts zur Belohnung auch wieder das erwartete, aber leider etwas kurz geratene Gitarren-Solo auf die Lauscher.
"Nananana, Nananana" so startet "Scar for Life" und schafft es genau diese Singalong-Stimmung mit druckvollem Groove bis zur letzten Rille aufrecht zu erhalten. Hätte man hier noch einen mitgröl-tauglichen Refrain spendiert, würden die Fans vermutlich sämtliche Tische, Bänke und Stühle stürmen.
Gefühl gefällig? Ja? Nun, dann wird man mit "Nite like this" sicherlich gut bedient. Die Gitarren-dominierte Halb-Ballade lebt durch das Wechselspiel von Akustik-Gitarren-Flair, markant gefühlvollem Gesang, Retro-Orgel-Klängen und den extremen Sleaze-Gitarren-Parts.
"Crashlanding", der Titel verrät es bereits, hinter diesem Song versteckt sich Up-Tempo-Power. In bester Rock'n'Roll-Manier gilt es hier dem Takt zu folgen und schnell ist die vorherige Ballade vergessen.
Sleaze-Killer-Riffing und Ohrwurm-Refrain machen es schwer "48 Hours" schnell wieder zu vergessen. Schließlich laden einem die Schweden herzlich ein, "48 Hours" lauthals mitzubrüllen.
Es muss nicht immer Gitarre sein, denn "7 Year Itch" brilliert mit bestechenden Rhythmus, der jede brasilianische Samba-Band mühelos in den Schatten stellt. Es ist nahezu unmöglich bei diesem Straight-forward-Drumming still stehen oder sitzen zu bleiben.
Bisher gibt es weder Ausfälle noch Filler und das wird sich auch bei den folgenden Songs nicht ändern.
Zu erwähnen ist hier in jedem Fall der Highspeed-Rocker "Evil One" mit seinem wilden Gitarren-Solo, der typische Abrock-Track "It's not Love" und das ähnlich gestrickte "Need the Nite" aber auch der gefühlvolle ruhige Ausklang "It ain't easy", der den beeindruckenden Schlusspunkt unter ein Sleaze-Rock-Album setzt, welches vor Abwechslung nur so strotzt, weil es bis an die Ränder des Genres sämtliche Spielarten perfekt bedient. Hätte man nicht genau solch ein Album von den viel gelobten Szene-Größen Mötley Crüe & Co erwarten dürfen?
Fazit: Die Schweden haben ihre Hausaufgaben gemacht und es tatsächlich mit BOYS TOWN geschafft, die Zeiten zu überdauern und dem Sleaze Rock der 80er und 90er Jahre neuen Schwung verpasst. Von Up-Tempo bis hin zu gefühlvollen Balladen ist alles blitzsauber komponiert und trotz Anleihen in der Vergangenheit mit einer guten und gesunden Portion Frische und Lebendigkeit angereichert. Ein direkter Vergleich zwischen SAINTS OF LOS ANGELES (Mötley Crüe) und BOYS TOWN rentiert sich in jedem Fall, will man das Ranking für die Thron-Anwartschaft des Sleaze Rock einen Update verpassen - wohlgemerkt "Update" und nicht "Upgrade".
Anspieltipps:
Der druckvolle Opener "Rock out", die gitarrenlastige Halb-Ballade "Scar for Life", der Up-Tempo-Rocker "Crashlanding", der schnellste Song des Albums "Evil One" und die abschließende Ballade "It ain't easy".
Tipp:
Wem die Nasty Idols bisher durch die Lappen gegangen sind, weil man dem Sleaze Rock erst seit kurzem verfallen ist, der trifft mit diesem Album BOYS TOWN sicherlich ins Schwarze. Die Fans der ersten Stunde sind sowieso begeistert über die Nachricht eines neuen Albums und können bedenkenlos blind zugreifen. (Quelle: hardharderheavy.de)
Myspace:
www.myspace.com/thenastyidols